Demenz: Diagnose aus dem Blut
Neue Biomarker im Blut zu identifizieren, um Alzheimer und andere Demenzen diagnostizieren zu können das ist das Ziel eines translationalen Forschungsprojekts, das im Februar in dem von Prof. Christian Humpel geleiteten Psychiatrischen Labor für experimentelle Alzheimerforschung startet. Das Projekt wird vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziert.
Demenzen sind die bedeutendsten Erkrankungen der Bevölkerung über 60 Jahre und sind charakterisiert durch eine Verschlechterung der Gedächtnisleistung und der kognitiven Fähigkeiten. Alltägliche Lebensvorgänge werden dadurch stark beinträchtigt. Es gibt verschiedene Formen der Demenz, die schwerste ist die Alzheimersche Erkrankung, eine progressive neurodegenerative Erkrankung des Gehirns. Die zweithäufigste Form sind Demenzen bei Durchblutungsstörungen im Gehirn (vaskuläre Demenz). Daneben werden aber auch noch zahlreiche andere Formen der Demenz unterschieden, wie die frontotemporale Demenz (FTLD, Pick Erkrankung, Frontalhirndemenz), Mischdemenzen von DAT und vaD, Lewy-Körper Demenzen, Alkoholdemenzen und Demenzen bei anderen degenerativen Erkrankungen (wie z.B. Parkinson, HIV, Creutzfeld-Jacob).
Routinediagnose etabliert
Der sichere Nachweis einer Alzheimerdemenz kann erst nach dem Tod eines Patienten durch die Darstellung der charakteristischen Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Einschlüsse festgestellt werden. Mittels neuropsychologischer Tests, bildgebenden Verfahren und Liquormarkern kann die Medizin diese Krankheit heutzutage jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit diagnostizieren. Seit Anfang des Jahres 2005 haben wir hier in Innsbruck die Diagnostik der Alzheimerdemenz routinemäßig etabliert, so Prof. Christian Humpel, Leiter des Psychiatrischen Labors für experimentelle Alzheimerforschung. Dabei werden die drei Parameter Beta-Amyloid(1-42), Gesamt-Tau und Phospho-Tau-181 gemessen und eine Demenz vom Alzheimer-Typ mit sehr hoher Genauigkeit von über 90% und einer Spezifität von über 95% diagnostiziert. Die Unterscheidung von anderen Demenzen ist nicht eindeutig, jedoch lassen veränderte Parameter im Liquor andere Formen der Demenz in einem Graubereich erkennen.
Biomarker im Blut
Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten translationalen Forschungsprojekts wollen die Forscher am Psychiatrischen Labor nun einen Weg finden, auf dem Alzheimer und andere Formen der Demenz schneller und einfacher diagnostiziert werden können. Dazu suchen sie im Blut von Demenzpatienten geeignete Biomarker. In den nächsten drei Jahren werden wir Blut und Blutzellen von Demenzpatienten untersuchen und dabei vor allem Seneszenzmarker, wie z.B. Telomerase oder p53, Ubiquitinmarker und Zelladhäsionsmarker bestimmen, erklärt Prof. Humpel. Es scheint aber schon jetzt klar zu sein, dass nur die Kombination mehrere Biomarker zugleich eine spezifische Aussage erlauben wird.