Angiogenese: Neuer Marker für Tumorgefäße
Tumorgefäße unterscheiden sich morphologisch und auch in ihrem Proteinexpressionsprofil von normalen Blutgefäßen. Innsbrucker Wissenschaftler um Univ.-Doz. Eberhard Gunsilius von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Onkologie haben nun einen neuen Marker für Blutgefäße in bösartigen Tumoren entdeckt.
Mitarbeiter des Labors für Tumorbiologie und Angiogenese der von Prof. Günther Gastl geleiteten Klinischen Abteilung für Hämatologie und Onkologie haben vor Jahren erstmals gezeigt, dass beim Menschen endotheliale Vorläuferzellen aus dem Knochenmark in die Wand von Blutgefässen eingebaut werden. In einer aktuellen Arbeit konnte die Gruppe um Univ.-Doz. Eberhard Gunsilius nun im Rahmen eines vom FWF geförderten Nationalen Forschungsnetzwerks (Tumor targeting with transgenic endothelial cells, NFN S94-B11) zeigen, dass Tumorgefäße in bösartigen Tumoren einen bisher nicht bekannten Marker (Dickkopf-3, DKK-3) selektiv exprimieren. Dabei handelt es sich um ein Mitglied einer Familie von Faktoren der Dickkopf-Proteinfamilie, die normalerweise in der Embryonalentwicklung des Menschen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Kopfes spielen. In Kooperation mit den Universitätskliniken für Allgemein- und Transplantationschirurgie und für Neurologie sowie ausländischen Forschungspartnern wird derzeit die prognostische Bedeutung dieses Markers bei Tumoren untersucht. Im Tiermodell führt die Überexpression dieses Proteins zu einer erhöhten Dichte von Mikrogefäßen in Tumoren und zu einer Destabilisierung der Blutgefäße. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass durch gezieltes Abschalten des DKK-3 Gens in humanen Endothelzellen die Bildung von Blutgefäßen in Zellkulturexperimenten signifikant gehemmt wird.
Neue Ansätze für Diagnostik und Therapie
Antikörper, die gegen dieses Protein gerichtet sind, könnten eingesetzt werden um Tumorgefäße in bösartigen Tumoren bildgebend sichtbar zu machen und Medikamente gezielt zum Tumor und seinen Metastasen zu transportieren, erklärt Eberhard Gunsilius. Andererseits könnten Moleküle, die die Wirkung von DKK-3 neutralisieren, möglicherweise eine neue Therapieform der so genannten Antiangiogenese werden. Dadurch könnte die Gefäßbildung im Tumor gehemmt und der Tumor von der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung abgeschnitten werden. Die klinische Umsetzung dieser Erkenntnisse kann freilich noch Jahre dauern.