Prestigeträchtiger Preis für i-med-Alumna
Vor zwei Jahren schloss Dr. Bettina Heidecker das Studium an der Medizinischen Universität Innsbruck ab. Seither erforscht sie als Postdoc in den USA diagnostische und prognostische Biomarker für Patienten mit Herzversagen. Vor kurzem wurde sie für ihre Arbeiten mit dem Samuel A. Levine Clinical Young Investigator Award der American Heart Association ausgezeichnet.
Gegen vier Finalisten der Universitäten Harvard, Duke, Johns Hopkins und der Mayo Clinic setzte sich Dr. Bettina Heidecker im November durch: Sie erhielt den renommierten Nachwuchspreis der American Heart Association für eine Präsentation über Biomarker, die dabei helfen sollen, Hochrisikopatienten mit Herzversagen zu identifizieren und den Verlauf der Erkrankung schon im Anfangsstadium vorauszusagen. Mit diesen Forschungen begann sie vor zwei Jahren als Postdoc in der Arbeitsgruppe des Kardiologen Joshua Hare an der Johns Hopkins Universität in Baltimore. Inzwischen hat sich Bettina Heidecker in den Gebieten Bioinformatik und Microarray-Analysen spezialisiert und folgte ihrem Arbeitsgruppenleiter an die Leonard M. Miller School of Medicine der Universität von Miami, wo Joshua Hare zum Direktor der Kardiologie und des interdisziplinären Stammzellinstituts berufen wurde.
Suche nach Biomarkern
Der individuelle Verlauf von Erkrankungen mit Herzversagen variiert sehr stark. Während sich viele Patienten nach einigen Jahren unter Standardtherapie wieder vollständig erholen, haben andere eine sehr schlechte Prognose und benötigen eine offensive Behandlung mit einer unterstützenden Pumpe (ventricular assist device) oder einem Transplantat. Trotz zahlreicher klinischer Tests und experimentell erprobter Laborwerte ist eine genaue Prognosestellung für diese Erkrankungen immer noch sehr schwierig. Die Arbeitsgruppe um Prof. Hare widmet sich schon seit langem diesem Problem. Über einen Zeitraum von 10 Jahren wurden Herzbiopsien von neu erkrankten Patienten mit Herzversagen gesammelt und gleichzeitig der klinische Verlauf der Patienten detailliert verfolgt. Bettina Heidecker begann an der Johns Hopkins Universität die Genexpressionsanalysen von 60 dieser Biopsien unter Verwendung von Microarrays. In Miami setzte sie diese Untersuchungen fort und entdeckte dabei Gene, die bei Patienten, die sich von einem Herzversagen erholt haben, deutlich stärker aktiv waren als in Patienten mit schlechter Prognose. Der Unterschied war so charakteristisch, dass dadurch der klinische Verlauf eines Patienten von einer einzigen Herzbiopsie mit hoher Genauigkeit vorausgesagt werden konnte.
Methode weiter verfeinern
Neben dem klinischen Nutzen haben die entdeckten Gene auch einen großen Wert als mögliche Ziele für die Gentherapie, erklärt Bettina Heidecker. Viele der überexprimierten Gene erscheinen sehr plausibel und könnten die Reversibilität der Erkrankung in Patienten mit guter Prognose erklären. Die therapeutische Stimulation dieser Gene könnte den Verlauf der Erkrankung verbessern, hoffen die Wissenschafter. Dies erfordert jedoch noch weitere Forschung, so Heidecker. Ebenso muss die neue Methode der Prognosestellung in einer größeren Gruppe von Patienten validiert werden. In einer vor kurzem gestarteten prospektiven Studie soll die Genauigkeit der Voraussage in ca. 200 Patienten verfeinert und gleichzeitig das Transkriptom von Blutzellen untersucht werden, da es Hinweise gibt, dass diese als Ersatz für Gewebeproben verwendet werden könnten. Dies würde die Untersuchung für den Patienten wesentlich erleichtern.
Auch bei Herzmuskelentzündungen interessant
Mit den gleichen Methoden haben die Forscher um Dr. Heidecker einen Biomarker entwickelt, der mit sehr hoher Sensitivität eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Nach einer Schätzung tragen diese zu rund einem Drittel der Fälle von Herzversagen bei. Die Diagnosestellung bereitet jedoch immer noch Probleme und die Erkrankung bleibt oft unerkannt. Wird die Herzmuskelentzündung frühzeitig diagnostiziert und behandelt, ist sie in vielen Fällen reversibel. Unser diagnostischer Biomarker erreicht eine sehr hohe Sensitivität und hat damit großen Wert für das frühe Einschlagen einer adäquaten erfolgreichen Therapie, so Heidecker. An ihrem Projekt waren Prof. Joshua Hare und Mitarbeiter der Johns Hopkins Universität in Baltimore und des Brigham und Womens Hospital in Boston beteiligt.
Großes Interesse für die Forschung in Innsbruck entdeckt
Bettina Heidecker studierte in Innsbruck Humanmedizin. Das Medizinstudium in Innsbruck war für mich eine großartige Zeit, so die erfolgreiche Absolventin. Ich habe vom großen Angebot an Zusatzvorlesungen vor allem im Bereich Innere Medizin sehr profitiert und auch einige Praktika im Ausland absolviert. Bereits mit 22 Jahren hatte Heidecker alle Voraussetzungen für den Abschluss des Medizinstudiums erfüllt, widmete sich aber noch einer Doktorarbeit über die Pathophysiologie der Atheroskleroseentstehung. Betreut von Prof. Georg Wick arbeitete sie dazu am damaligen Institut für Experimentelle Pathophysiologie. Während dieser Zeit habe ich wichtige immunologische Labortechniken erlernt, wertvolle Erfahrungen in einer klinischen Studie gesammelt und vor allem mein großes Interesse und meine Neugierde für die Forschung entdeckt, so Bettina Heidecker. Nächstes Jahr werde ich meine Facharztausbildung für Innere Medizin beginnen, und die prospektive Studie zur Validierung unseres Biomarkers weiterführen, so Heidecker abschließend.