Roboterchirurgie: Positive Bilanz
Eine positive Bilanz des Einsatzes des Operationsroboters 'da Vinci' zogen Innsbrucks Chirurgen vergangene Woche. In sieben Jahren wurden an vier Klinischen Abteilungen insgesamt über 650 Eingriffe durchgeführt. Zahlreiche Operationen konnten österreichweit zum ersten Mal durchgeführt werden. Auch international nimmt Innsbruck in der Entwicklung von endoskopischen Roboteroperationen eine Vorreiterrolle ein.
Schon bei der Anschaffung des hochmodernen Operationsroboters da Vinci vor sieben Jahren wurde eine interdisziplinäre Nutzung vereinbart. Seither arbeiten Teams aus vier Innsbrucker Universitätskliniken an dem Gerät und entwickeln eine Vielzahl von komplexen, minimalinvasiven und endoskopischen Eingriffen. Pro Jahr werden mit dem Roboter derzeit rund 100 Operationen in den Bereichen Herzchirurgie, Thoraxchirurgie, Urologie und Gynäkologie durchgeführt. Auch international wird das Roboterprogramm der Innsbrucker Klinik wahrgenommen. Innsbrucker Chirurgen wurden von lokalen Operationsteams bereits mehrfach in die Türkei, nach Indien, Tschechien und Australien eingeladen. Sieben Live-Operationen und über 100 Vorträge auf internationalen Kongressen, knapp 60 Publikationen in renommierten Zeitschriften und mehrere Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationen unterstreichen auch den wissenschaftlichen Stellenwert der Roboterchirurgie an der Innsbrucker Universitätsklinik.
Unterschiedliche Einsatzgebiete
In der Thoraxchirurgie kommt der Operationsroboter vor allem bei der Entfernung des Thymus (Thymektomie) und des Lungenlappens (Lobektomie) zum Einsatz. Gerade die Lobektomie will Prof. Thomas Schmid von der Klinischen Abteilung für Allgemein- und Transplantationschirurgie in Zukunft stark forcieren. In der Urologie werden rekonstruktive Eingriffe, wie die Nierenbeckenplastik, durchgeführt. Hier hat sich der Einsatz des Roboters sehr bewährt. Aber auch die Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) führt das Team der Urologie um Doz. Reinhard Peschel in bestimmten Fällen mit dem Roboter durch. Gerade hier liege ein enormes Potential, so Peschel, werden doch in den USA inzwischen bereits 70 Prozent dieser Eingriffe am Roboter durchgeführt. In der Gynäkologie ist Innsbruck das einzige Zentrum in Österreich, das mit dem Roboter arbeitet. Das Team um Dr. Siegfried Fessler hat bereits eine ganze Reihe von Eingriffen mit Erfolg durchgeführt. In Zukunft soll auch die Entfernung der Gebärmutter in den Operationsplan aufgenommen werden. In der Herzchirurgie führt das Team um Prof. Johannes Bonatti Operationen durch, die überhaupt nur mit dem Operationsroboter möglich sind. Für die Patienten verläuft der Heilungsprozess nach großen Eingriffen schneller und ist auch mit weniger Schmerzen verbunden, weil mit dem Einsatz des OP-Roboters eine Eröffnung des Brustkorbs oder der Bauchhöhle erspart bleibt.
Neue Robotergeneration
Entscheidend für den optimalen Ablauf der Eingriffe sei ein eingespieltes Team, sagen alle Beteiligten. Bei Operationen mit dem Roboter sitzt der Chirurg hinter einer Steuerkonsole und bewegt mittels Joysticks die Roboterinstrumente, die über kleine Schnitte in den Körper des Patienten eingebracht werden. Gleichzeitig steuert er mit den Füßen eine 3-D-Kamera, die ein hochqualitatives Bild des Operationsfeldes liefert. Über Bildschirme kann das gesamte Operationsteam den Eingriff mitverfolgen. Inzwischen ist eine neue Generation des OP-Roboters auf dem Markt. Diese hat vier statt drei Arme und verfügt über deutlich kleine Instrumente. Dadurch werden auch Einsätze in der Kinderchirurgie denkbar. Der Instrumentenwechsel kann bei den neuen Geräten rascher und damit sicherer durchgeführt werden. Die vier Roboterteams an der Innsbrucker Klinik sehen viele Synergien beim gemeinsamen Einsatz des Operationsroboters.