Dank und Anerkennung
Er war 32 Jahre lang Leiter der Abteilung bzw. Sektion für Klinische Biochemie und stand mehrfach dem Institut für Medizinische Chemie und Biochemie der Universität Innsbruck vor. Prof. Bernd Puschendorf trat Ende September in den verdienten Ruhestand. Am Freitag fand aus diesem Anlass in der Aula der Universität ein Symposium zu einem seiner wichtigsten Forschungsgebiete, den kardialen Markern, statt.
Namens des Rektorates danke Vizerektor Prof. Manfred Dierich am Freitag im Rahmen des Symposiums Prof. Bernd Puschendorf für sein großes Engagement. Er lobte dessen selbstlosen Einsatz in der universitären Selbstverwaltung und seine konstruktiv wirkende und der Sache dienende Mitarbeit in zahlreichen inneruniversitären Kommissionen. Dierich hob außerdem Puschendorfs großes Engagement bei der Studienreform hervor und betonte dessen Sinn für das Wohl des Ganzen. Prof. Hans Grunicke, Gründungsrektor der Medizinischen Universität und langjähriger Vorstand des Instituts für Medizinische Chemie und Biochemie, gab einen Einblick in die großteils gemeinsam absolvierte akademische Karriere in Freiburg und Innsbruck. Grunicke verwies auf das außerordentliche Organisationstalent Puschendorfs und dessen große Verdienste um das Zusammengehörigkeitsgefühl am Institut, das einmal fast 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählte. Er dankte Puschendorf für die vielen Jahre selbstlosen Einsatzes. "Niemand hat ihm mehr zu danken wie ich. Mein Leben in Innsbruck wäre ohne ihn sehr viel schwieriger gewesen", so Hans Grunicke. Doz. Andrea Griesmacher von der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie betonte Puschendorfs bedeutende Rolle bei der Umsetzung von aktuellen Forschungsergebnissen in der Labormedizin und strich sein Engagement in den wissenschaftlichen Gesellschaften heraus. Organisiert wurde das Symposium zu Ehren Bernd Puschendorfs von Prof. Johannes Mair von der Klinischen Abteilung für Kardiologie, Doz. Andrea Griesmacher und Dr. Angelika Hammerer-Lercher vom Zentralinstitut für medizinische und chemische Labordiagnostik, Paula Spiss aus dem Büro des Rektors und Dr. Erika Artner.
Umfangreiches wissenschaftliches Werk
In seiner Laudatio würdigte Prof. Hermann Wisser aus Stuttgart das wissenschaftliche Werk von Bernd Puschendorf. Dessen Forschungsschwerpunkte reichten von der Klinischen Chemie und Pathobiochemie des kardiovaskulären Systems über die muskulären Strukturproteine bis zur Analytik von Histonen und deren funktioneller Bedeutung. Die Suche nach neuen biochemischen Markern für die Kardiologie dominierte lange Zeit seine Arbeit. Bereits 1983 erschien die erste Arbeit über einen kardialen Marker, ab 1986 wurde diese Forschungsrichtung zum Schwerpunkt der Abteilung. Die Forschungen wurden in enger Kooperation mit Klinkern in Innsbruck, aber auch Forschern aus Freiburg, Wien, Berlin und Montpellier durchgeführt. Parallel dazu untersuchte Puschendorf in Kooperation mit der Innsbrucker Sportmedizin und der Neurologie sowie slowakischen Forschern Skelettmuskelproteine. Diese Forschungen führten zu neuen Erkenntnissen bei exzentrischer und konzentrischer Belastung für das Training und bei Schwerelosigkeit. Puschendorfs wissenschaftliches Werk umfasst rund 150 Originalarbeiten, 15 Reviews und 27 Buchbeiträge. Für seine Forschungen hat er mehrere Preise erhalten, unter anderem den Myk-Gulden-Forschungspreis, die Leonor-Michaelis-Medaille und mehrfach den Höchst-Preis. Puschendorf zeigte großes Engagement in der universitären Selbstverwaltung und war über 30 Jahre ein akzeptierter Prüfer für Chemie und Biochemie. Mit Cicero und Norberto Bobbio gab Prof. Witter dem nun in den Ruhestand tretenden Wissenschaftler und Universitätslehrer zum Abschluss noch einige Ratschläge für die neue Lebensphase mit auf den Weg.
Von Berlin und Freiburg nach Tirol
Bernd Puschendorf wurde 1942 in Berlin geboren und studierte von 1961 bis 1966 an der Universität Freiburg Medizin. Von 1967 bis 1968 arbeitete er dort als Medizinalassistent. Ab September 1968 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe von Prof. Hans Grunicke am Biochemischen Institut der Medizinischen Fakultät. 1969 wurde er Assistent und widmete sich Untersuchungen über den Einfluss von Pharmaka auf Struktur und Funktion von Nukleinsäuren und Chromatin. 1973 habilitierte sich Puschendorf mit einer Arbeit zum Wirkungsmechanismus von Distamycin A. Mit Beginn des Jahres 1975 wechselte er an die Medizinische Fakultät der Universität Innsbruck und wurde Leiter der Abteilung für Klinische Biochemie an dem von Prof. Hans Grunicke geführten Institut für Medizinische Chemie und Biochemie. Hier widmete sich Bernd Puschendorf intensiv dem Aufbau seiner Abteilung und der Neugestaltung des Unterrichts in Chemie und Biochemie sowie der Einrichtung des neuen Wahlfaches Klinische Chemie und Labordiagnostik. 1979 wurde Puschendorf zum Professor für Medizinische Chemie ernannt und übernahm mehrere Male (1982-1984, 1994-1996, 1999-2003) auch die Leitung des Instituts. Nach der Gründung der Medizinischen Universität und des Biozentrums Innsbruck stand Bernd Puschendorf bis zu seiner Pensionierung der Sektion für Klinische Biochemie vor.