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Notfallmedizin: Schnell und richtig entscheiden

Im Notfall zählt jede Sekunde. NotärztInnen müssen jedes Mal wieder schnell und treffsicher entscheiden, ob bei Atemnot, Brustschmerz oder gar Kreislaufstillstand. Zur Unterstützung der NotärztInnen haben Innsbrucker Internisten bereits vor knapp 20 Jahren ein entsprechend kompaktes Einsatz-Handbuch herausgegeben. Dieses Kompendium wurde nun von Dozenten der Medizinischen Universität neu aufgelegt, komplett überarbeitet gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft.

Im Notfall stellen die erstversorgenden ÄrztInnen die Weichen für die optimale Behandlung ihrer PatientInnen. Sie müssen in jeder Notfallsituation flexibel handeln und ihre Therapie entsprechend anpassen. Dabei ist es unerlässlich die Übersicht zu bewahren, eine treffsichere Reihenfolge einzuhalten und letztlich richtige Entscheidungen zu treffen. „Dabei ist es sehr hilfreich, wenn die Kolleginnen und Kollegen im Notfall eine griffige Gedächtnisstütze und Anleitung zur Hand haben, für eben diese schnellen und richtigen Entscheidungen“, betont Univ.-Prof. Dr. Christoph Pechlaner, der federführende Autor des neuen Notfallkompendiums.

Erfolgreiche Innsbrucker Tradition

Die Unterstützung von NotfallmedizinerInnen hat in Innsbruck bereits eine gewisse Tradition. Bereits vor knapp 20 Jahren fasste Dr. Maximilian Ledochowski, die so genannten „Überlebensblätter“, eine Ansammlung von Merkblättern, die AusbildungsärztInnen immer wieder an ihre Kolleginnen und Kollegen weitergegeben haben, zu einem ersten Buch zusammen. Dieses Buch erfreute sich zwei Auflagen hindurch größter Beliebtheit unter den NotfallmedizinerInnen und wurde sogar ins Spanische und Französische übersetzt. Es entstand quasi eine „Innsbrucker Schule“ im Umgang mit NotfallpatientInnen. ExpertInnen der Medizinischen Universität Innsbruck haben, koordiniert von Christoph Pechlaner, das Kompendium jetzt völlig neu überarbeitet. Dabei floss die langjährige Notfallerfahrung der Autoren mit ein, darunter von Univ.-Prof. Dr. Michael Joannidis und Doz. Dr. Maximilian Ledochowski von der Universitätsklinik Innsbruck, sowie von Univ.-Prof. Dr. Peter Lechleitner, jetzt Primar am Bezirkskrankenhaus Lienz, und Univ.-Prof. Dr. Christian J. Wiedermann, jetzt Primar am Zentralkrankenhaus Bozen. „Schon der Dichter Lessing bemerkte einmal: 'Hätte ich mehr Zeit gehabt, so hätte ich Ihnen einen kürzeren Brief geschrieben'. Wir haben dem entsprechend sehr viel Zeit aufgewandt, um systematisch Leitlinen und 'State of the Art' zu durchforsten und, um all die Informationen notfalltauglich zu destillieren und strukturieren. Dazu haben 30 weitere FachkollegInnen mit ihrer Expertise und Erfahrung wesentlich beigetragen“ so Christoph Pechlaner.

Dynamische Entwicklungen in der Notfallmedizin

Die Anforderungen an die moderne Notfall- und Akutmedizin wachsen ständig. Allein in der Notaufnahme im Medizinzentrum Anichstraße der Universitätsklinik werden jährlich fast 20.000 Patienten betreut. Europaweit wurden und werden Notfalleinrichtungen ausgebaut und weiterentwickelt. Der aktuelle Trend geht hin zu zentralen, gemeinsamen Notaufnahmen, zu „Emergency Rooms“, wie sie in den USA vor über 30 Jahren flächendeckend eingerichtet wurden. Dies wurde damals durch den Vietnamkrieg ausgelöst, als man festgestellte, dass Verwundete in Vietnam deutlich besser versorgt wurden, als die Opfer von Verkehrsunfällen zu Hause. Weiters richten auch in Europa immer mehr Krankenhäuser eigene Notfallstationen ein, die den Notfallambulanzen direkt angeschlossen sind. An unserer Universitätsklinik war dies 2001 der Fall, mit Eröffnung der gemeinsamen Notaufnahme im Medizinzentrum Anichstraße. Notfallstationen sind Kurzzeit-Stationen, die bei vielen PatientInnen, beispielsweise mit Brustschmerzen oder bei einer Vergiftung, die Betreuung verbessern. Einzelne europäische Länder wie Großbritannien und Tschechien, haben bereits eigenständige „FachärztInnen für Notfallmedizin“ eingeführt, ganz nach dem Beispiel der „Emergency Physicians“ in den USA. Dies sind eigenständige FachärztInnen, wie etwa Internist/in oder Neurologe/in, mit einer speziellen, universitären Facharztausbildung, eigenen Gesellschaften und Fachzeitschriften.

Notfallmedizinische Patientenbetreuung, Lehre und Forschung

Mit dem Notfallbuch wollen die Autoren dazu beitragen, die hohe Qualität der Patientenbetreuung auch in Innsbruck weiter zu steigern. Doch nicht nur das. "Notfallmedizinische universitäre Lehre ist sehr gefragt. Lernbegierige drängen in Notaufnahmen und Notfallkurse. Das Notfallbuch soll auch dazu beitragen, den Lernerfolg zu sichern," so Pechlaner. Die Innsbrucker Experten arbeiten bereits an der nächsten Auflage, die mit den stetigen Fortschritten der internationalen notfallmedizinischen Forschung Schritt halten soll.