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Gute Chancen für Patienten

Patienten der Intensivstation der Univ.-Klinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck haben sehr gute Chancen auf Heilung. Das zeigt eine weltweit erstmals durchgeführte Studie über den Langzeiterfolg neurologischer Intensivmedizin, die in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Critical Care Medicine“ veröffentlicht ist und der auch der Feature-Artikel gewidmet ist.

Die intensivmedizinsche Betreuung von Patientinnen und Patienten ist in der modernen Medizin eine hoch spezialisierte Angelegenheit. Für die behandelnden MedizinerInnen ist es daher wichtig zu wissen, wie sich die Situation der Patientinnen und Patienten nach dem Aufenthalt im Krankenhaus entwickelt. Diese Fragestellung war der Ausgangspunkt einer weltweit erstmals durchgeführten und international viel beachteten Studie über das Überleben, die Sterblichkeit sowie die langfristige gesundheitliche Verfassung einer großen Gruppe unausgewählter Intensivpatienten über einen längeren Zeitraum, die ein Forschungsteam der Intensivstation der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Erich Schmutzhard und Dr. Gregor Brössner durchgeführt hat. Das Ergebnis ist sehr positiv: Von den 1.155 Patientinnen und Patienten die im Zeitraum von drei Jahren auf der neurologischen Intensivstation behandelt wurden, ist heute knapp die Hälfte nahezu vollständig gesund, steht wieder im Leben und kann ihren Tätigkeiten nachgehen.

Weltweit erste Langzeitstudie

Insgesamt wurden jene 1.155 Patientinnen und Patienten in die Studie eingebunden, die im Zeitraum zwischen Februar 2002 und Februar 2005 wegen Gehirnblutung, malignen, ischämischen Schlaganfalles, Gehirnhautentzündung, traumatischen Kopfverletzungen sowie Epilepsie (status epilepticus) auf der neurologischen Intensivstation behandelt wurden. Von diesen 679 männlichen (59 Prozent) und 476 weiblichen (41 Prozent) Patienten mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren erlagen 213 (18 Prozent) bereits auf der Intensivstation den Folgen ihrer schweren Erkrankung. Bei 662 Patienten konnten die Neurologen mittels Telefoninterview erheben, wie es ihnen heute, im Durchschnitt zweieinhalb Jahre nach dem Aufenthalt im Krankenhaus, geht. Dabei zeigte sich, dass rund die Hälfte dieser PatientInnen in bester Verfassung und vollständig genesen sind. Weniger als ein Drittel der Befragten sind dauerhaft behindert. 95 weitere PatientInnen waren zum Zeitpunkt dieses Interviews nicht mehr am Leben und 280 überlebende Patienten, großteils aus dem Ausland, waren nicht erreichbar und konnten daher nicht befragt werden.

Interessante Erkenntnisse

Neben der Tatsache, dass knapp 50 Prozent der PatientInnen nach ihrem Klinikaufenthalt wieder nahezu vollständig genesen sind, zeigte sich, dass dies auch sehr schnell geschieht. „Zwei Drittel dieser Patientinnen und Patienten haben dies sogar bereits ein Jahr nach der Behandlung geschafft“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Erich Schmutzhard, der Leiter der Studie. „Unsere Studie zeigt klar, dass es sich lohnt, Patienten in organspezifisch hoch spezialisierten Intensivstationen zu behandeln; schließlich besteht eine große Chance, dass diese sehr schwer kranken Menschen wieder vollständig gesund werden“, betont der Mediziner. Das Forscherteam hat im Zuge der Studie auch analysiert, welche möglichen Faktoren dazu führen, dass ein Patient langfristig gut überlebt. „Dass mit höherem Alter und dem Schwergrad der Erkrankung das Risiko steigt, trotz bester Behandlung nach einer Hirnerkrankung dauerhaft schwer behindert zu bleiben, ist wenig überraschend. Allerdings konnten wir feststellen, dass ein längerer Aufenthalt in einer Intensivstation kein ungünstiges Ergebnis bedingt. Auch längere Intensivmedizin macht daher sehr wohl Sinn. Wir konnten die in der Öffentlichkeit weit verbreitete Meinung, dass jemand, der über einen längeren Zeitraum auf einer neurologischen Intensivstation liegt, ein so genannter hoffnungsloser Fall ist, widerlegen und zeigen, dass die meist unreflektierte Scheu vor einer vermeintlichen Apparatemedizin, weitgehend unbegründet ist“, erklärt Dr. Gregor Brössner, der Erstautor der Studie.

Gute Grundlage geschaffen

Die Studie des insgesamt neunköpfigen Teams der Innsbrucker Neurologie bietet nun eine solide Grundlage für die weitere Spezialisierung neurologischer Intensivstationen – so genannter Neurological Intensive Care Units, kurz Neuro-ICU genannt – sowie für gesundheitspolitische Entscheidungen. Nicht zuletzt deshalb hat sich das renommierte Fachjournal „Critcal Care Medicine“ auch diese Themas angenommen und der Studie auch einen Feature-Artical gewidmet. Aufbauend auf ihren Erkenntnissen wollen die WissenschaftlerInnen, nun weitere Studien zu einzelnen, spezifischen Krankheitsbilder durchführen. Ziel ist dabei, die Diagnostik zum Zeitpunkt der Einlieferung weiterhin akribisch zu verfeinern und Faktoren herauszufinden, die die Genesung positiv beeinflussen. Längerfrisitig ist geplant, eine Datenbank für neurologische Intensivpatienten, ähnlich den bereits bestehenden Tumorregister und Schlaganfallregister aufzubauen, um qualitativ hochwertige Informationen als Entscheidungsgrundlage auch in der Notfallmedizin bieten kann.