Bestenliste mit Fragezeichen
Am Jahresende und im Sommerloch werden die Zeitungsseiten gerne mit Bestenlisten gefüllt. Auch die Wissenschaft bleibt davon nicht verschont. Jedes Jahr im Sommer warten Medien und Hochschulmanager auf das Ranking der Shanghai Jiao Tong Universität, an der "Academic Ranking of World Universities" erstellt wird. Sieben österreichische Universitäten finden sich auch heuer wieder in der Bestenliste.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist laut dem Shanghai Ranking wie in den vergangenen Jahren unter den Top 500 Universitäten der Welt. Angeführt wird die Bestenliste der Wissenschaftler um Prof. Nian Cai Liu von den Universitäten Harvard, Stanford, Berkeley, Cambridge, MIT, Caltech, Columbia, Princeton, Chicago und Oxford. Die erste österreichische Universität ist Wien mit einem Rang zwischen 151 und 202. Vor zwei Jahren noch lag die Universität Wien auf Platz 85. Als zweite österreichische Universität folgt die Medizinische Universität Wien auf einem Rang zwischen 203 und 304. Einen Rückschlag musste die Universität Innsbruck hinnehmen, die bisher unter den Top 300 gereiht war. In diesem Jahr reichte es nur mehr für einen Platz zwischen 305 und 401. In diesem Feld findet sich auch die Universität Graz. Die Medizinischen Universitäten Innsbruck und Graz sowie die TU Wien folgen im letzten Fünftel der Wertung.
Amerikanische Universitäten klar in Führung
Die chinesischen Bildungsforscher sammeln die Daten von über 2.000 Universitäten weltweit und reihen die akademischen Bildungsstätten nach sechs gewichteten Kriterien: der Anzahl von Nobelpreisträgern, die an einer Universität ausgebildet wurden, der Anzahl von Nobelpreisträgern, die zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung an einer Institution tätig waren, den meistzitierten Forschern in 21 wissenschaftlichen Bereichen, der Zahl der Beiträge in den Zeitschriften Science und Nature, der Gesamtzahl der Artikel im Science Citation Index sowie der Größe der Institution. Die Nationenwertung führen die USA klar vor Großbritannien, Japan, Deutschland, Kanada und Frankreich an. Unter den Top 20 befinden sich siebzehn US-amerikanische, zwei britische und ein japanische Universität. Österreich ist auf Rang 21 zurückgefallen und liegt hinter Ländern wie Dänemark, Norwegen, Finnland, Belgien, Italien, Spanien und Südkorea.
Mangelnde Aussagekraft?
Dass ein solches Ranking nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt, liegt in der Natur der Sache, sind doch die Kriterien der Bewertung sehr eng gefasst. Diese richten sich im Wesentlichen nach öffentlichkeitswirksamen Merkmalen und sind sehr grobkörnig. Das Ranking darf daher nicht mit einer Leistungsschau im eigentlichen Sinne verwechselt werden. Kritiker bemängeln außerdem, dass in der Auswertung die zur Verfügung stehenden Budgets nicht berücksichtigt werden. Auch das große Gewicht von Nobelpreisauszeichnungen wird der eigentlichen Leistung einer Universität nicht gerecht. Das Ranking aus Shanghai gibt nur wenig Auskunft über die Forschungs- und Lehrleistung einer Universität, es spiegelt vielmehr das Machtverhältnis im globalen Wissenschaftsmarkt deutlich wieder.