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Optimale Therapie nach Nierentransplantation

In einer großen multizentrischen Studie haben Wissenschaftler unter der Leitung von Innsbrucker Forschern die optimale Therapie zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantationen bei Kindern und Jugendlichen erforscht. Mit der Langzeitstudie stehen der Medizin erstmals aussagekräftige Ergebnisse in einem Bereich zur Verfügung, in dem die Datenlage bisher extrem schlecht war.

Die künstliche Unterdrückung von Immunreaktionen nach Transplantationen ist von entscheidender Bedeutung für die Vermeidung von akuten Abstoßungsreaktionen. Dabei kommen entzündungshemmende Kortikosteroide, zytotoxische Medikamente und verschiedene Pilz- und Bakterienwirkstoffe zum Einsatz. In einer groß angelegten Langzeitstudie unter Innsbrucker Leitung haben europäische Wissenschaftler nun die erwünschten und unerwünschten Wirkungen des immunsuppressiven Medikamentes Mycophenolat Mofetil (MMF) nach Nierentransplantationen bei Kindern und Jugendlichen überprüft. „Die Datenlage ist besonders für den Bereich der Pädiatrie extrem schlecht und erfordert groß angelegte Studien zur Erhebung von Langzeitdaten“, erklärt die Erstautorin der Studie, Dr. Therese Jungraithmayr von der Innsbrucker Kinderklinik. Die größte europäische multizentrische Studie zur Langzeitevaluierung des Medikaments brachte vielversprechende Ergebnisse. 86 pädiatrische nierentransplantierte Patienten wurden mit einer immunsuppressiven Dreier-Kombination aus MMF, Cyclosporin A und Prednison behandelt und mit einer Gruppe von 54 Patienten verglichen, die Azathioprin statt MMF erhalten hatten. Nach fünf Jahren lag bei der mit MMF behandelten Patientengruppe die Überlebensrate der Transplantate bei über 90 Prozent gegenüber unter 70 Prozent bei der anderen Gruppe. Bei der ersten Gruppe wurden im Verlauf von fünf Jahren bei rund der Hälfte der Patienten Abstoßungsreaktionen festgestellt, bei der zweiten Gruppe bei über 60 Prozent.

Ermutigende Ergebnisse

„Berechnet man anhand der vorliegenden Daten die zu erwartende Transplantatüberlebenszeit, ergibt sich bei unkompliziertem Verlauf eine Zeit von 14 Jahren für MMF- und 8 Jahren für AZA-Patienten, nach der erst die Hälfte der Organe nicht mehr funktionstüchtig sind“, erklärt Dr. Jungraithmayr. „Wir konnten also zeigen, dass die nach einer Nierentransplantation notwendige Immunsuppression zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen und zum Erhalt des Transplantates im fremden Organismus optimal durch die Kombinationstherapie mit MMF zu erreichen ist. Das hervorragende 5-Jahres-Transplantatüberleben von 91 Prozent war assoziiert mit einer geringen Anzahl von nur leicht ausgeprägten Nebenwirkungen, wie Bauchschmerzen oder Diarrhöe und subklinischen Infektionen. Bösartige Tumore traten nicht auf.“ Dr. Therese Jungraithmayr hat in Marburg und Wien Medizin studiert und zunächst an der Kinderklinik in Freiburg gearbeitet. 2002 kam sie dann an die Innsbrucker Kinderklinik. Nach einem Jahr an der Universitätsklinik in Heidelberg, arbeitet sie seit kurzem wieder an der von Prof. Lothar Zimmerhackl geleiteten Univ.-Klinik für Pädiatrie I in Innsbruck.