Alternsforschung im Brennpunkt
Im Rahmen des Life Science Circle luden die Tiroler Zukunftsstiftung und aws Austria Wirtschaftsservice Anfang Juli zu einer Veranstaltung über neue Produkte und Leistungen im Hinblick auf die höhere Lebenserwartung der Bevölkerung und die daraus resultierenden neuen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Das Thema lautete: "Alternsforschung betrifft uns alle - früher oder später".
Die Alterspyramide verschiebt sich von Jahr zu Jahr. Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2050 wird ein Drittel der Tirolerinnen und Tiroler über 60 Jahre alt sein. Die durchschnittliche Lebenserwartung wird dann für Männer bei 84 Jahren und für Frauen bei 89 Jahren liegen. Diese Entwicklung bringt neue Herausforderungen für die medizinische Forschung und die Gesundheitsversorgung mit sich. Gesundheitsexperten sowie Forscherinnen und Forscher gaben im Rahmen der Veranstaltung im Haus der Begegnung Einblicke in die Zukunftsprognosen und die sozialen und wirtschaftlichen Potenziale, die sich daraus in den kommenden Jahren ergeben. Die Initiatoren Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Tiroler Zukunftsstiftung und Dr. Franz Schmidthaler von aws Austria Wirtschaftsservice freuten sich über die zahlreichen Teilnehmer.
Tirol rangiert mit Alternsforschung im Spitzenfeld
Am Forschungsstandort Tirol wurden die höhere Lebenserwartung der Bevölkerung und die daraus resultierenden neuen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen schon in den 90er Jahren erkannt. 1992 gründete die Österreichische Akademie der Wissenschaften in Innsbruck ein der Alternsforschung gewidmetes Institut, das Institut für Biomedizinische Alternsforschung. Dort sind heute über 50 Mitarbeiter tätig. Es konnte sich bereits international hervorragend positionieren. Prof. Georg Wick vom Biozentrum Innsbruck und Gründervater des Alternsforschungsinstituts: Die Alternsforschung hat das Ziel, das Phänomen des Alterns von verschiedenster geistes- und naturwissenschaftlicher Warte aus zu untersuchen. Die biologischen Grundlagen des Alterns sind noch weit von einer Klärung entfernt. Es ist heute aber bewiesen, dass der Alterungsprozess sowohl durch genetische als auch durch Umweltfaktoren gesteuert wird. Erstere können wir beim Menschen noch nicht beeinflussen, die Kenntnis letzterer wird es uns aber erlauben, die uns genetisch zugewiesene Lebensspanne optimal zu nutzen. Abgesehen von dem grundlegenden wissenschaftlichen Interesse am Verständnis des Alterns, sollten die Erkenntnisse der verschiedensten Disziplinen der Gerontologie auch als Grundlage für politische Entscheidungen, wie beispielsweise jene im Zusammenhang mit der Pensions- bzw. Pflegeproblematik, herangezogen werden.
Wunschvorstellung: gesundes Altern
Mit dieser Problematik befasst sich auch die Leiterin des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung, Prof. Beatrix Grubeck-Loebenstein: Die gesundheitlichen Probleme dieser älteren Bevölkerungsschicht stellen eine enorme sozioökonomische Herausforderung für alle Bereiche unserer Gesellschaft dar. Experten sind sich einig, dass großangelegte effiziente Forschungsinitiativen nötig sind, um den anstehenden Problemen Herr zu werden und gesundes Altern zu ermöglichen. Österreich hat gegenüber anderen europäischen Staaten einen Vorsprung, indem das Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck gegründet wurde. Durch Erforschung der molekularen Grundlagen des Alterns von Zellen wurden in den letzten Jahren wertvolle Einblicke in den Prozess des Alterns und die Entstehung altersassoziierter Erkrankungen gewonnen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird es in den nächsten Jahren möglich sein, neue Ansätze zur Lösung altersbedingter Gesundheitsprobleme zu entwickeln und somit der Wunschvorstellung gesundes Altern näher zu kommen. Aus der Sicht von Dr. Claudio Albrecht, dem ehemaligen Geschäftsführer der Ratiopharm Gruppe ist der ältere Patient der wichtigste Kunde der Pharmaindustrie: Während diese Industrie mit großen Investitionen in Forschung und Entwicklung den medizinischen Fortschritt vorantreibt, bleiben die täglichen Bedürfnisse des älteren Patienten häufig unbedacht. Eine stärkere Hinwendung zu diesen Bedürfnissen kann einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil für ein Pharmaunternehmen bedeuten."
Mit Würde und ohne Tabus Altern
Verschiedene Therapie- und Förderungsmöglichkeiten sind für ältere Menschen und deren Angehörige angedacht. Dazu gibt es ein Projekt von Mag. Edith Span von der M.A.S. Alzheimerhilfe. Der Therapie- und Förderungsaufenthalt für Alzheimer Patienten und deren Angehörigen wurde von der M.A.S. Alzheimerhilfe Bad Ischl ins Leben gerufen und bietet stadiengerechtes Training für Betroffene und Schulung und Erholung für Angehörige, sowie Lebenskraft, Lebensfreude und neue Perspektiven für die Zukunft. Ziel ist es, die Familie zu stabilisieren, um einen vorzeitigen Ausfall der Betreuungsperson zu verhindern und so unser Sozialsystem zu entlasten, so Edith Span. Damit die Empathie für ältere Menschen steigt wurde ein Alterssimulationsanzug erfunden. Dr. Roland Schoeffel, SD&C Schoeffel Design & Consulting GmbH über diese Erfindung: Es ist unsere Erfahrung aus der industriellen Beratungstätigkeit, dass statistische Daten allein nicht die vitale Bedeutung der Veränderungen im Alter zu vermitteln vermögen. Der Alterssimulationsanzug hilft hier weiter, indem er das persönliche Erleben des Altseins erlaubt. Er flößt so jungen Leuten Respekt vor dem Abenteuer des Altseins ein und verdeutlicht Entwicklern und Managern in der Industrie eindrucksvoll, auf welchen veränderten demografischen Bedarf sie ihre Firmen jetzt ausrichten müssen.