Österreichpremiere an der Kinderkardiologie
Erstmals in Österreich wurde vor kurzem an der Kardiologie der Innsbrucker Kinderklinik eine nicht mehr funktionierende Herzklappe ohne offene Herzoperation ersetzt. Den Eingriff führte der Direktor der Univ.-Klinik für Pädiatrie III - Kardiologie, Prof. Jörg Stein, durch.
Im Herzkatheterlabor wurde über die Beinvene ein dünner Kunststoffschlauch bis ins Herz vorgeschoben. Am Ende dieses Katheters befindet sich ein dehnbarer Ballon und auf diesem eine neu entwickelte Kunstklappe, die aus einem Metallgitterröhrchen (Stent) ähnlich jenen bei Herzkranzgefäßverengung verwendeten besteht. Innerhalb dieses Stents ist eine neue Klappe aus Rindervene eingenäht. Das ganze System ist auf einige Millimeter zusammengedrückt, um es über die Gefäße in das Herz an die richtige Stelle, die Lungenschlagader, vorschieben zu können. Ist die Klappe in Position, wird der Ballon aufgeblasen in diesem Fall mit Flüssigkeit und Kontrastmitteln, nicht mit Luft. Damit entfalten sich der Stent und die Klappe. Die alte nicht mehr funktionstüchtige Klappe wird dabei an die Wand gedrückt. Gleichzeitig wird auch die Lungenschlagader auf eine normale Weite gebracht. Der Eingriff dauert rund eineinhalb bis zwei Stunden. Schonende Methode Die Patienten können anschließend auf die Normalstation verlegt und nach 48 Stunden entlassen werden. Aufgrund der Vermeidung einer offenen Herzoperation haben sie keine neue Narbe und benötigen keine intensivmedizinische Betreuung. Geeignet ist dieser Eingriff für Patienten mit einer verengten Lungenschlagaderklappe ab einem Körpergewicht von 25 kg.
250. Herzklappe eingesetzt
Die Methode wurde von dem Kinderkardiologen Prof. Philipp Bonhoeffer zunächst in Paris entwickelt und am Hospital Great Ormond Street in London verfeinert. Seit diesem Jahr ist sie zugelassen und für ausgewählte Zentren mit sehr guter Erfahrung in interventionellen Herzkathetermethoden verfügbar. Am 18. Juni 2007 wurden in Innsbruck gleich zwei Patienten behandelt und dabei die weltweit 250. Klappe dieser Art eingesetzt. Bei beiden musste eine menschliche Klappe der Lungenschlagader, die ihnen in einem früheren Eingriff eingesetzt worden war, ersetzt werden. Diese biologischen Klappen haben den Nachteil, dass sie nicht mit dem Körper mitwachsen und nach einigen Jahren auch verkalken. Somit müssen sie immer wieder operativ ersetzt werden. Mit den neuen Kunstklappen können den Patienten belastende Eingriffe am offenen Herzen erspart werden.
Die Einführung dieser neuen Methode an der Univ.-Klinik für Pädiatrie III erfolgte in Absprache und enger Kooperation mit der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie der Innsbrucker Univ.-Klinik für Chirurgie unter der Leitung von Prof. Günther Laufer.