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Ernährungsspezialisten trafen sich in Innsbruck

In der vergangenen Woche fand im Congress Innsbruck die Dreiländertagung "Ernährung 2007" statt. Über 900 Ärzte, Ernährungswissenschaftler, Gesundheitswissenschaftler, Apotheker, Diätologen und Pflegepersonen nahmen daran teil. Schwerpunkte der Tagung waren Übergewicht und Adipositas, Mangelernährung in Krankenhäusern und Altenheimen sowie Sport und Ernährung.

Übergewicht und Adipositas (Fettsucht) gelten als eine der größten Herausforderungen für die Gesundheitspolitik im 21. Jahrhundert. In vielen europäischen Ländern hat sich die Häufigkeit von Adipositas seit den 1980er-Jahren verdreifacht und die Zahl der Betroffenen steigt weiter rasch an. In Deutschland ist bereits jedes sechste Kind übergewichtig und über sechs Prozent sind adipös. Laut Österreichischem Ernährungsbericht von 2005 liegen der Anteil von Übergewichtigen in Österreich bei 35 Prozent und der Anteil der Adipösen bei sechs Prozent. Eine Vielzahl an Erkrankungen stehen mit der Adipositas im Zusammenhang. Auf diese Situation muss möglichst rasch und umfassenden reagiert werden, sagen die Ernährungsspezialisten. „Hier ist die Politik gefordert“, betonte Prof. Kurt Widhalm von der Wiener Kinderklinik. „Wir müssen auf allen Ebenen gleichzeitig ansetzen und mit bereits bewährten Konzepten eine umfassende Antwort auf diese gesellschaftliche Bedrohung finden.“ Dies erfordere Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Landwirtschaft, Verkehr, Städteplanung, Umweltschutz, Handel, Verarbeitung und Vermarktung von Nahrungsmitteln. Prof. Berthold Koletzko aus München berichtete, dass die Adipositas durch Elternhaus und Umwelteinflüsse schon in früher Kindheit programmiert wird. Diese Auswirkungen lassen sich nur schwer wieder rückgängig machen. Evaluierte Präventions- und Therapieprogramme sind modellhaft vorhanden, müssen aber umgesetzt werden.

„Müssen unsere Alten (ver)hungern?“

Ein weiteres Schwerpunktthema der Tagung war der Mangelernährung im Alter gewidmet. Die Zahl der mangelernährten Patienten im Krankenhaus und in den Alten- und Pflegeheimen liegt zwischen 20 und 50 Prozent. Die Ursache dafür sind zumeist die zugrunde liegende Erkrankung und die gestörte Nahrungszufuhr. Eine Mangelernährung führt aber zu einem verschlechterten Krankheitsverlauf und zu höheren Gesundheitskosten. Die Kongressteilnehmer forderten daher ein systematisches Ernährungsscreening zur Prävention von Mangelernährung. Es gelte auch der Slogan: „Bis 65 rank und schlank, danach sind wohl dosierte Murmeltierpolster angesagt.“ Denn wer im Alter im Krankheitsfall mehr Reserven hat, der hat auch bessere Chancen eine Erkrankung gut zu überstehen, so Prof. Herbert Lochs von der Charité in Berlin. Während gerade junge Menschen auf ein Normalgewicht mit einem Body Mass Index (BMI) bis 25 achten sollten, können Senioren über 80 den BMI durchaus auf 27 bis 28 steigern. Gewichtsabnahmen über 75 Jahren seien hingegen nicht sinnvoll, erklärte Prof. Peter Fasching am Rande der Konferenz.

Ernährung, Bewegung und Lifestyle

Allerdings sei der richtige BMI noch kein Garant für eine gesunde Ernährung, betonte Prof. Monika Lechleitner. Es komme sehr auf die Art der Ernährung und den Lebensstil an. Der Zusammenhang zwischen Lebensstil und Gesundheit bildete einen dritten Schwerpunkt der Tagung im Innsbrucker Congress. Dabei stand die Frage im Zentrum, ob gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung wirklich zu Verbesserungen der Gesundheit führen. Gerade der Wellness-Boom der letzten Jahre stellt viele Verbraucher von so genannten Gesundheitsprodukten vor die Frage, ob wirklich überall dort Gesundheit enthalten ist, wo in dicken Werbelettern diese versprochen wird. Fragen zur Sinnhaftigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln sind ebenso in den medialen Schlagzeilen vertreten wie die Frage nach der möglichen und machbaren Kalorienzufuhr bei extremen körperlichen Ausdauerbelastungen. Prof. Wolfgang Schobersberger verwies auf die Ergebnisse der AMA-Studie, die eine Verbesserung von Markern des Metabolischen Syndroms während eines dreiwöchigen Aktivurlaubs in Höhenregionen aufzeigen konnte. Eine Schätzung der International Agency for Research of Cancer zufolge, lassen sich weltweit etwa 25 Prozent aller Krebserkrankungen auf Adipositas und Bewegungsmangel als Ausdruck eines ungünstigen Lebensstils zurückführen.

Förderpreis für Marcel Winnig

Die gemeinsame Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Klinische Ernährung Österreich (AKE), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), der Gesellschaft für Klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), des Verbandes der Diätologen Österreichs, des Verbandes der Ernährungswissenschafter Österreichs und des Österreichischen Akademischen Institutes für Ernährungsmedizin wurde von Prof. Doris Balogh und Prof. Michael Hackl von der Univ.-Klinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin organisiert. Im Rahmen der Konferenz erhielt der Molekularbiologe Marcel Winnig vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke den mit 5.000 Euro dotierten IDE Förderpreis 2007. In der ausgezeichneten Arbeit beschäftigte sich Winnig mit den molekularen Mechanismen der menschlichen Süßgeschmack-Wahrnehmung. Er hat dazu Süßgeschmacksrezeptoren des Menschen und der Ratte funktionell analysiert.