Verstärkte Zusammenarbeit zwischen Nepal und Tirol
Innsbruck im Herzen der Alpen und die Hauptstadt im Himalaja, Katmandu, rücken näher zusammen. Am Dienstag besuchte der Vizerektor der Universität Katmandu, Prof. Bhadra Man Tuladhar, die Medizinische Universität Innsbruck. Er traf dabei auch mit Rektor Prof. Clemens Sorg zusammen und diskutierte mit ihm über Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Bereits jetzt werden mit Unterstützung der Nepalhilfe Tirol Fachärzte aus Katmandu in Innsbruck ausgebildet.
Die nepalesische Ärztin Dr. Srijana Dongol absolviert derzeit an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde ihre Facharztausbildung. Es ist dies bereits ihr dritter halbjährige Aufenthalt in Innsbruck, und im Februar nächsten Jahres wird sie ihre Ausbildung in Nepal abschließen. Einer ihrer Prüfer wird dann Prof. Lothar Zimmerhackl, Direktor der Pädiatrie I, sein, der Dr. Dongol an seiner Abteilung ausbildet. Dann soll sie die Leitung der Kinderabteilung am Dhulikhel-Hospital in Nepal übernehmen. Initiiert haben den Austausch MR Dr. Rainer Pieber, Obmann der Fachgruppe für Kinder- und Jugendheilkunde der Ärztekammer Tirol, und Prof. Wolfgang Nairz, Obmann der Nepalhilfe Tirol. Gemeinsam mit der Tilak unter der Leitung von Vorstand Dr. Herbert Weissenböck und dem Kiwanisclub Innsbruck-Amica kommt die Nepalhilfe Tirol auch für die Kosten der Kinderärztin auf.
Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausgelotet
Vizerektor Prof. Bhadra Man Tuladhar besuchte am Dienstag die Einrichtungen der Innsbrucker Kinderklinik und traf mit dem Rektor der Medizinischen Universität, Prof. Clemens Sorg, zusammen. In dem Gespräch wurden Möglichkeiten einer intensiveren akademischen Zusammenarbeit ausgelotet. Dabei kamen der verstärkte Austausch von wissenschaftlichen Lehrern, die Ausbildung von jungen Ärztinnen und Ärzten sowie die Möglichkeit einer Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Höhenmedizin zur Sprache. Die beiden Rektoren vereinbarten erste Schritte in Richtung einer Formalisierung der akademischen Beziehung zwischen den Universitäten. Hier entwickelt sich eine fruchtbare Kooperation zwischen der Hauptstadt der Alpen und der Hauptstadt des Himalaja, bekräftigte Prof. Zimmerhackl, der in Zukunft auch als Gastprofessor in Nepal tätig sein wird.
Ein Vorzeigeprojekt
Nach der Frauenärztin Dr. Sunila Shakya ist Frau Dongol bereits die zweite Ärztin, für die wir eine Facharztausbildung hier in Tirol organisieren konnten, sagte Himalaja-Experte Wolfgang Nairz. Begonnen hat die österreichisch-nepalesische Zusammenarbeit schon vor einigen Jahren. Sie kreiste bisher vor allem um den Auf- und Ausbau des Dhulikhel-Krankenhauses 30 Kilometer außerhalb der nepalesischen Hauptstadt Katmandu. Die Anfänge dieses Projekts liegen fast 20 Jahre zurück. Anfang der 90er-Jahre stellte der nepalesische Arzt Dr. Ram Shrestha österreichischen Partner die Pläne zur Errichtung eines Spitals in seiner Heimatstadt Dhulikhel vor. Ram Shrestha hatte in Wien Medizin studiert und absolvierte seine Facharztausbildung zum Chirurgen am Landeskrankenhaus in Feldkirch. Nepal zählt zu den ärmsten Länder der Welt. Statistisch muss ein Arzt 100.000 Menschen versorgen. Die medizinische Basisversorgung ist erst im Aufbau begriffen. 1994 konnte mit dem Bau des Dhulikhel-Hospitals begonnen werden, 1996 ging das Spital in Betrieb. In den vergangenen zehn Jahren ist das Krankenhaus stetig gewachsen und verfügt nunmehr über 200 Betten. Es fungiert als Lehrkrankenhaus der Universität Katmandu. Prof. Zimmerhackl hatte bereits vor vier Jahren mit dem Dhulikhel-Hospital einen Kooperationsvertrag über die Ausbildung von Kinderärztinnnen und Kinderärzten geschlossen. Die an der Medizinischen Universität Innsbruck ausgebildeten Ärzte übernehmen leitende Funktionen am Dhulikhel-Hospital und leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Krankenversorgung in Nepal. Das Spital hat ein Einzugsgebiet von mehr als 1 Million Menschen. Etwa 60.000 Patienten werden jährlich behandelt, 4.000 davon stationär. Dank des Krankenhauses ist die Kindersterblichkeit um 40 Prozent gesunken, und auch die Sterblichkeit bei Schwangeren im Bezirk ist deutlich zurückgegangen.