Das Herz, ein wunderliches Ding
Herz-Kreislauferkrankungen sind auch Lebensstilerkrankungen, in Bezug auf die Risikofaktoren kommt dem individuellen Verhalten daher eine entscheidende Bedeutung zu. Am vergangenen Wochenende fand in Innsbruck eine Fachtagung des Berufsverbandes Österreichischer Psychologinnen und Psychologen zur Rolle der Psychologie in der Medizin und im Gesundheitswesen statt.
Herz-Kreislauferkrankungen führen die Todesursachenstatistik an und stehen auch im 21. Jahrhundert an der Spitze des Erkrankungsspektrums in den Industrie- und Entwicklungsländern. Fast die Hälfte aller Todesfälle ist auf dieses Krankheitsbild zurückzuführen. Die Behandlung und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen verursacht auch hohe Kosten. Heute herrscht Konsens darüber, dass die Entstehung und der Verlauf der Herz-Kreislauferkrankungen durch ein Wechselspiel zwischen Lebensstil (Ernährung, Zigarettenrauchen, Bewegungsmangel) und genetischer Dispositionen (Alter und Geschlecht) bedingt sind. Psychologische Faktoren wie Depression, erhöhte Stressbelastung und eine erhöhte Ärgerneigung sowie psychosoziale Faktoren wie der sozioökonomische Status, sozialer Rückhalt und durch bestimmte Arbeitsbedingungen ausgelöste aktive Stresserfahrungen sind ebenfalls mitverursachende und den Verlauf mitbestimmende Faktoren.
Herausforderungen an die Psychologie
Die Psychologie ist gefordert ihren Beitrag zur Erforschung und Prävention psychosozialer Risikofaktoren zu leisten und mit Hilfe von psychologischen Interventionen die lebensstilassoziierten Risikofaktoren nachhaltig zu verändern, um die Lebensqualität von Herzkreislaufpatientinnen und -patienten zu verbessern. Dies hat auch die Medizin längst erkannt, betonte Vizerektorin Prof.in Margarethe Hochleitner bei der Eröffnung der Tagung und versicherte den Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Wir wissen, dass wir ihre Unterstützung in diesen Fragen dringend brauchen. Auch durch Herzerkrankungen verursachte psychische Anpassungsstörungen wie Depressionen und Angsterkrankungen bedürfen psychologischer und psychotherapeutischer Behandlungen. Bei der Tagung am Wochenende diskutierten Expertinnen und Experten diese Herausforderungen für die Klinische Psychologie und die Gesundheitspsychologie und spannten dabei einen weiten Bogen von kulturpsychologischen Betrachtungen des Herzens bis hin zu psychologischen Problemen im Rahmen der medizinischen Behandlung. Dr. Peter Pilgermair von der Landessanitätsdirektion appellierte an die anwesenden Experten auch die niedergelassenen Ärzte verstärkt in den Dialog einzubinden. Diesen komme eine entscheidende Bedeutung bei der gezielten Prävention und Rehabilitation zu.
Die Fachtagung wurde vom Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) gemeinsam mit dem Arbeitskreis Kardiopsychologie der Fachsektion Klinische und Gesundheitspsychologie veranstaltet. Organisiert wurde sie von einem Team um Dr. Stefan Höfer von der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Innsbruck. Den von BTV Pro Med gestifteten Preis für das beste wissenschaftliche Poster erhielt Frau Dr. Harb, Sonderkrankenanstalt - Rehabilitationszentrum St. Radegund der PVA für die Arbeit Follow-up der kardiovaskulären Risikofaktoren nach stationärer kardiologischer Rehabilitation.