Weltpremiere in Innsbruck
Ultraschallunterstützte Blockaden der peripheren Nervenbahnen gewinnen in der Regionalanästhesie immer mehr an Bedeutung. Anfang April kamen Anästhesisten aus aller Welt nach Innsbruck, um diese neuen Methode erstmals an Leichen zur trainieren. Das Verfahren zur Simulation ultraschallgezielter Blockadetechniken hat ein Team um Prof. Bernhard Moriggl von der Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie entwickelt.
Im Gegensatz zu herkömmlichen blinden Methoden wie der Nervenstimulation kann das Lokalanästhetikum mit ultraschallgezielten Blockadetechniken unter Sichtkontrolle appliziert werden. Dadurch ergibt sich neben der potentiell höheren Sicherheit auch die Möglichkeit, die Menge des zu verabreichenden Lokalanästhetikums deutlich zu reduzieren, was Kosten spart und Vorteile hinsichtlich der Toxizität bringt. Das erfordert aber neben der korrekten Bildinterpretation ein entsprechendes Trainingsprogramm zur sicheren Anwendung von Punktions- und Kathetertechniken. Bislang konnten diese aus ethischen Gründen nur an Phantomen wie Gelatinemodellen eingeübt werden. Unter Federführung von Prof. Bernhard Moriggl von der Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie wurde seit Sommer 2004 zusammen mit Kollegen der Anästhesie aus Heidelberg, Bochum und Innsbruck um Dr. Jens Kessler, Prof. Thomas Grau und Dr. Lukas Kirchmair die Möglichkeit untersucht, diese Simulation von Blockaden peripherer Nerven am Trainingsmodell Leiche durchzuführen. Die gewonnenen positiven Erfahrungen wurden jetzt im Rahmen des weltweit ersten Ausbildungs- und Trainingskurses an Leichen einer Gruppe interessierter Kollegen aus aller Welt weitergegeben.
Weltweit erster Workshop
Im Anschluss an das 4. Internationale Symposium der Association for Ultrasoundimaging in Regional Anaesthesia (ISURA) im baden-württembergischen Schwetzingen kamen 64 Anästhesisten aus über 20 Ländern nach Innsbruck, um an dem Workshop teilzunehmen. Der Kurs fand am Department für Anatomie, Histologie und Embryologie der Medizinischen Universität Innsbruck statt und wurde in Kooperation mit Anästhesisten der Universitätskliniken Heidelberg und Bochum durchgeführt. Nach einer Eingewöhnungsphase in Sachen Leichen-Schall konnten 20 Teams an 10 Leichen die in der Praxis der Regionalanästhesie wichtigsten und am häufigsten durchgeführten Blockadetechniken unter Anleitung von 10 erfahrenen Tutoren und Ultraschallanwendern ausführlich üben bzw. erlernen, erzählt Organisator und Kursleiter Prof. Moriggl, der vor Kursbeginn die Tutoren in die Besonderheiten der Ultraschallbildgebung an speziell konservierten Leichen unterwiesen hatte.
Modell für Forschung und Ausbildung
Schon seit mehreren Jahren werden an der Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie zusammen mit Klinikern der Universitäten Heidelberg, Bochum, Bern, San Francisco, Wien und Innsbruck wissenschaftliche Studien an Leichen mittels Ultraschall in den Bereichen Regionalanästhesie und Schmerztherapie durchgeführt. Damit hat sich die Ultraschallanwendung an Leichen als Grundlage für klinische Studien teilweise bereits bewährt. Die sehr positiven Reaktionen der Kursteilnehmer lassen hoffen, dass das Modell Leiche bei Anästhesisten zum Erlernen ultraschallgesteuerter Techniken breiteren Anklang findet und im Rahmen der Facharztausbildung und -weiterbildung Schule machen könnte, so die Organisatoren und Mitglieder der ISURA. Dies gilt nicht zuletzt im Sinne einer verbreiteten Anwendung dieses äußerst wertvollen Verfahrens und der damit verbundenen notwendigen Qualitätssicherung.