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Geheimnisvolles Lp(a)

Dem Lipoprotein Lp(a) konnte ein weiteres Geheimnis entrissen werden. Ein Team um Hans Dieplinger und Florian Kronenberg von der Sektion für Genetische Epidemiologie und Paul König von der Klinischen Abteilung für Nephrologie konnte zeigen, dass Lp(a) bei dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz wesentlich langsamer abgebaut wird als bei gesunden Probanden. Daraus kann eine wichtige Rolle der menschlichen Niere im Lp(a)-Stoffwechsel abgeleitet werden. Die Forscher berichten darüber in der Zeitschrift Kidney International.

Die Erforschung der Genetik und des Stoffwechsels des Lipoproteins Lp(a), einem atherogenen Lipid-Protein-Komplex im menschlichen Plasma, hat in Innsbruck eine lange Tradition und reicht weit in die Zeiten des früheren Instituts für Medizinische Biologie und Humangenetik zurück. Lp(a) ist ein ungewöhnlich stark genetisch determinierter atherogener Plasmafaktor, der ab einer bestimmten Plasmakonzentration zu einem signifikant erhöhten Atherosklerose-Risiko wird. Leider können erhöhte Plasmaspiegel bislang kaum therapeutisch beeinflusst werden. Trotz intensiver Forschung seit mehr als 40 Jahren sind wesentliche Fragen zum Metabolismus, der Funktion und vor allem zum pathophysiologischen Mechanismus weiterhin offen.

Die Rolle der Niere im Stoffwechsel des Lp(a)

Das Innsbrucker Forscherteam hat aus zahlreichen epidemiologischen und metabolischen Vorstudien Hinweise über eine mögliche Rolle der menschlichen Niere im Metabolismus von Lp(a) erhalten. „Dies war insofern überraschend, als die Niere üblicherweise keine wichtige und aktive Rolle im Metabolismus großer Proteine oder gar Protein-Lipid-Partikel spielt“, erklärt Hans Dieplinger. „Es gehen praktisch alle chronischen Nierenerkrankungen mit teilweise dramatisch erhöhtem Plasmaspiegel von Lp(a) einher, die nach erfolgreicher Nierentransplantation wieder auf Plasmaspiegel vor der Erkrankung zurückgehen.“ Die von den Innsbrucker Wissenschaftlern nun gemeinsam mit Partnern aus Linz, Marburg und Tokio durchgeführte Studie ging daher der Frage nach, ob die erhöhten Plasmawerte aufgrund gesteigerter Synthese und/oder vermindertem Abbau entstehen. „Wir bedienten uns dabei kinetischer metabolischer Untersuchungsmethoden am Menschen unter Verwendung von Aminosäuren, die mit stabilen Isotopen markiert und mittels Massenspektrometrie analysiert wurden“, erklärt Hans Dieplinger. „Die Abbaurate hat sich bei gleich bleibender Syntheserate von Lp(a) bei dialysepflichtigen Nierenpatienten deutlich verringert, was auf eine aktive Rolle der Niere beim Lp(a)-Stoffwechsel schließen lässt.“ Die verminderte „Clearance“ (Ausscheidung) dieses atherogenen Partikels führt auch zu einer längeren Verweildauer in der Blutzirkulation, was entscheidend zur Atherogenität des Lp(a) bei diesen Patienten beitragen könnte, die ohnehin für ihr stark erhöhtes Risiko für atherosklerotische Komplikationen bekannt sind. Dieses Projekt wurde vom FWF, der ÖNB und dem Medizinischen Forschungsfonds Tirol (MFF) finanziell unterstützt.