Topförderung für Krebsforscherin
Auf Initiative des damaligen Präsidenten, Prof. Georg Wick, hat der österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) ein Senior Postdoc-Programm für Frauen etabliert, das als Ziel die Qualifikation zur Bewerbung um eine in- oder ausländische Professur vorsieht. In der letzten Vergaberunde erhielt Dr. Heidi Fiegl für ein Projekt zur Verbesserung der Brustkrebstherapie eine der begehrten Förderungen zugesprochen.
Seit einigen Jahren befasst sich Dr. Heidi Fiegl unter anderem damit, Marker zu identifizieren, die eine Prognose des individuellen Therapieverlaufes bei Brustkrebserkrankungen zulassen. So könnte die komplexe Behandlung von Brustkrebs, die den chirurgischem Eingriff, Bestrahlung, Chemotherapie und Antihormontherapie umfasst, besser auf die Patientinnen zugeschnitten werden. Abhängig von der Bösartigkeit und dem Östrogenrezeptorstatus des Tumors werden diese Therapien einzeln oder in Kombination angewendet.
Therapie individualisieren
Der Grundpfeiler der Antihormonbehandlung in allen Phasen der Erkrankung bei Östrogenrezeptor positiven Tumoren ist Tamoxifen, ein so genannter selektiver Östrogenrezeptormodulator. Viele Patientinnen, die anfangs auf die Therapie ansprechen, werden im Verlauf der Behandlung resistent, was letztendlich zu einem Rückfall führt. Im Zuge der Karzinogenese und während der Therapieresistenzentwicklung treten Veränderungen im Methylierungsprofil von CpG Islands im Promoterbereich vieler spezifischer Gene auf. Dies kann dann zur Entwicklung von Resistenzen führen. Um Tamoxifen-resistente Brustkrebspatientinnen effektiver behandeln zu können, bemüht sich die Wissenschaft um ein besseres Verständnis der komplexen Signaltransduktionsmechanismen. Die Forscher sind insbesondere auf der Suche nach Biomarkern, mit denen Tamoxifen-resistente Tumore identifiziert und so die Therapie dieser Patientinnen individualisiert werden könnte.
Suche nach hypermethylierten Genen
Im Rahmen des nun vom FWF genehmigten Projekts wird Dr. Heidi Fiegl ein genomweites Screening zur Identifizierung hypermethylierter Gene in Tamoxifen-resistenten Brustkrebszellinien durchführen. Hypermethylierte und dadurch unexprimierte Gene sollen durch eine Behandlung mit 5-Aza-2'-Deoxycytidin, einem Methyltransferaseinhibitor, reaktiviert werden und mit Microarray-Analysen durch den Vergleich der Expressionsprofile derart behandelter Zellen, unbehandelter Zellen sowie der Tamoxifen-sensitiven Parentalzellinien identifiziert werden. Nach Überprüfung der unterschiedlichen Expression bzw. des Methylierungsstatus dieser Gene, soll der klinische Nutzen der verbliebenen Kandidatengene in Paraffin-eingebetteten Tumorgeweben von Patientinnen mit Tamoxifen-resistenten bzw. sensitiven Tumoren validiert werden.
Fokus Krebsforschung
Heidelinde Fiegl wurde in Innsbruck geboren und studierte an der Universität Innsbruck Mikrobiologie mit den Schwerpunkten Molekularbiologie und Biochemie. Das Studium schloss sie 1998 mit einer Diplomarbeit an der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie unter der Betreuung von Prof. Christine Heufler-Tiefenthaler ab, wo sie im Anschluss daran auch ihre Doktorarbeit verfasste. Nach der Promotion 2001 war sie als Postdoktorandin vier Jahre an der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde in der Arbeitsgruppe von Prof. Martin Widschwendter tätig. Mit ihm ging sie dann auch für acht Monate ans Institute of Womens Health des University College London. Seit Juli 2006 arbeitet sie am Tiroler Krebsforschungsinstitut in Innsbruck.