Europa: Forschung im Aufbruch
Mit dem neuen EU-Rahmenprogramm für Forschung soll Europa einen großen Schritt in Richtung gemeinsamem Forschungsraum machen. Das Programm ist deutlich höher dotiert als alle bisherigen Rahmenprogramme und läuft bis ins Jahr 2013. Es bringt eine neue Förderungsschiene und auch einige Vereinfachungen. Erste Ausschreibungen werden bereits Ende dieser Woche erwartet.
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, die eigene Wettbewerbfähigkeit deutlich zu steigern. Ein wesentliches Mittel dafür soll die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Forschungsraumes sein. Das 7. Forschungsrahmenprogramm, das mit Jahresbeginn Wirklichkeit wird, stellt ein wichtiges Instrumentarium dafür dar. Schon im 6. Rahmenprogramm waren die österreichischen Forscherinnen und Forscher mit rund 1.800 Beteiligungen an 1.200 Projekten gut vertreten. Die Medizinische Universität Innsbruck ist an rund 40 Projekten beteiligt, deren zwei werden auch von hier koordiniert. Das neue Rahmenprogramm bringt eine längere Laufzeit (7 Jahre) und eine Budgetsteigerung (plus 60 Prozent). Dieses zusätzliche Geld wird allerdings die Erfolgrate von Anträgen in den meisten Fällen nicht erhöhen, sondern vor allem den erfolgreichen Projekten zugute kommen. Das Programm ist geradliniger strukturiert und bringt auch einige Vereinfachungen. So sollen die Informationen über Ausschreibungen besser zugänglich sein, die Arbeitsprogramme werden jährlich zur gleichen Zeit abgewickelt, beantragende Organisationen müssen sich nur noch einmal registrieren, die Dokumente für Antragstellung und Evaluation werden vereinfacht und die Zahl der Instrumente wurde reduziert. Auch wird es in Zukunft keine Kostenmodelle mehr geben. Die EU fördert Projekte von Universitäten und Forschungsorganisationen nun nur noch bis zu 75 Prozent, in die Kosten kann neu aber auch das Stammpersonal eingerechnet werden. Auch der Anteil der Gemeinkosten kann wesentlich höher angesetzt werden.
Vier große Bereiche: Kooperationen, Ideen, Menschen und Kapazitäten
Das neue Rahmenprogramm ist in vier große Bereiche unterteilt. Rund 32 Mrd. Euro stehen für Kooperationen zur Verfügung. Wie bisher setzt die EU hier thematische Prioritäten in insgesamt zehn Gebieten (darunter Gesundheit und Biotechnologie). Eine neue Förderungsschiene wurde mit dem Bereich Ideen eingeführt. Rund 7,5 Mrd. Euro stellt die EU dabei für grundlagenorientierte Spitzenforschung zur Verfügung, die sich nicht an thematischen Vorgaben orientieren und nicht unbedingt in Forschungsnetzwerken durchgeführt werden muss. Die erste Ausschreibung in diesem Bereich wird sich in Kürze an junge Forscherinnen und Forscher richten, die eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen wollen. Dabei werden in einem zweistufigen Verfahren rund 200 Nachwuchsteams in den Genuss einer Förderung kommen. Der dritte Bereich, Menschen, fasst die bisherigen Marie-Curie-Programme zusammen und soll die transnationale Mobilität von Forscherinnen und Forschern weiter verbessern. Auch hier ist das Budget deutlich gestiegen. Dadurch könnten die Erfolgschancen zumindest am Beginn höher sein als bisher. Im Bereich Kapazitäten geht es vor allem um Auftragsforschung für und mit Klein- und Mittelbetrieben.