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Brücke zwischen Theorie und Klinik

Auf Anregung von Rektor Clemens Sorg wurde die Tradition der Antrittsvorlesungen an der Medizinischen Universität wieder belebt. Den Anfang machte gestern Abend Prof. Florian Kronenberg, der im Jahr 2004 zum ersten Professor für Genetische Epidemiologie in Österreich berufen wurde. Seine Disziplin nehme eine wichtige Brückenfunktion zwischen medizinischer Theorie und klinischer Praxis ein, so Kronenberg in seiner Antrittsvorlesung.

„Wir wollen die akademische Tradition der Antrittsvorlesungen an unserer Universität wieder aufleben lassen“, erklärte Rektor Prof. Clemens Sorg bei der Begrüßung der zahlreich erschienenen Gästen im Hörsaal des Medizinzentrums Anichstraße. Der Rektor schilderte den wissenschaftlichen Werdegang von Prof. Florian Kronenberg, der seit über zwei Jahren an der Medizinischen Universität als Professor für Genetische Epidemiologie tätig ist. Dieser stellte in seiner Antrittsvorlesung sein Fach vor und ging dabei auch auf einige seiner Forschungserfolge der jüngeren Zeit ein. In der Genetischen Epidemiologie geht es grundsätzlich darum, genetische Ursachen von Krankheiten zu identifizieren. Dies soll wiederum die Entstehung von Erkrankungen verständlich machen, Ansatzpunkte für neue Therapien aufzeigen und unter Umständen individuelle Risikovorhersagen ermöglichen. Die Genetische Epidemiologie bedient sich dazu unterschiedlicher Methoden. Zu deren klassischen gehört die Kopplungsanalyse, für die Kronenberg ein Beispiel aus seiner eigenen Forschung anführte: Gemeinsam mit der Framingham Heart Study ist es seinem Team erst unlängst gelungen, den Zusammenhang zwischen einem niedrigen Bilirubin-Wert, dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem genetischen Polymorphismus nachzuweisen. Mit Hilfe von Assoziationsstudien wird untersucht, ob bestimmte Ausprägungsformen eines Genortes gehäuft mit einem Krankheitsbild einhergehen. Auch hierfür konnte Florian Kronenberg eine ganze Reihe von erfolgreichen Beispielen aus seinem Labor anführen, wie der kürzlich gelungene Nachweis, dass bestimmte Polymorphismen im ATGL-Gen beim Menschen einen bedeutenden Einfluss auf den Fettstoffwechsel haben. Für die Zukunft sieht Kronenberg zum einen die Aufgabe, Assoziationsstudien, Genexpressionstudien, Epigenetik sowie Proteomik und Metabolomik unter einem Dach zu versammeln. Auch die Interaktion zwischen Gen und Umwelt müsse stärker in den Mittelpunkt rücken. Seine Antrittsvorlesung schloss Florian Kronenberg mit einer kleinen Warnung: „Wir sollten nicht glauben, dass jedes Problem genetisch bedingt ist“, so Kronenberg, „Die Genetik ist nicht alles, aber dennoch ist sie wichtig.“

Erster Professor für Genetische Epidemiologie

Florian Kronenberg wurde 1963 im Mühlviertel/Oberösterreich geboren. Nach der Matura am Kollegium Petrinum in Linz absolvierte er in Innsbruck das Medizinstudium. Während er an seiner Dissertation arbeitete, entwickelte sich eine bis heute sehr fruchtbare Kooperation mit der Nephrologie. Es folgten zwölf Jahre Forschung, die durch Drittmittel finanziert wurden. Im Jahr 1997 beendete Kronenberg die Ausbildung zum Facharzt für Medizinische Biologie am damaligen Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik in Innsbruck. Im Rahmen eines zweijährigen Forschungsaufenthalts am Department of Cardiovascular Genetics der University of Utah in Salt Lake City (USA) vertiefte er seine Kenntnisse in genetisch-epidemiologischen Methoden. Nach seiner Rückkehr nach Innsbruck baute Florian Kronenberg am Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik eine Arbeitsgruppe für Genetische Epidemiologie auf und habilitierte sich im Jahr 2000. Zwei Jahre später folgte er einem Angebot des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit (GSF) in München/Neuherberg, dort eine Arbeitsgruppe auf unbefristete Zeit zu leiten. Seit September 2004 ist er Professor für Genetische Epidemiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Er leitet als Direktor die Division für Genetische Epidemiologie und die Genotypisierungseinheit der Gene Discovery Core Facility. Florian Kronenberg ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.