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Alt werden und gesund bleiben

Das Altern und die Folgen ist einer der wichtigsten Fragenkomplexe unserer modernen Gesellschaft. Im Rahmen des ersten europäischen Kongresses für Alternsforschung in Innsbruck diskutieren derzeit internationale Spitzenwissenschaftler mit 140 Kongressteilnehmern. Die molekularbiologische und medizinische Alternsforschung ist ein neuer, zukunftsweisender Schwerpunkt, der auch international große Beachtung findet.

Die Lebenserwartung in den Industriestaaten ist in den vergangenen Jahrzehnten um zwei bis drei Jahre pro Dekade gestiegen. Mit zunehmender Lebenserwartung stehen die Sozial- und Rentensysteme auf dem Prüfstand, die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems stößt an ihre Grenzen. Die Alternsforschung ist ein Forschungsbereich, der sich durch die verlängerten Lebenszeiten entstehenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen zuwendet. „Resultate der biologischen Grundlagenforschung legen den Schluss nahe, dass die Lebensspanne einer Spezies genetisch bedingt, aber nicht unveränderbar ist. Bezüglich des menschlichen Alterns sind heute Interventionen denkbar (wenn auch noch nicht realisiert), mit denen die Lebensspanne und insbesondere die Lebenszeit bei guter Gesundheit beträchtlich verlängert werden kann. Wir denken, dass die Zeit gekommen ist, derartige Interventionen konkret zu entwickeln, und ausgehend von der Grundlagenforschung in diesem Bereich jetzt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung zu initiieren,“ berichtet Prof. Pidder Jansen-Dürr vom Institut für Biomedizinische Alternsforschung und Leiter der dortigen Abteilung für Molekular- und Zellbiologie. Rektor Prof. Clemens Sorg ergänzt: „Im Hinblick auf unsere sozialen Systeme geht es nicht so sehr darum, das menschliche Lebensalter immer mehr zu verlängern sondern viel mehr darum, danach zu trachten, dass die Menschen möglichst lange gesund bleiben und den Zeitraum von Krankheit und letztlich auch Tod so kurz wie möglich zu halten. Das ist eine der großen Herausforderungen für die Zukunft . Daher ist es auch im Interesse der Medizinischen Universität, mit der sehr enge Forschungskontakte bestehen, diesen Forschungsbereich weiter zu stärken. Innsbruck hat hier europaweit eine Vorreiterrolle und die sollten wir nutzen.“

Fortschritte in der Alternsforschung

Wichtigste Aufgabe der biomedizinischen Alternsforschung ist es, den Alternsprozess an sich und die biologischen Grundlagen für altersabhängige Erkrankungen zu erforschen, um damit die Lebensqualität im Alter zu verbessern. „Die Funktion des Immunsystems nimmt im Alter ab. Folgen sind das gehäufte Auftreten und der oft schwere Verlauf von Erkrankungen, insbesondere von Infektions- und Tumorerkrankungen, sowie schlechtes Ansprechen auf Impfungen. Dieses Nachlassen der Immunfunktion im Alter ist primär auf einen Funktionsverlust von bestimmten Abwehrzellen zurückzuführen. Studien am Institut für Biomedizinische Alternsforschung hier in Innsbruck versuchen durch besseres Verständnis molekularer Mechanismen Maßnahmen zu formulieren, mittels derer die Immundefizienz im Alter verhindert oder zumindest hinausgezögert werden kann,“ erklärt die Direktorin vom Institut für Biomedizinische Alternsforschung Prof. Beatrix Grubeck-Loebenstein. Gleichzeitig kann durch eine Verbesserung der Gesundheit im Alter den gesellschaftlichen und finanziellen Problemen der Überalterung wirksam entgegengetreten werden. Hier besteht auch eine Chance, durch anwendungsbezogene Forschung neue Methoden zu entwickeln, den Alternsprozess zu beeinflussen. Mittelfristig ist die Entwicklung neuer Verfahren und Produkte zur verbesserten Diagnostik, Prävention und Behandlung bestimmter altersabhängiger Erkrankungen geplant.

Vorreiterrolle in Europa

Das Institut für Biomedizinische Alternsforschung, mit Sitz in Innsbruck, ist das erste europäische Zentrum für Alternsforschung (Gerontologie) und wurde 1992 von der Österreichischen Akademie für Wissenschaften mit Unterstützung des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck gegründet. Seit nun fast vier Jahren wird dort, in Kooperation mit der Medizinischen Universität Innsbruck, auch ein neuer Doktoratslehrgang ausgerichtet, der Spezialisten für alle Bereiche der Biogerontologie und der Alternsmedizin heranbildet.