Wie Interleukin-6 die Apoptose hemmt
Wissenschaftler der urologischen Klinik in Innsbruck haben einen wichtigen Mechanismus beim Prostatakarzinom aufgeklärt. Die Forscher um Dr. Ilaria Cavarretta und Prof. Zoran Culig konnten zeigen, dass das Onkogen Mcl-1 eine entscheidende Rolle bei der durch den Botenstoff Interleukin-6 verhinderten Apoptose spielt. Sie berichten darüber in der Zeitschrift Oncogene.
Die Therapie des Prostatakarzinoms stößt nach wie vor auf große Schwierigkeiten, entwickeln doch viele Patienten nach kurzer Zeit eine Resistenz. Deshalb versuchen Wissenschaftler jene Moleküle zu identifizieren, die bei resistenten Tumoren den programmierten Zelltod (Apoptose) verhindern. Die Forschung weiß seit längerem, dass das Gewebe von Prostatakarzinomen oft hohe Werte des Botenstoffs Interleukin-6 aufweist und dieses eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung der Apoptose spielt. Wirklich verstanden wurde der Mechanismus aber bis heute nicht. Hier haben nun die Forscherinnen und Forscher des urologischen Labors für einen entscheidenden Fortschritt gesorgt. Die aus Italien stammende Postdoktorandin Dr. Ilaria Cavarretta aus dem Team von Prof. Zoran Culig hat den Mechanismus der durch Interleukin-6 unterdrückten Apoptose beim Prostatakarzinom erstmals exakt beschrieben.
Grundlagenforschung mit klinischem Potential
Dr. Cavarretta konnte in einem Zellkulturmodell zeigen, dass das Onkogen Mcl-1 hochreguliert ist und dass vor allem eine kausale Verbindung zwischen dem Onkogen und dem Interleukin-6 besteht. Wird das Mcl-1 in den Zellen mit Hilfe der siRNA-Technologie reduziert, dann steigt auch die Rate des programmierten Zelltods. Dies kann als klares Zeichen dafür gewertet werden, dass Mcl-1 eine entscheidende Rolle bei der durch das Interleukin 6 unterdrückte Apoptose spielt, betont Ilaria Cavarretta. Sie hat in ihrem Modell mit Hilfe des Antikörpers CNTO 328 auch das Interleukin-6 reduziert und dabei ein deutliches Ansteigen der Apoptose-Rate festgestellt. Langfristig wollen die Wissenschaftler nun jene Patienten identifizieren, die für eine Anti-Interleukin-6-Therapie in Frage kommen und erhoffen sich davon eine deutliche Verbesserung für die Betroffenen.
Unterstützung durch die Industrie
Ilaria Cavarretta studierte an der Universität Mailand pharmazeutische Chemie und spezialisierte sich dort auf die experimentelle Endokrinologie. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt am Department of Molecular and Cell Biology am Baylor College of Medicine in Houston (USA) schloss sie 2003 das PhD-Studium an der Universität Mailand ab. Seither arbeitet sie im Forschungslabor der Urologischen Klinik in Innsbruck in der Arbeitsgruppe von Prof. Zoran Culig. Finanziert wird ihre Forschungsarbeit über eine Kooperation mit dem Biotech-Unternehmen Centocor.