search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Erfolgreiche Operationsmethode bei Reflux

In Österreich werden jährlich rund 500 Kinder mit einer so genannten vesikoureteralen Refluxerkrankung geboren. Bei fast 300 dieser Kinder bleibt die Erkrankung unerkannt, was meist schwerwiegende Folgen im Erwachsenenalter nach sich zieht. Im Rahmen eines internationalen Symposiums diskutierten vor kurzem auf Einladung der Abteilung für Kinderurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck Ärzte und Wissenschaftler neue Behandlungsmethoden.

Bei Menschen mit Refluxerkrankung fließt der Harn von der Blase wieder zurück in die Niere, was zu einer Schädigung der Nieren führen kann. Von den jährlich in Tirol geborenen 8.000 bis 9.000 Säuglingen kommen rund 40 bis 50 Kinder mit vesikoureteralem Reflux auf die Welt. In Österreich liegt die Zahl der Säuglinge mit angeborener Refluxerkrankung bei 400 bis 500 Neugeborenen. Besonders problematisch ist die Tatsache, dass beim Großteil der erkrankten Kinder der Reflux unerkannt bleibt. Das kann schwerwiegende Folgen haben: Wird der Reflux nicht oder zu spät erkannt, besteht die Gefahr, dass die Nieren dauerhaft geschädigt werden. Eine Dialysepflichtigkeit beziehungsweise Transplantation der Nieren kann die Folge sein. Bei den Dialyse-Patienten steht Reflux als Ursache bereits an dritter Stelle. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen ist der vesikoureterale Reflux für den Patienten lange Zeit nicht mit Schmerzen verbunden und bleibt somit unerkannt. Die Erkrankung wird oft erst dann entdeckt, wenn die Nieren bereits stark zerstört sind.

Früherkennung wichtig

Bei der Früherkennung dieser Erkrankung spielt die Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle: Stellt der Arzt dabei ein erweitertes Hohlsystem in der Niere des ungeborenen Kindes fest, besteht der Verdacht auf einen vesikoureteralen Reflux. Da sich die Erkrankung während der Schwangerschaft nicht behandeln und heilen lässt, muss sofort nach der Geburt mit der Diagnostik und Therapie begonnen werden. Bis dato besteht diese Therapie darin, dass dem Kind viele Jahre lang täglich Antibiotika verabreicht werden. Bei jenen Kindern, die nicht spontan geheilt werden können, muss ein operativer Eingriff vorgenommen werden. Es handelt sich dabei um eine offene chirurgische Rekonstruktion mit einem operativen Eingriff in Vollnarkose. Dabei wird der Harnleiter neu in die Blase eingepflanzt, um den Reflux in die Niere zu verhindern.

Neue Behandlungsmethode

Eine in Schweden entwickelte neue Behandlungsmethode lässt nun aufhorchen: die so genannte minimal invasive Harnleiterunterspritzung. Dabei wird eine zuckerhaltige Substanz unterhalb der Harnleitermündung gespritzt. Diese Zuckermoleküle sind bereits im Körper vorhanden, und der Eingriff ist sehr schonend. Die Erfolgsrate ist beachtlich: In 85 Prozent der Fälle konnte der Reflux mit dieser Behandlung sofort gestoppt werden. Die neue Therapie wurde vor kurzem im Rahmen der Tagung „Vesikoureteraler Reflux“ an der Medizinischen Universität Innsbruck vorgestellt und von internationalen Experten diskutiert. Die Operation wurde von Dr. Andy Kirsch, Leiter der Georgia Pediatric Urology (USA) und einer der am meisten publizierenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Refluxerkrankung, vor Ort durchgeführt und in die Hörsäle übertragen.

Vorreiterrolle der Innsbrucker Kinderurologie

Die Kinderurologie ist eine vergleichsweise junge eigenständige Fachdisziplin. Um den Entwicklungen Rechnung zu tragen, wurde im Jänner des heurigen Jahres die Österreichische Kinderurologische Gesellschaft gegründet, die von Prof. Christian Radmayr, dem Leiter der Abteilung für Kinderurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, geführt wird. In Innsbruck wurden unter Federführung von Klinikvorstand Prof. Georg Bartsch bereits im Jahr 1991 eine eigene Kinderstation mit speziell ausgebildetem Kinderpflegepersonal und ein kinderurologischer Ambulanzbetrieb eingerichtet. Seit 2003 gibt es hier eine eigene universitäre Abteilung für Kinderurologie. Die Einrichtung ist österrreichweit führend und genießt auch international hohes Ansehen. Wie der myPoint bereits berichtete, konnten die Innsbrucker Mediziner mit ihren Leistungen in letzter Zeit bereits mehrere internationale Preise erringen.