Blutgefäße unter der Lupe
Das Risiko für eine Arteriosklerose-Erkrankung und deren Folgeerscheinungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt ist schon bei jungen Tirolern und Tirolerinnen erkennbar. Dies zeigen Studien der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie und der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.
Die Ursachen der Arteriosklerose wurden in den beiden Studien anhand von rund 350 jungen Tirolerinnen und Tirolern an der Medizinischen Universität erforscht. Dabei konnte ein weiterer Risikofaktor neben dem Rauchen, hohem Blutcholesterin und erhöhtem Blutdruck bestätigt werden: die Immunreaktion gegen das so genannte Hitzeschockprotein. Nur durch eine hervorragende, international wettbewerbsfähige Forschung können in Tirol Patientinnen und Patienten auf höchstem Niveau versorgt werden, betonte Rektor Clemens Sorg bei einer Präsentation am Dienstag. Wie die aktuellen Ergebnisse zeigen, haben wir hier viel zu bieten. Durch gezielte Maßnahmen wie die Leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM), die Förderung von Nachwuchsforschern durch die Medizinische Forschungsförderung Innsbruck (MFI), die Schaffung eines Integrierten Forschungs- und Therapiezentrums (IFTZ) und das eben gegründete Koordinationszentrum für klinische Studien (KKS) soll der medizinische Forschungsstandort weiter gestärkt und damit der hohe Standard in der Patientenversorgung gesichert werden.
Entstehung schon im jugendlichen Alter
Arteriosklerose ist eine häufige Erkrankung. Sie beginnt bereits im jugendlichen Alter, schreitet langsam voran und zeigt sich im höheren Erwachsenenalter schlimmstenfalls als Schlaganfall oder Herzinfarkt, so Prof. Georg Wick, Leiter der beiden Studien ARMY und ARFY, in denen sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Tiroler Jugendlichen repräsentativ das Risikoverhalten im Hinblick auf Arteriosklerose untersucht wurden. Die Analyse von 141 klinisch gesunden 17 bis18-jährigen stellungspflichtigen Tirolern zeigte, dass ein Risikoverhalten schon in diesem Alter einen signifikanten Einfluss auf die Gefäßwanddicke hat. Bereits 28 Prozent weisen einen verdickten Gefäßwandabschnitt auf. Neben den drei bekannten Risikofaktoren Rauchen, Cholesterin, hoher Blutdruck konnte auch die Immunreaktion gegen Hitzeschockproteine als Risikofaktor nachgewiesen werden. Die Untersuchung von 200 jungen und gesunden 19 bis 21-jährigen Tiroler Schülerinnen des Ausbildungszentrums West für Gesundenberufe (AZW) brachte hervor, dass bei 17 Prozent dieser Gruppe bereits frühe Gefäßveränderungen zu finden sind. Prof. Wick bekräftigte, dass Kooperationen aufgrund des Campuscharakters der Universität und der damit verbundenen kurzen Wege zwischen den Institutionen leichter durchführbar sind.
Optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten
Jährlich sind 2.000 Tirolerinnen und Tiroler von einem Schlaganfall betroffen. Rund 6.000 Patientinnen und Patienten führen ein Leben mit schwerwiegenden Folgen dieser Erkrankung. Die Forschungsergebnisse der seit 1990 laufenden Bruneck-Studie und von ARMY und ARFY sind gerade für uns, die eine hohe qualitative Krankenversorgung für Schlaganfallpatienten sichern, besonders wichtig. Aufgrund enger wissenschaftlicher Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene können die neuesten Forschungsergebnisse rasch in die klinische Praxis umgesetzt werden, bestätigte Prof. Johann Willeit von der Schlaganfallstation der Universitätsklinik für Neurologie. Mit der Stroke Unit verfügt die Klinik über eine eigene Schlaganfalleinheit, in der mit modernster Ausstattung Akutdiagnostik und Therapie durchgeführt werden. Das Schlaganfallrisiko kann in bis zu 80 Prozent der Fälle durch gezielte Änderung des Lebensstils und einer individuell angepassten Pharmakotherapie reduziert werden. Die Prävention des Schlaganfalls ist ein gutes Beispiel zur Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis zum Wohle der Tiroler Bevölkerung.