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Prof. Eugen Olbrich †

Der Gründer und langjährige Vorstand des Instituts für Biostatistik und Dokumentation, Prof. Eugen Olbrich ist in der Nacht von 30. auf 31. August im Alter von 93 Jahren verstorben. Prof. Olbrich arbeitet seit 1946, zunächst als Assistent, später als Professor, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1983 an der Universität Innsbruck. Seinen Studentinnen und Studenten wird er als begeisterter Wissenschaftler und begeisternder Lehrer in Erinnerung bleiben.

Eugen Olbrich wurde am 9. März 1913 in Wien geboren, wo er auch zur Schule ging. Nach der Matura im Jahre 1932 begann er zunächst Bauingenieurwesen zu studieren. Aber bereits nach einem Semester entschied er sich doch für ein Medizinstudium, das er dann 1939 mit der Promotion abschloss. Bereits während des Studiums arbeitete Olbrich am I. Anatomischen Institut der Universität Wien bei den Professoren, Schmeidel, Sauser und Pernkopf als Demonstrator.

Dem Krieg entkommen

Eine schwere Lungentuberkulose stoppte zunächst seine berufliche Laufbahn, denn er wurde selbst Patient in der Lungenheilstätte Strengberg bei Puchberg (NÖ), wo er knapp ein Jahr in Behandlung war. Die Erkrankung ersparte ihm ein anderes Schicksal, denn Eugen Olbrich war in der Folge untauglich. Er wurde daher nicht zum Militärdienst eingezogen und musste nicht in den Krieg. Aufgrund der Erfahrungen in Strengberg und wohl auch der eigenen Betroffenheit begann Olbrich 1940 zunächst als Hilfs- und in der Folge dann als Assistenzarzt in der Lungenheilanstalt zu arbeiten. Aufgrund der Räumung der Heilstätte in den letzten Kriegstagen und den damit verbundenen Wirren verschlug es Olbrich gemeinsam mit seiner Frau ins Defereggental nach Osttirol. Da sein bisheriger Arbeitsplatz noch kurz vor Kriegsende sehr stark zerstört wurde, war an eine Rückkehr nicht zu denken. Durch Zufall erfuhr Olbrich, dass sein früherer Chef an der Wiener Anatomie, Prof. Sauser, inzwischen Vorstand des Instituts für Anatomie, Histologie und Embryologie an der Universität Innsbruck geworden war. Er nahm Kontakt auf und konnte bereits Mitte 1946 in Innsbruck beginnen zu arbeiten.

Wissenschaftliche Wanderjahre

Zwischen 1948 und 1952 nahm Olbrich an der wissenschaftlichen Totalaufnahme der Knochenfunde von Hallstatt (OÖ) und Pürgg (Stmk) teil und entwickelte hierfür völlig neue Indextabellen, die den Wissenschaftlern ermöglichten die Indices aus dem umfangreichen Datenmaterial entsprechend einfach und schnell zu berechnen. 1952 folgte einer viermonatiger Forschungsaufenthalt in Bern, den ihm ein Rockefeller-Stipendium eröffnete und der dazu führte, dass Olbrich nach seiner Rückkehr eine Gewebezucht-Labor an der Innsbrucker Anatomie einrichtete. 1956 habilitierte sich Olbrich im Fach Histologie und Embryologie („Zum Problem der Querschnittgliederung – morphologischer Analyseversuch am menschlichen Oesophagus“). Zentrum seiner Forschungstätigkeit waren zunächst histophysiologische Themen und die Entwicklungsmechanik. Im letzteren Bereich entwickelte er sogar eine eigene Theorie, die er unter dem Titel: Morphomechanik, Grundlagen zu einer Theorie der Wuchsformen“ veröffentlichte.

Wegbereiter der Biostatistik in Innsbruck

Neben seiner Arbeit im Institut für Histologie und Embryologie interessierte sich Prof. Eugen Olbrich immer mehr für das weite Fachgebiet der Biometrik und Biostatistik. Es folgen verschiedene Studienaufenthalte, um in diesem, zum damaligen Zeitpunkt noch sehr jungen Fach, weitere Erfahrungen zu sammeln. Da Eugen Olbrich nicht nur ein begeisterter Wissenschaftler sondern auch ein beigeisternder Lehrer war, gab er sein Wissen im Bereich der Biostatistik auch an den Nachwuchs weiter. Aufgrund seiner großen Fachkenntnis war Prof. Olbrich nicht nur Berater in biometrischen und histologischen Fragen bei der Biochemie in Kundl sondern auch Mitglied im „Senatsausschuss für die elektronische Rechenanlage“ und später Mitglied des Vorstandes des Rechenzentrums der Universität Innsbruck.

Nach dem Tod von Prof. Sauser übernahm Eugen Olbrich 1968 -1973 supplierend die Lehrkanzel für Histologie und Embryologie. Gleichzeitig bereitete er die Gründung des Instituts für Biostatistik und Dokumentation vor, dessen Leitung er 1969 zunächst als außerordentlicher und 1972 dann als ordentlicher Professor übernahm. Prof. Eugen Olbrich leitete dieses Institut bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1983 und bereitete damit in Innsbruck den Boden für eine Wissenschaftssparte, die heute nahezu für jede klinische oder theoretische Studie bzw. für jedes Forschungsprojekt einen wichtigen Beitrag liefert.

Begeisterter wissenschaftlicher Lehrer

In einem Rückblick auf sein Arbeitsleben anlässlich seiner Emeritierung betont Eugen Olbrich, dass der Schwerpunkt seiner Tätigkeit die Lehre gewesen sei. Legendär ist hier unter anderem die Art und Weise wie er seinen Studenten den Aufbau eines Zellenverbandes veranschaulichte: Prof. Olbrich brachte er ein Blech mit Hefebuchtel mit in die Vorlesung erklärte den Zusammenhang und verteilte das Backwerk anschließend. Auch deshalb wird er seinen Studentinnen und Studenten in Erinnerung bleiben. Prof. Eugen Olbrich verstarb in der Nacht von 30. auf 31. August und wurde im engsten Kreise in Innsbruck beigesetzt. Die Medizinische Universität Innsbruck verliert mit ihm ein sehr profiliertes Mitglied, dass der Universität auch nach seiner Emeritierung stets eng verbunden war.