Über die Entstehung von Dickdarmkrebs
Neue Erkenntnisse über die Entstehung von Dickdarmkrebs hat eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern vor kurzem in der Zeitschrift Nature Genetics veröffentlicht. Einer der Koautoren ist der Innsbrucker Prof. Martin Widschwendter, der seit einem Jahr als Spezialist für frauenspezifische Krebserkrankungen am University College London arbeitet.
Es war lange die gängige Lehrmeinung, dass die DNA aus vier Bausteinen (Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin) besteht. Vor allem die vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, dass es einen fünften Baustein, nämlich das so genannte 5-Methylcytosin gibt. Während der Krebsentstehung wird das Cytosin in so genannten CpG Inseln methyliert. Die CpG Inseln sind Bereiche, in denen in der DNA-Sequenz überzufällig häufig ein Cytosin von einem Guanin gefolgt wird, erklärt Prof. Martin Widschwendter. Diese CpG Inseln befinden sich in Genen meistens in jenem Bereich, der für die Expression, also die An- oder Abschaltung von Genen, verantwortlich ist. Wenn im Rahmen der Krebsentstehung die Cytosine in CpG Inseln methyliert werden und 5-Methylcytosine entstehen, dann führt dies zur Abschaltung von Genen, die in normalen Zellen zur Unterdrückung von Tumoren unabdingbar notwendig sind.
Typisch für Tumore
In der in Nature Genetics veröffentlichten Arbeit konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Methylierung von CpG Inseln ein wesentliches Element im Rahmen der Entstehung von Dickdarmkrebs darstellt. Eine Gruppe dieser Tumore zeichnet sich durch ein spezifisches Muster aus, das CpG Island Methylator Phenotype (CIMP) genannt wird. Dieses charakteristische epigenetische Methylierungsmuster ist streng mit genetischen Veränderungen, wie der BRAF Mutation und der Instabilität von Mikrosatelliten assoziiert. Diese sind wiederum typisch für Tumore. Basierend auf Methylierungsmustern in Stuhl-DNA haben wir vor zwei Jahren erstmals in Lancet eine Früherkennungsmethode für Krebs veröffentlicht. Erkenntnisse dieser neuen Studie eröffnen nun eine weitere Optimierung der auf DNA-Methylierung basierenden Strategien zur Früherkennung und Charakterisierung von Tumoren wie dem Brust- und Eierstockkrebs. Des weiteren erschließen uns diese neuen Ergebnisse einen Weg, exakt diejenigen Zellen unseres Körpers nämlich Stammzellen zu identifizieren, die für die Entstehung von Krebs verantwortlich sind , so Prof. Widschwendter abschließend.