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Telemedizin für Chinas Landbevölkerung

In der ärztlichen Versorgung herrscht in China noch eine große Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Ein von Prof. Dieter zur Nedden initiiertes und von der österreichischen Regierung unterstütztes Pilotprojekt mit mobilen Diagnoseeinheiten soll die Basis für eine Lösung dieses Problemes schaffen. Bei einem Besuch Ende Mai in China wurde das Projekt auf ministerieller Ebene gutgeheißen.

Der Nordosten der Volksrepublik China ist nur wenig entwickelt, die großen wirtschaftlichen Zentren Chinas liegen an den Küsten im Osten und Süden. Die spärliche Infrastruktur im Norden führt auch zu großen Engpässen bei der ärztlichen Versorgung der ländlichen Bevölkerung. Auf mehreren Reisen konnte sich Prof. Dieter zur Nedden, Leiter der Klinischen Abteilung für Radiologie II, schon früher ein Bild davon machen. Auf Anfrage der chinesischen Regierung hat er nun einen Vorschlag entwickelt, wie diese Unterversorgung mit modernster Technologie behoben werden könnte. Prof. zur Nedden zählt zu den Pionieren der Telemedizin in Österreich und ist Vorsitzender der interministeriellen Koordinationsplattform für Gesundheitstelematik und Telemedizin und berät in dieser Funktion die österreichische Bundesregierung. Als Gründer und Präsident steht er auch der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin vor.

Mobile Diagnosestationen

Um die medizinische Chancengleichheit zwischen Stadt und Land herzustellen, sollen in China mobile Diagnoseeinheiten zum Einsatz kommen. Auf zwei Lastwagen will Prof. zur Nedden radiologische Diagnosegeräte und Laboreinrichtungen unterbringen. „Ein digitales Röntgengerät, eine moderne Ultraschalleinheit und möglicherweise ein Computertomograph sind im ersten Wagen untergebracht“, erklärt Dieter zur Nedden. „Im zweiten Fahrzeug stehen Laborgeräte, ein EKG, digitale Kameras für Hautuntersuchungen und Geräte für Augenuntersuchungen zur Verfügung.“ Über Satellit sollen diese mobilen Einheiten mit Krankenhäusern in Chinas Zentren verbunden werden. „Ich kann mir aber auch vorstellen, dass wir hier in Innsbruck oder in Wien die Befundung von Bilddaten übernehmen.“ Schon während des Krieges im Kosovo hatte Prof. zur Nedden in drei Tagen eine Satellitenverbindung zum dortigen Österreich-Lazarett aufgebaut.

Pilotstudie geplant

Fürs erste ist nun eine Pilotstudie geplant, in der dieses Konzept erprobt werden soll. Eine erste mobile Einheit wird möglicherweise schon ab Anfang nächsten Jahres in medizinisch unterversorgten Regionen Chinas unterwegs sein. Die Organisation vor Ort wird den lokalen Behörden obliegen. Die Medizinische Universität Innsbruck wird gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium die Pilotstudie organisieren. Aus Innsbruck ist auch die Klinische Abteilung für Kardiologie unter der Leitung von Prof. Otmar Pachinger an dem Projekt beteiligt. Als technischer Partner soll Siemens Medical Solutions für das Projekt gewonnen werden. Entsprechende Vorgespräche mit dem Vorstandsvorsitzenden Prof. Erich Reinhardt wurden bereits geführt. In den ersten Monaten werden österreichische Ärzte und Techniker das Projekt begleiten und das lokale Personal einschulen. „Wir schätzen den Bedarf an solchen mobilen diagnostischen Einheiten in China auf 60 bis 80 Stück“, so Prof. Dieter zur Nedden abschließend.