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Frauen fördern Frauen

An der Medizinischen Universität Innsbruck wird derzeit ein medizinspezifisches Mentoring-Programm für Wissenschaftlerinnen aufgebaut. Am Donnerstag wurden die Mentorinnen vorgestellt und der weitere Ablauf des Projekts erklärt. Ziel ist es, die Karrierechancen von Frauen in der Medizin zu verbessern und den Anteil weiblicher Führungskräfte an der Universität zu erhöhen. Interessierte können sich ab sofort bis Mitte August für das Programm anmelden.

Das Helene Wastl Mentoring-Programm ist nach einer der ersten Innsbrucker Medizinerinnen benannt und wurde von der Vizerektorin für Personal, Personalentwicklung und Gleichstellung, Prof.in Margarethe Hochleitner initiiert. Finanziert wird es durch das österreichische Wissenschaftsministerium. Frauen in gehobenen Funktionen sollen als Mentorinnen ihr Erfahrungswissen an Nachwuchswissenschaftlerinnen weitergeben und deren Karrierechancen fördern. Ärztinnen in Facharztausbildung, Postdocs und Habilitandinnen können sich ab heute bis einschließlich 16. August bei der Projektkoordinatorin Mag.a Claudia Beyer für das Programm anmelden. Über ein Jahr bietet das Programm einen organisatorischen Rahmen für das Mentoring und formalisiert die Beziehung zwischen Mentorin und Mentee bzw. einer Gruppe von Mentees. Daneben wird ein begleitendes Karierreprogramm angeboten, in dem Frauen akademische Schlüsselkompetenzen erwerben können. Das Konzept des Innsbrucker Programms basiert auf den Erfahrungen ähnlicher Projekte an anderen österreichischen Universitäten.

Nutzen für alle

Erfreut zeigten sich die Initiatorin Margarethe Hochleitner und die Koordinatorin Claudia Beyer über die große Zahl von Mentorinnen, die sich trotz der begrenzten zeitlichen Ressourcen für diese Aufgabe gemeldet haben. Die 23 ordentlichen und außerordentlichen Professorinnen sind auf der Webseite der Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung namentlich aufgeführt. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist für Mentees werden die ersten Mentoring-Gruppen gebildet, ab Oktober beginnt dann die Mentoring-Partnerschaft. Ein Jahr lang finden monatliche Treffen zwischen Mentorin und Mentee statt. Daneben treffen sich auch die Mentees untereinander und bilden so neue Netzwerke. Darin liegt ein wichtiges Ziel des Programms, geht es doch vor allem darum, Beziehungssysteme aufzubauen und Zugang zu Netzwerken zu erreichen. Das Programm erfüllt die Vorgaben des Frauenförderungsplanes und ist auch im Entwicklungsplan der Medizinischen Universität verankert. „Der Nutzen ist für alle Beteiligten gegeben: die Mentees, die Mentorinnen und auch die Universität“, so die Koordinatorin Claudia Beyer bei der gestrigen Präsentation.

„Symbolische“ Mentorin

Studium, wissenschaftliche Karriere und internationale Mobilität sind für die heutige Akademikerinnengeneration selbstverständliche Möglichkeiten. Die Namensgeberin des Innsbrucker Medizin-Mentoring-Programms, Helene Wastl, hat diese als eine der ersten erschlossen. Mit der „symbolischen“ Mentorschaft von Helene Wastl als Namenspatronin des neuen Programms soll ihr die gebührende Wertschätzung erwiesen werden. Helene Wastl wurde am 3. Mai 1896 als Tochter des Ingenieurs der k.k. Staatsbahnen und späteren Oberstaatsbahnrates Peter Wastl in Wien geboren. 1904 übersiedelten ihre Eltern von Landeck nach Innsbruck. Im Wintersemester 1916/17 begann sie an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck als eine von insgesamt elf Frauen mit dem Medizinstudium. Helene Wastl, deren Vater 1913 verstarb, wurde von der Universität das Kolleggeld zunächst zur Hälfte, schließlich ganz erlassen. Möglicherweise half die Anstellung als Demonstratorin am Institut für Physiologie unter Ernst Theodor Brücke bei der Finanzierung des Studiums. Wie im Gymnasium zeigte Helene Wastl auch an der Universität außergewöhnliche Leistungen. Alle drei medizinischen Rigorosen legte sie mit dem Hauptkalkül „ausgezeichnet“ ab und wurde am 11. Februar 1922 als zweite Inländerin an der Medizinischen Fakultät in Innsbruck promoviert. Später habilitierte sie sich als erste Frau an der Universität Wien. Helene Wastl starb vermutlich im Sommer 1948 in den USA, das genaue Todesdatum ist nicht bekannt.