START-Preis gewonnen
Univ.-Doz. Dr. Norbert Polacek vom Biozentrum Innsbruck erhielt gestern einen der fünf diesjährigen START-Preise, die höchste nationale Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler. Norbert Polacek erforscht das katalytische Zentrum des Ribosoms, indem er es chemisch modifiziert und dadurch molekulare Details der Proteinsynthese aufklärt. Nach Andreas Villunger 2003 und Alexandra Lusser 2005 ist dies bereits der dritte START-Preis, der an das Biozentrum Innsbruck geht.
Das Ribosom ist für die Proteinsynthese in allen lebenden Zellen zuständig. Dabei wandelt es die genetische Information in eine Abfolge von verknüpften Aminosäuren um. Dies geschieht in atemberaubender Geschwindigkeit und mit einer sehr geringen Fehlerrate. Das Ribosom besteht selbst aus RNA und Proteinen und ist einer der Hauptangriffspunkt vieler klinisch relevanter Antibiotika. Für die Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen und die Erzeugung neuer antimikrobieller Substanzen ist dessen Verständnis daher von grundlegender Bedeutung. Die Aufklärung der Kristallstruktur des Ribosoms im Jahr 2000 brachte so etwas wie einen Quantensprung für die Forschung. Dennoch sind die katalytischen Mechanismen dieses evolutionär hochkonservierten Enzyms auf der molekularen Ebene noch weitgehend unbekannt.
Neue Methode
Mit einer neuen, kürzlich in Innsbruck entwickelten Methode verändert Norbert Polacek das katalytische Zentrum des Ribosoms chemisch und versucht dadurch, molekulare Details der Proteinsynthese aufzuklären. Die Methode erlaubt es, stellenspezifisch chemisch modifizierte RNA Bausteine in die ribosomale RNA einzubauen. Diese Vorgangsweise vergrössert signifikant den Pool an chemisch unterschiedlichen Gruppen, die stellen-spezifisch in das Ribosom eingebracht werden können, ohne dass dabei die gesamte Struktur des katalytischen Zentrums verändert wird. Mithilfe dieses neuen experimentellen Ansatzes können die fundamentalen ribosomalen Funktionen während der Proteinsynthese, wie die Peptidbindung, die tRNA Translokation und die Peptid Freisetzung, mit bis heute unbekannter Präzision untersucht werden.
Von Wien über Chicago nach Innsbruck
Norbert Polacek wurde 1970 in Wien geboren und studierte an der Universität Wien Biologie mit dem Schwerpunkt Genetik. Während der Doktorarbeit am Institut für Medizinische Biochemie am Vienna Biocenter verbrachte er einen fünfmonatigen Forschungsaufenthalt am Max Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin. Im Jahr 2000 promovierte Polacek in Wien, wo er auch noch einige Monate als Postdoc arbeitete. Von November 2000 bis Mai 2003 arbeitete er dann am Center for Pharmaceutical Biotechnology der Universität Illinois in Chicago. Seit 2003 forscht er als Universitätsassistent am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck, wo er eine Arbeitsgruppe in der Sektion für Genomik und RNomik leitet. Im Oktober 2005 habilitierte sich Norbert Polacek im Fach Molekularbiologie.
Anspruchsvolle Nachwuchsförderung
Maximal fünf START-Preise werden jedes Jahr von der Wissenschaftsministerin an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler vergeben, die nicht älter als 36 Jahre sind, eine außergewöhnliche internationale wissenschaftliche Publikationstätigkeit aufweisen, selbstständig arbeiten und bereits wissenschaftlich im Ausland tätig waren. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von einer internationalen Fachjury im Rahmen des Wissenschaftsfonds (FWF) ausgewählt. Norbert Polacek wird damit in den kommenden sechs Jahren jeweils 200.000 Euro zur Verfügung haben, um seine Erfolg versprechenden Forschungsansätze weiter zu verfolgen. Um die Qualität zu sichern, wird die Arbeit nach drei Jahren erneut begutachtet, und erst eine positive Bewertung führt zu einer vollständigen Finanzierung. Ziel des START-Programms ist es, jungen Spitzenforscherinnen und -forschern die Möglichkeit für langfristige und finanziell weitgehend abgesicherte Forschungsarbeiten zu geben und den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe zu ermöglichen.