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Dritte beidseitige Handtransplantation

Ein 20-köpfiges Ärzteteam aus den Universitätskliniken für Plastische, Unfall- und Transplantationschirurgie hat am Sonntag die dritte beidseitige Handtransplantation in Innsbruck durchgeführt. Das ukrainische Bombenopfer Vasyly Rohovyy erhielt in einer 16-stündigen Operation zwei Spenderhände. Der Patient hat den Eingriff gut überstanden und die beiden Hände bereits als seine eigenen bezeichnet.

„Vasyly ist ein idealer Patient“, sagte Prof. Raimund Margreiter bei der gestrigen Pressekonferenz. Neben dem unbedingten Therapiewunsch des Patienten, der guten physischen und psychischen Verfassung und einem Alter zwischen 18 und 55 Jahren gilt in Innsbruck der Verlust beider Hände oder Unterarme als Voraussetzung für eine Handtransplantation. Fast ein Jahr lang wartete der Ukrainer Vasyly Rohovyy in Innsbruck auf die Operation. Der Patient ist nach dem Eingriff den Umständen entsprechend in guter körperlicher und psychischer Verfassung.

„Meine Hände“

Beim ersten Verbandswechsel hat Rohovyy gestern zu Prof. Hildegunde Piza und ihrem Team gesagt: „Ich glaube, ich träume, sechs Jahre lang habe ich geträumt und nun ist es Wirklichkeit, es sind meine Hände.“ Bei der anspruchsvollen Operation teilte sich das 20-köpfige Ärzteteam in zwei Gruppen: Eine Gruppe entnahm die Hände des Spenders und die andere bereitete die Replantation beim Empfänger vor. Ausschlaggebend bei dieser heiklen Operation war die so genannte Ischämiezeit, das ist jener Zeitraum, in dem die Hände nicht durchblutet sind, betonte Prof. Heribert Hussl. Innsbruck ist hier Vorreiter, war man doch schon bei den vorhergegangenen Operationen bemüht, diese Zeit auf ein Minimum zu reduzieren. Diesmal betrug sie rund zwei Stunden für jede Hand.

Harmonische Zusammenarbeit

Alle Mediziner betonten die perfekte Zusammenarbeit zwischen Plastischen Chirurgen, Unfallchirurgen und den Anästhesisten. Die wesentlichste Aufgabe der Unfallchirurgen war es, den knöchernen Anschluss und die Verbindung der Muskeln und Sehnen zu gewährleisten. Auch Doz. Markus Gabl lobte das perfekte Verständigungssystem zwischen den einzelnen Funktionsträgern des Transplantationsteams. An der Organbeschaffung hatte Prof. Raimund Margreiter wesentlichen Anteil. Dieser bedankte sich bei den Angehörigen des Spenders für das nicht als selbstverständlich zu erachtende Einverständnis. Laut weltweiter Statistik handelte es sich bei dieser Transplantation um Hand Nr. 24 und 25. In Innsbruck wurden bisher drei beidseitige Transplantationen durchgeführt, womit Innsbruck auch in der Gesamtzahl der transplantierten Hände an der Spitze liegt. Man sei dennoch sehr zurückhaltend, was die vielen Anfragen angehe, sagte Prof. Margreiter. Es könne aufgrund der Kapazitäten in der Rehabilitation jeweils immer nur ein Patient behandelt werden. Der Ärztliche Direktor, Prof. Wolfgang Buchberger, betonte den Stellenwert der Innsbrucker Klinik bei Transplantationen im internationalen Vergleich. 2005 wurden insgesamt 229 Organtransplantationen durchgeführt. Der Anästhesist Prof. Christoph Hörmann zeigte sich vom reibungslosen Verlauf der Anästhesie sowie der postoperativen Phase begeistert. Der Patient sei nach rund 20 Stunden Intubation respiratorisch und organisch völlig stabil aus der Narkose erwacht. In der ersten Zeit nach der Transplantation ist die Infektionsgefahr am höchsten, weshalb der Patient Immunsuppressiva erhält und vorerst abgeschirmt werden muss. Er erhält psychologische Betreuung sowie Ergo- und Physiotherapie.

Glückliches Ende

Der nun geglückten Handtransplantation ging ein jahrelanges Leiden voraus. Im Jahre 2000 war der Ukrainer auf seinem täglichen Spaziergang mit dem Hund von einer Bombe in einem Plastiksack schwer verletzt worden. Er verlor beide Hände und ein Auge. Von da an kämpfte Rohovyy um ein besseres Leben. In seiner Verzweiflung wandte er sich erfolglos an französische und deutsche Behörden und Kliniken. Zuletzt nahm er mit Theo Kelz Kontakt auf. Dieser brachte ihn in Verbindung mit Prof. Margreiter. Die Tilak unter Vorstand Dr. Herbert Weissenböck hatte sich bereit erklärt, einen Großteil der Behandlungskosten zu tragen. Wesentlich beteiligt an der humanitären Hilfsaktion war auch Evi Fersterer, eine Saalbacher Künstlerin, die für russische Kinder das „Hilfswerk Salve“ gründete. Sie organisierte eine Spendenaktion, die rund 36.000 Euro brachte und organisierte Flug und Aufenthalt des Patienten.