Medizinische Forschung macht sich bezahlt
An der zweitägigen Konferenz der European Medical Research Councils (EMRC) in Innsbruck wurde deutlich, dass sich Investitionen in die Medizinforschung bezahlt machen. Es zeigte sich aber auch, dass die USA und Australien hier aktiver sind und in Europa großer Handlungsbedarf besteht. Ein wichtiges Ziel für die europäische Forschungspolitik ist es daher, diese Einsicht stärker in den Vordergrund zu stellen als bisher.
Wir investieren hier in Europa sehr viel Geld in die Medizinforschung, aber haben bisher zu wenig darauf geachtet, die Erfolge dieser Forschung auch entsprechend darzustellen. Die Menschen in Europa wollen wissen, wofür ihr Steuergeld ausgegeben wird und ob die Wissenschaft auch entsprechend erfolgreich ist, das höchste Gut jedes Einzelnen, die Gesundheit, zu erhalten, beziehungsweise Krankheiten entsprechend zu bekämpfen, so skizziert der Vorsitzende der EMRC und Rektor der Medizinischen Universität, Prof. Clemens Sorg die künftigen europäischen Herausforderungen. Im Rahmen eines Minisymposiums haben die Vertreter der führenden europäischen Forschungsförderungseinrichtungen am Freitag über die positiven sozioökonomischen Effekte von Investitionen in die Medizinforschung diskutiert. Die Beispiele aus den USA zeigen, dass jeder öffentlich investierte Dollar zu einer Verdreifachung durch die pharmazeutische und medizintechnische Industrie führt. Um in Europa ähnlich erfolgreich zu werden, bedarf es zunächst einer Verstärkung der Erforschung der Medizinischen Forschung. Die wichtigen Fragestellungen in diesem Zusammenhang lauten: Wird in den richtigen Bereichen geforscht? Werden die adäquaten Methoden angewandt? Stehen die Kosten in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen? Um hier entsprechend professionelle Ergebnisse zu erhalten, wurde beschlossen, dass die EMRC gemeinsam mit dem Kieler Institut für Weltwirtschaft eine Konferenzreihe zum Thema Weltweite Gesundheitswirtschaft ins Leben ruft.
Europa hat großen Nachholbedarf
Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Schaffung privater Forschungsförderungsstrukturen. Im Gegensatz zu den USA, wo private Einrichtungen wie Research!America wichtige Aufklärungsarbeit im Hinblick auf die Notwendigkeit von medizinischer Forschung für die Gesellschaft leisten und entsprechendes Lobbying gegenüber der Öffentlichkeit und den politischen Entscheidungsträgern betreiben, fehlen solche Initiativen in Europa nahezu gänzlich. Die EMCR können entsprechende Initiativen nur empfehlen, aber nicht verordnen. Dazu fehlt uns die Macht. Aber wir können unseren Beitrag dazu leisten, diese notwendigen Entwicklungen voranzutreiben, betont Clemens Sorg. Darüber hinaus haben die Delegierten bei der Tagung in Innsbruck mit Wissenschaftlern über die Fortschritte in den verschiedenen Forschungsbereichen der medizinischen Wissenschaft diskutiert. Unter anderem wurden Projekte aus den Bereichen Structural Medicine, Rheumaforschung, Juvenile Diabetis und die medizinschen Anwendungsmöglichkeiten der Systembiologie vorgestellt.
Forschung über die Grenzen hinweg koordinieren
Die European Medical Research Councils (EMRC) bilden die medizinwissenschaftliche Sparte innerhalb der European Science Foundation (ESF). Die ESF umfasst 78 Mitgliedsorganisationen aus 30 Ländern, die die Forschung in den Wissenschaftsfeldern Physik, Sozialwissenschaften sowie Life Sciences und Medizin fördern. Ihre Aufgabe ist es, Forschung auf europäischer Ebene zu koordinieren und neue Wege aufzuzeigen, wie Forschung in Europa weiter vorangebracht werden kann.