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Neue Wege für die Herzdiagnostik

Die Mulitdetektor-Computertomographie (CT) mit 64 Zeilen Scannern eröffnet neue Horizonte für die Diagnose von Herzerkrankungen. An der von Prof. Dieter zur Nedden geleiteten Klinischen Abteilung für Radiologie II arbeiten Wissenschaftler um Dr. Gudrun Feuchtner an der klinischen Evaluation und Erprobung dieser viel versprechenden nichtinvasiven Methode.

Die 64-Zeilen Computertomographie ermöglicht durch hohe räumliche und zeitliche Auflösung eine exakte Darstellung der Herzkranzgefässe. So lassen sich beispielsweise Verengungen (Stenosierungen) der Herzkranzgefässe mit sehr hoher Treffsicherheit erkennen. Das neue Verfahren ist der derzeitigen Standardmethode, dem Herzkatheder, zwar technisch hinsichtlich der räumlichen Auflösung noch geringfügig unterlegen, bedarf aber keines Eingriffs in den Körper. Abgesehen von Herzkranzgefässen können nun erstmal auch Herzklappen sowohl detailgetreu als auch dynamisch (siehe Video) dargestellt werden. Somit können die Bewegungen der Herzklappen analysiert und die Herzklappenöffnungsfläche während der Auswurfphase gemessen werden. Diese ist wiederum ein klinisch etablierter Parameter für die Diagnose von Herzklappenstenosierungen.

Mögliche Alternative

In der klinischen Routine werden Herzklappen derzeit mit Herzultraschalluntersuchungen (Echokardiographie) beurteilt. In einer kürzlich im Journal of the American College of Cardiology (JACC) veröffentlichten Studie untersuchte die Forschungsgruppe um Dr. Gudrun Feuchtner in Kooperation mit den Oberärzten DDr. Wolfgang Dichtl und Dr. Silvana Mueller an der von Prof. Otmar Pachinger geleiteten Klinischen Abteilung für Kardiologie 46 Patienten mit degenerativen Herzklappenveränderungen. „Im direkten Vergleich zwischen Computertomographie und Echokardiographie ergab sich eine hohe diagnostische Treffsicherheit der Computertomographie für die Erkennung von Patienten mit einer manifesten Aortenklappenstenose“, erklärt Dr. Feuchtner. „Auch die Korrelation der systolischen Aortenklappenöffnungsfläche war signifikant. Damit steht mit der Computertomographie eine alternative, nichtinvasive Methode für die Diagnostik der Aortenklappenstenose zur Verfügung.“ Im klinischen Alltag ist die neue Methode beispielsweise in Patienten anwendbar, die mit Herzultraschall nicht adäquat untersucht werden können (z.B. Adipositas, eingeschränkte Ventrikelfunktion). Vornehmlich wird das Verfahren derzeit in der klinischen Routine an Patienten mit bereits sichtbaren Aortenklappenverkalkungen angewandt. Manifeste Aortenklappenstenosen können gleichzeitig erkannt oder ausgeschlossen werden, wenn sich diese Patienten wegen des Verdachts auf koronare Herzerkrankungen einer Herz-CT Untersuchung unterziehen. Die exakte morphologische und dynamische Darstellung von Herzklappen könnte in Zukunft auch für die Planung von Herzklappenoperationen interessant sein, eine entsprechende Studie läuft derzeit.

Früherkennung von Arteriosklerose

„Eine 64-Zeilen CT Untersuchung des Herzens kann ambulant durchgeführt werden und ist für den Patienten im Vergleich zur Herzkathederuntersuchung mit einem deutlich geringeren Risiko verbunden. Und insgesamt könnte sie auch eine Kostenersparnis bedeuten“, so Dr. Feuchtner. „Weiters eignet sich das Verfahren auch für die frühzeitige Erkennung von Arteriosklerose.“ Basierend auf CT- Dichtewerten (Hounsfield Units) können bereits frühe, lipidreiche Ablagerungen in den Herzkranzgefässen dargestellt und von verkalkten Plaques unterschieden werden, wodurch eine frühzeitige medikamentöse Therapie und die restriktive Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Blutfette und Rauchen eingeleitet werden kann. In einer kürzlich am internationalen Radiologenkongress in Chicago vorgestellten Studie konnten die Innsbrucker Forscher um Dr. Gudrun Feuchtner – wie bereits auch andere internationale Forschungsgruppen (z.B. am Mount Sinai Hospital New York) – einen positiven Effekt von Statinen (im Sinne von Plaqueregression und -stabilisierung) im Frühstadium von Arteriosklerose nachweisen.

Weitere Studien notwendig

„Das Verfahren eignet sich darüber hinaus auch hervorragend für die Darstellung von koronaren Bypassen, Herzkammern, Vorhöfen oder Pulmonalvenen und neu sogar für die Messung der Ventrikelfunktion“, erklärt Dr. Gudrun Feuchtner. „Als neue Methode ist die 64-Zeilen Computertomographie derzeit noch Gegenstand vielfältiger wissenschaftlicher Projekte und internationaler Multicenterstudien, in denen die diagnostische Treffsicherheit, Limitationen aber auch gezielt klinische Anwendungen analysiert werden.“ Die Innsbrucker Wissenschaftler sind auch daran mit mehreren Projekten beteiligt: So untersuchen sie gemeinsam mit Prof. Johannes Bonatti, Dr. Thomas Schachner und Dr. Guy Friedrich Patienten vor und nach minimalinvasiven koronaren Bypassoperationen. In einem weiteren Projekt mit Dr. Florian Hintringer von der Klinischen Abteilung für Kardiologie wird in Patienten mit Vorhofflimmern vor Katheterablation eine 3D-Fusion von CT-Daten mit elektroanatomischen Mappingdaten durchgeführt, was eine präzisere Planung der Ablationsstrategie ermöglicht.