Neues Krebsgen entdeckt
Gemeinsam mit Grazer Kollegen haben Wissenschaftler des Daniel-Swarovski-Forschungslabors ein neues Krebsgen entdeckt. Sie konnten nachweisen, dass mutierte C-RAF Kinasen zu tumorspezifischen Veränderungen in Zellen führen und die Resistenz gegenüber Reizen erhöhen, die den Zelltod fördern. Die Forscher berichten darüber in der renommierten Fachzeitschrift Cancer Research.
Für die Entstehung von Krebs sind genetische Veränderungen verantwortlich. Diese können sowohl ererbt als auch während des Lebens erworben werden. Die betroffenen Gene sind dabei sehr oft für Teile jener Signalwege zuständig, die die Zellteilung und das Überleben der Zellen kontrollieren. Die Untersuchung an Tumormodellen in der Maus hat schon häufig zur Entdeckung von potentiellen Krebsgenen geführt. Auch im Fall der RAF Kinasen (A-, B- und C-RAF) konnte die den Tumor auslösende Wirkung bereits vor über 20 Jahren in der Maus nachgewiesen werden. Dass ein Mitglied dieser Familie, das B-RAF, an der Entstehung menschlicher Tumore beteiligt ist, haben Wissenschaftler zum ersten Mal im Jahr 2002 gezeigt.
Erstmals C-RAF Mutanten beschrieben
In einer vor kurzem in der Zeitschrift Cancer Research erschienenen Arbeit beschreiben die Grazer und Innsbrucker Wissenschaftler nun zum ersten Mal Mutanten von C-RAF. Diese wurden in Graz in einer groß angelegten Untersuchung bei zwei Patienten mit Therapie-assoziierter akuter myeloischer Leukämie (AML) entdeckt. Die Veränderungen betreffen in beiden Fällen den katalytischen Bereich des Enzyms. In zumindest einem Fall konnten wir nachweisen, erklärt der Leiter des Daniel-Swarovski-Forschungslabors, Univ.-Doz. Jakob Troppmair, dass die im Tumor entdeckte Veränderung zu einer Erhöhung der Enzymaktivität führt. Die mutierten C-RAF Proteine verursachen in normalen Zellen tumorspezifische Veränderungen und erhöhen unter anderem die Resistenz gegenüber den Zelltod auslösenden Reizen. Weiters konnte gezeigt werden, dass diese Mutationen vererbt werden und möglicherweise mit einer Prädisposition zur Tumorentwicklung einhergehen. Der Nachweis von Mutationen in RAF Proteinen ist auch deshalb von Bedeutung, weil sich Hemmer für diese Kinasen wie auch für die von RAF regulierte Kinase MEK bereits in klinischen Studien befinden.
Verständnis für die molekularen Ursachen
Entstanden ist die Arbeit aus einer Kooperation der Forschungsgruppe von Prof. Heinz Sill von der Medizinischen Universität Graz mit Univ.-Doz. Jakob Troppmair. Am Daniel-Swarovski-Forschungslabor der von Prof. Raimund Margreiter geleiteten Abteilung für Allgemein- und Transplantationschirurgie beschäftigt sich Troppmair neben Fragestellungen der molekularen Onkologie auch mit dem Themenkomplex der Transplantations-bedingten Organschädigung. Auch hier werden in enger Zusammenarbeit mit den klinischen Kollegen an Kleintiermodellen, in in vitro Ansätzen und menschlichem Material Mechanismen der Organschädigung untersucht. Neben funktionellen Untersuchungen steht dabei ebenfalls die Analyse jener Signalwege im Vordergrund, die das Überleben der Zellen und Entzündungsreaktionen kontrollieren. Ziel dieser Forschungen, so Jakob Troppmair, ist neben einem besseren Verständnis für die molekularen Ursachen dieser pathologischen Veränderungen auch die Entwicklung neuer therapeutischer Konzepte.