Europäisches Register für Prothesen
Mit der steigenden Lebenserwartung werden der Einsatz und die Haltbarkeit von künstlichen Gelenken immer wichtiger. In einer vereinten Bemühung haben die europäischen Orthopädievereinigungen nun ein gemeinsames Register für den Daten- und Erfahrungsaustausch aufgebaut. Betreut wird es von einem Team an der Innsbrucker Universitätsklinik für Orthopädie, die internationales Renommee auf diesem Gebiet genießt.
Die Sammlung und Auswertung von Daten über den Einsatz von künstlichen Gelenken ist eine entscheidende Voraussetzung für die Verbesserung der Qualität in der Anwendung am Patienten. Entsprechende nationale Register wurden zunächst in den skandinavischen Ländern gegründet. Die dortigen Daten haben seit Jahren einen festen Platz in der Bewertung von Implantaten und chirurgischen Techniken. Die Erfolge sind beachtlich: So konnte die Rate von wiederholten Eingriffen in Schweden von 18% im Jahr 1979 auf 6% im Jahr 2001 gesenkt werden. Auch konnte national ein erheblicher Ausgleich beim Behandlungserfolg der einzelnen Betreuungseinrichtungen erzielt werden. Minderwertige Produkte wurden frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen gesetzt. Nach den Erfahrungen in Schweden ist die Kostenersparnis enorm, stehen dem Aufwand für die Dokumentation und Auswertung doch erhebliche Einsparungen im Behandlungsbereich gegenüber. Beachtlich ist auch, dass diese Register auf Initiative der Ärzteschaft und ohne regulatorische Eingriffe der Gesundheitsbehörden zustande kamen. Heute gibt es 11 nationale Endoprothesenregister in 9 europäischen Ländern, in 7 weiteren Ländern gibt es konkrete Projekte.
Standort in Innsbruck
In den letzten Jahren hat sich Dr. Gerold Labek gemeinsam mit Prof. Nikolaus Böhler, dem ehemaligen Präsidenten der europäischen Orthopädenvereinigung und nunmehrigen Vorstand der orthopädischen Abteilung des AKH Linz, um die internationale Verknüpfung dieser Bemühungen verdient gemacht. Daraus entstand das European Arthroplasty Register (EAR), dessen operative Einheit nun vor kurzem an der von Prof. Martin Krismer geleiteten Innsbrucker Universitätsklinik für Orthopädie angesiedelt wurde. Seit Herbst des Vorjahres wird hier ein Team von Orthopäden aufgebaut, das sich dem Thema Endoprothesenregister und Qualitätssicherung künstlicher Gelenke widmet. Die orthopädische Universitätsklinik hat sich in der Vergangenheit ein beachtliches Renommee auf internationaler Ebene erarbeitet, betont Dr. Labek. Das Prothesenregister ist ein weltweit einzigartiges Projekt und wird den Ruf Innsbrucks als erstrangigem Forschungsstandort unterstreichen.
Vorteil für die Patienten
Die Erkenntnisse aus diesen Aktivitäten werden wesentlich zur Verbesserung der Qualität künstlicher Gelenke und deren Anwendung beitragen. Dies wird auch zu direkten Vorteilen für die Patienten der Universitätsklinik Innsbruck führen. Derzeit sind wir damit beschäftigt, erklärt Dr. Gerold Labek, die Erfahrungen beim Aufbau nationaler Register in verschiedenen Ländern mit der großflächigen Erfassung von Komplikationen und der Qualitätskontrolle in Innsbruck in ein verbessertes System der internen Qualitätskontrolle und der Komplikationserfassung über den stationären Aufenthalt hinaus einzubeziehen. Dabei wird auch mit den entsprechenden Stellen für Dokumentation und Qualitätskontrolle der Tilak zusammengearbeitet. Organisiert ist das Europäische Endoprothesenregister als gemeinnütziger, wissenschaftlicher Verein mit Sitz in Linz. Die wesentlichen operativen und wissenschaftlichen Aktivitäten werden vom EAR-Office durchgeführt, das an der Innsbrucker Universitätsklinik für Orthopädie untergebracht ist und primär vom Personal der Klinik betreut wird. Derzeit sind nationale Register und orthopädische Gesellschaften aus 17 europäischen Ländern an das Projekt angeschlossen. Für die Zukunft bietet die rasche Entwicklung von Registern unter Mithilfe von EAR wesentlich erweiterte Möglichkeiten in klinischer Forschung und der Grundlagenforschung zu künstlichen Gelenken, so Prof. Martin Krismer. Die Universitätsklinik für Orthopädie hat sich zum Ziel gesetzt, eine führende Rolle in diesem zukunftsträchtigen Forschungsbereich zu übernehmen.