Neuer Wirkmechanismus von Aspirin entdeckt
In vielen Schmerzmitteln ist der Wirkstoff Acetylsalizylsäure enthalten, den meisten ist dieser heute als Aspirin geläufig. Es zählt zu den am meisten verbreiteten Medikamenten und wird auch in der Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen eingesetzt. Forscher um Prof. Andreas Ritsch vom Gentherapielabor an der von Prof. Josef Patsch geleiteten Klinischen Abteilung für Allgemeine Innere Medizin haben nun einen neuen Wirkmechanismus von Aspirin entdeckt und berichten darüber im renommierten FASEB Journal.
Dass Acetylsalizylsäure gegen Herz-Kreislauferkrankungen schützt und der Atherosklerose vorbeugt, ist seit längerem bekannt. Diese Wirkung wurde bisher vor allem antientzündlichen und antithrombotischen Effekten zugeschrieben. Nun haben Dr. Ivan Tancevski und Dr. Andreas Wehinger aus der Arbeitsgruppe von Prof. Andreas Ritsch einen neuen Mechanismus aufgedeckt, der die Wirkung gegen Atherosklerose beeinflussen könnte. Das Aspirin führt zu einem verstärkten Auswurf von Cholesterin aus Schaumzellen. Diese Schaumzellen sind ein wesentlicher Bestandteil der atheriosklerotischen Plaques in den Blutgefäßen.
Neuer Schutzmechanismus entdeckt
Da Cholesterin nicht in Wasser löslich ist, erfolgt der Transport im Blutplasma mit Hilfe von Lipoproteinen. Für den Abbau des Cholesterins im Blut gibt es im menschlichen Körper zwei voneinander unabhängige Wege. Ein Teil davon wird in den so genannten Makrophagen aufgenommen und gespeichert. Bei der Rückgabe dieses Cholesterins spielt der Scavenger Rezeptor-BI (SR-BI) eine wesentliche Rolle. Dieser als erstes beschriebene HDL-Rezeptor wird sowohl in Schaumzell-Makrophagen atherosklerotischer Plaques als auch in Leberepithelzellen ausgebildet und vermittelt so einerseits die Abgabe von Cholesterin aus Makrophagen an HDL und von diesen weiter in die Leber. Ivan Tancevski und Andreas Wehinger konnten zeigen, dass Aspirin über eine posttranskriptionelle Regulation die Expression und Funktion von SR-BI in menschlichen Makrophagen erhöht. Die Daten aus dem Reagenzglas konnten im Tierexperiment bestätigt und erweitert werden, wo die Behandlung von Mäusen mit Aspirin in therapeutischen Dosen die Expression von SR-BI in Makrophagen erhöhte. Dabei konnte die bestehende Hypothese, wonach der Transkriptionsfaktor PPAR-alpha in die SR-BI Regulierung involviert ist, widerlegt werden, indem der hier beschriebene Effekt von Aspirin auch in PPAR-alpha knock-out Mäusen gezeigt werden konnte. Umfangreiche Versuche mit Salizylsäure und anderen Nicht Steroidalen Antirheumatika (NSAR) erbrachten den Nachweis, dass der Effekt von Aspirin auf vermehrte Expression von SR-BI in Makrophagen nicht über die Inhibierung des Enzyms Cyclooxygenase (COX) erfolgt. Unabhängig von den bereits bekannten antientzündlichen und antithrombotischen Effekten stellt dies einen völlig neuen Schutzmechanismus vor Atherosklerose dar.
Langjährige Erfahrung
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit werden demnächst im renommierten FASEB Journal veröffentlicht. Die Arbeitsgruppe von Prof. Andreas Ritsch im Gentherapielabor beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit Schlüsselproteinen des Reversen Cholesterintransports. In den letzten Jahren hat sich die Arbeit seiner Forschungsgruppe auf den HDL-Rezeptor SR-BI konzentriert. Die Erforschung dieses Proteins eröffnet neue, noch völlig unausgeschöpfte Therapiemöglichkeiten zur Bekämpfung der Atherosklerose, die nach wie vor in den westlichen Industrienationen die häufigste Todesursache darstellt. Klinikvorstand Prof. Josef Patsch ist ein Pionier auf dem Gebiet des HDL-Stoffwechsels und des Reversen Cholesterintransports. Seine Arbeiten begannen in Innsbruck und wurden während seiner langjährigen Tätigkeit im Department of Internal Medicine am Baylor College of Medicine in Houston Texas durchgeführt. Seit seiner Rückkehr und Berufung zum Vorstand der Univ.-Klinik für Inneren Medizin werden diese Arbeiten in den Laboren für Stoffwechselforschung und Gentherapie weitergeführt.