Internationale Woche des Gehirns
Sucht, Schizophrenie, Schlafstörung und Schlaganfall: Themen von breitem Interesse stehen von 13. bis 19. März weltweit im Mittelpunkt der Woche des Gehirns. In Innsbruck öffnen die Hirnforscherinnen und -forscher ihre Labors und suchen den Dialog mit der Öffentlichkeit. Alt und jung erhalten in Vorträgen und Schulveranstaltungen bei freiem Eintritt einen Einblick in die Funktionsweise des Gehirns.
Erkrankungen des Gehirns zählen zu den am weitesten verbreiteten Leiden, jeder vierte EU-Bürger ist davon direkt betroffen: Alzheimer, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Schizophrenie, Depression, Sucht, Essstörungen, um nur einige zu nennen. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten sind beträchtlich. Seit einigen Jahren wird jeweils im März im Rahmen einer internationalen Aktionswoche auf diese Krankheitsbilder aufmerksam gemacht. Neben Wien, Graz und Salzburg wird heuer auch in Innsbruck der Bevölkerung erstmals ein umfangreiches Programm geboten: Wie schützt man sich vor Schlaganfall?, Wo wirken Medikamente im Gehirn?, Gehirn und Schlaf, so lauten nur einige der Themen, die für das interessierte Publikum aufbereitet werden. Wir wollen den Menschen die erfolgreiche Hirnforschung an unserer Universität vorstellen und auf die Patienten aufmerksam machen, deren Leiden oft noch tabuisiert werden, erklärt die Neurobiologin Prof. Christine Bandtlow. Denn jeden von uns kann es einmal betreffen. Viele Erkrankungen werden lange verdrängt und erst spät erkannt. Je früher aber eine Behandlung einsetzt, desto günstiger ist das meist für den Patienten. Die öffentlichen Vorträge finden von Montag bis Freitag jeweils um 18.00 Uhr im Medizin-Zentrum Anichstraße statt. An den Nachmittagen sind die Labors für die Besucher geöffnet.
Sonderprogramm für Jugendliche
Für junge Menschen bietet die Woche des Gehirns ein spezielles Programm, in dem Schulklassen die Möglichkeit haben, sich in die Welt des Gehirns einführen zu lassen und auch die Forschungslabors der Innsbrucker Neurowissenschaftler zu besuchen. Dabei werden auch Fragen thematisiert, die für Jugendliche von besonderem Interesse sind. So wird zum Beispiel über die nachhaltigen Folgen von Drogenkonsum informiert. Die Woche des Gehirns wird von der Europäischen Allianz für das Gehirn und der amerikanischen Dana Alliance for Brain Initiatives koordiniert. In Innsbruck organisieren die Neurowissenschaftler der Medizinischen Universität angeführt von Prof. Christine Bandtlow die Aktivitäten. Unterstützt werden sie dabei unter anderem von der Federation of European Neuroscience Societies (FENS).
Aufklärung wichtig
Ein wichtiger Aspekt dieser Schwerpunktwoche ist für die beteiligten Wissenschaftler auch, Erkrankungen des Nervensystems zu entstigmatisieren. Für viele Menschen, so Prof. Wolfgang Fleichhacker von der Univ.-Klinik für Psychiatrie, ist es nach wie vor sehr problematisch an der Psychatrie oder an der Neurologie behandelt zu werden. Eine Erkrankung im Bereich des Gehirns oder des Nervensystems wird fälschlicherweise häufig damit verbunden, 'irgendwie nicht ganz richtig zu sein'. Hier müssen wir aufklären und den Erkrankten helfen, aber auch das allgemeine Verständnis über und für die Erkrankungen verbessern. Dies unterstreicht auch Prof. Werner Poewe, Leiter der Univ.-Klinik für Neurologie: Weltweit sind mehr als ein Viertel aller Menschen von Erkrankungen des Nervensystems oder des Gehirns betroffen, aber nur ungefähr ein Viertel davon ist auch in ärztlicher Behandlung. An der Medizinischen Universität Innsbruck wurden erst kürzlich im Zuge der Profilbildung auch die Neurowissenschaften zu einem universitären Schwerpunkt erklärt. Ungefähr ein Viertel der Professorinnen und Professoren der Medizinuniversität arbeiten in diesem Bereich, der jährlich mehr als 13 Mio. Euro an Drittmittel für die Forschung akquiriert. Ziel der Neurowissenschaftler ist es mittelfristig, im Rahmen des im neuen Organisationsplan bereits vorgesehenen Neurozentrums sowohl Theorie als auch Praxis unter einem Dach zu vereinen.