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Die Schere öffnet sich bei der Karriere

Auch nach über 100 Jahren Zulassung von Frauen zum Studium und über 10 Jahren gesetzlich verordneter Frauenförderung sind die strukturellen Barrieren für Frauen immer noch gleich aktuell. Zum gestrigen Weltfrauentag lud Vizerektorin Prof.in. Margarethe Hochleitner zu einer Informationsveranstaltung in deren Rahmen die Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung vorgestellt wurde. Universitätsrätin Prof.in. Gabriele Fischer hielt einen Festvortrag.

Im Großen Hörsaal der Frauen-Kopf-Klinik trafen sich gestern Nachmittag interessierte Frauen aus allen Bereichen der Medizinischen Universität, um den Weltfrauentag zu begehen. Für Vizerektorin Prof.in. Margarethe Hochleitner besteht kein Zweifel, dass sich die Frauen für ihre Anliegen interessieren müssen. Hat sich der Anteil der Frauen etwa bei den Studierenden, im Mittelbau oder in der Verwaltung in den letzten Jahren deutlich erhöht, so stellen sie unter den Habilitierten, den Professoren und in universitären Führungspositionen nach wie vor eine deutliche Minderheit. Die Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen, Prof.in Ingrid Grunert, berichtete aus persönlicher Erfahrung von so manchen frauenspezifischen Erlebnissen in der Berufslaufbahn, die Ausdruck krasser Benachteiligung sind. Gabriele Gamerith, die Vorsitzende der ÖH, hob die Probleme hervor, die das Studium mit Kind gerade im neuen Studienplan bringe. In ihrem Festvortrag verdeutlichte Prof.in. Gabriele Fischer, Mitglied des Universitätsrats der Medizinischen Universität Innsbruck den Einfluss, den Geschlechterstereotypen auf das Handeln allgemein, auf die Personalpolitik und in der Medizin haben. Dies unterstrich Fischer mit zahlreichen Beispielen aus ihrem Fachgebiet, der Psychiatrie.

Neue Koordinationsstelle

Das Universitätsgesetz 2002 verpflichtet die Universitäten eine „Organisationseinheit zur Koordination der Aufgaben der Gleichstellung, der Frauenförderung sowie der Geschlechterforschung“ einzurichten. Um diese Dienstleistungseinrichtung an der Medizinischen Universität arbeitsfähig zu machen, wurden 2005 von der damaligen Vorsitzenden des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen, Prof.in Margarethe Hochleitner zwei Projekte beim Wissenschaftsministerium eingereicht. Die inhaltlichen Notwendigkeiten basieren dabei auf der Ärztinnenstudie 2002 und beinhalten ein Frauen-Empowerment-Projekt mit Mentoring- und Gendersensibilisierungsprogrammen sowie ein Kinderbetreuungsprojekt mit Beratungs- und Betreuungsangeboten. Beide Projekte wurden vom Ministerium genehmigt, sodass die Projektumsetzung mit den Fördergeldern und Mitteln der Universität zumindest für drei Jahre gesichert ist. Zusätzlich wurde eine Referentin für den Bereich Geschlechterforschung bestellt.

Frauen-Empowerment und Mentoringprogramm

Die Inhalte des Projekts „Frauen-Empowerment“ umfassen neben Schulungen zu Themen wie Gender Sensibilisierung und Diskriminierung das Angebot eines Mentoring-Programms für junge Wissenschaftlerinnen in Übergangssituationen ihres Karriereverlaufs. Zentrales Element ist der Aufbau einer formalisierten Beziehung zwischen Mentorin und Mentee sowie von horizontalen Peer-Netzwerken zwischen den Mentees, begleitet von einem Karriereprogramm zur Vermittlung und zum Training akademischer Schlüsselkompetenzen. Das Mentoring-Konzept ist ein bewährtes, prozessorientiertes Instrument der Nachwuchsförderung und Weiterbildung. Durch den gezielten Transfer von Wissen, Erfahrungen und Netzwerkkontakten der Mentorinnen werden die Mentees in ihrer beruflichen Entwicklung nachhaltig unterstützt, beraten und begleitet. Darüber hinaus soll es Frauen in der Wissenschaft darin bestärken, ihre Potenziale und Fähigkeiten vermehrt sicht- und nutzbar zu machen und universitäre Führungspositionen zu übernehmen. Betreut wird dieser Bereich von Mag.a Claudia Beyer, einer Absolventin der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Innsbruck, die langjährige Erfahrungen aus ihrer früheren Tätigkeit in der Unternehmensberatung mitbringt.

Geschlechterforschung und Frauenförderung

Der Bereich „Geschlechterforschung“ arbeitet auf die Umsetzung von Frauen- und geschlechterbezogener Forschung und Lehre an der Medizinischen Universität hin. Ziel ist es, Geschlecht als wichtigen Einflussfaktor auf die Gesundheit von Frauen und Männern sichtbar zu machen. Der bewusste Blick auf Geschlecht soll so als Querschnittsmaterie in alle medizinischen Fächer Einzug halten. Weiters soll Frauen- und Geschlechterforschung als eigene Disziplin, gleichwertig mit anderen Fächern, gelehrt werden. Für die Implementierung von Frauen- und Geschlechterforschung in Forschung und Lehre wurde die Medizinerin Dr.in Alice Chwosta, Autorin des Tiroler Frauengesundheitsberichtes, als Referentin der Koordinationsstelle bestellt. Ihre Analyse und Arbeit wird nicht auf medizinische Wissensinhalte beschränkt bleiben, sondern auch das Geschlechterverhältnis innerhalb des Medizinischen Systems selbst beinhalten. Durch Betrachtung von Aufbau und Traditionen der eigenen Wissenschaftsdisziplin werden strukturelle Barrieren, die die Gleichstellung der beruflichen Chancen von Frauen behindern, die eine Karriere in der Medizin anstreben, sichtbar und können effektiv bearbeitet werden.

Kinderbetreuung und Beratung

Eine der entscheidenden Voraussetzungen für Chancengleichheit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die Versorgung mit Kinderbetreuungseinrichtungen. Das Referat für Kinderbetreuung der Koordinationsstelle bietet Information über Kinderbetreuungseinrichtungen, Beratung zu finanziellen Förderungen und Vermittlung von Betreuungsplätzen sowie von flexibler Kurzzeitbetreuung während Veranstaltungen. Des weiteren sollen die Betreuungskosten in den gemeinsamen Betreuungseinrichtungen von Universität und Tilak angeglichen und später ein nach sozialen Kriterien gestaffeltes Zuschuss-System entwickelt werden. Mittel- bis langfristig wird das Konzept für einen Schülerhort und für weitere Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder bis zum 3. Lebensjahr sowie einer flexiblen Kurzzeitunterbringungsmöglichkeit für Patientinnen der Ambulanzen erarbeitet. Beate Hell, ausgebildete Kindergartenpädagogin und Erzieherin mit langjähriger, praxisorientierter Erfahrung sowie einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung, betreut diesen Fachbereich und steht für Informationen und Fragen zum Thema Kinderbetreuung zur Verfügung.