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Vieles ist noch zu tun

Karrierechancen und Karrierehindernisse für Frauen an den Universitäten – Erste Schritte sind getan, aber vieles ist noch zu tun. Frauen in Leitungsfunktionen der Medizinischen Universitäten sind noch immer rar, sagt Universitätsrätin Prof.in Gabriele Fischer. Daneben zeigen sich aber auch die universitären Aufgabenbereiche von Lehre und Forschung in Bezug auf Frauenförderung und Gleichstellung beharrlich statisch.

Das Universitätsgesetz 2002 hat – im Unterschied zu seinem Vorgänger, dem UOG 93 – erstmals die frauenpolitische Förderung durch konkrete gesetzliche Vorgaben festgelegt. Keine zahnlosen Bekenntnisse zur Frauenförderung, sondern das Schaffen von Strukturen der Partizipation an den Gestaltungs-, Lenkungs- und Entscheidungsprozessen universitärer Politik steht jetzt im Vordergrund. Der Paragraph 19 des UG 2002 sieht daher neben der Einrichtung eines Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen oder etwa dem Erlassen eines Frauenförderplans auch die Schaffung einer Organisationseinheit zur Koordination der Aufgaben der Gleichstellung, der Frauenförderung sowie der Geschlechterforschung vor.

Gewachsene Männerstrukturen haben sich fortgeschrieben

Diese im Umfeld des Rektorats geschaffenen neuen Einrichtungen des Gender Mainstreaming sollen die Gleichstellungsperspektive nunmehr von der Zentrale aus zur Umsetzung bringen. Erste Schritte zur Erreichung dieser Ziele sind getan, aber vieles ist noch zu tun. Frauen in Leitungsfunktionen der Medizinischen Universitäten, meint Universitätsrätin Prof.in Gabriele Fischer, sind noch immer rar: „Hier haben sich die gewachsenen Männerstrukturen fortgeschrieben. Dass es bis jetzt keine einzige Rektorin an immerhin 21 österreichischen Universitäten gibt und auch in den Senaten und Universitätsräten Frauen stark unterrepräsentiert sind, zeigt deutlich, dass hier noch großer Handlungsbedarf besteht.“ Neben der Besetzung von universitären Leitungsfunktionen zeigen sich aber auch die universitären Aufgabenbereiche von Lehre und Forschung in Bezug auf Frauenförderung und Gleichstellung beharrlich statisch, meint Universitätsrätin Fischer.

Stichwort Professorinnen-Berufungen

Den in den letzten beiden Jahren seit der Gründung der Medizinischen Universitäten erfolgten Berufungen von Frauen haftet der hier sprichwörtlich wie reale Makel an, „Titel ohne Mittel“ zu sein. Trotz spezieller Zusatz-Förderungen durch das Bundesministerium, die die Anteile an Berufungen von Frauen anheben, fehlen ausreichende universitäre Mittel zum Aufbau und Ausbau der Lehrstühle und entsprechender zugehöriger Forschungsschwerpunkte. Gender Mainstreaming muss hier in letzter Konsequenz aber bedeuten, dass nicht nur der Anteil der Frauen in der ProfessorInnenschaft angehoben wird – dieser liegt derzeit Österreich weit immer noch unter 6% –, sondern dass auch die notwendigen Budgetposten „geschlechtergerecht“ zugeteilt werden. Deshalb bleiben derzeit auch in der Nachwuchsförderung die gröbsten Probleme ungelöst; denn wenn Frauen von Frauen und Frauenkarrieren – z.B. in den Mentoringprojekten – lernen und davon profitieren sollen, dann müsste dazu auch ein reales Förderpotenzial zur Verfügung stehen. Die Schere zwischen einer mehrheitlich weiblichen StudentInnenschaft und dem Anteil an Frauen, die in die wissenschaftliche Nachwuchslaufbahn einsteigen können (derzeit sind nur rund 15% der medizinischen Habilitationen von Frauen verfasst) klafft hier meilenweit auseinander. Die Förderung von Männerkarrieren in Männerstrukturen ist – sei sie bewusst oder unbewusst – noch immer dominant. Die gezielte Förderung von Frauenkarrieren durch Frauen – das Cross-Gender-Mentoring – muss also verstärkt werden, und ebenso müssen "konkret quantifizierbare Parameter für Karrieremodelle in die jetzt für die einzelnen universitären Organisationseinheiten zu erarbeitenden Leistungsvereinbarungen einfließen", meint Universitätsrätin Gabriele Fischer.

„Gender Medicine“ in Forschung und Lehre

Im Bereich der Lehre selbst müssten die Studienpläne außerdem deutlich stärker in Richtung geschlechtsspezifischer Gesichtspunkte der „Gender Medicine“ ausgeprägt werden. Denn Gesundheit und Krankheit sind – wie man heute weiß – nicht nur von sozialen, sondern auch von geschlechtsspezifischen, biologischen Faktoren bestimmt. Männer und Frauen leiden nicht nur an unterschiedlichen Krankheiten, sondern brauchen zudem spezifisch auf sie ausgerichtete – biosensitive – Behandlungsmethoden. Schwerpunktsetzungen in Forschung und Lehre sind hierbei noch unzureichend angepasst. Die Medizin ist in dem, was sie lehrt, und dem, womit sie sich beschäftigt, zu „einseitig männlich“, meint Universitätsrätin Prof.in Gabriele Fischer, die dieses Thema nicht nur wissenschaftlich erörtert hat, sondern dem Thema auch ein allgemein verständliches Buch gewidmet hat.

Dieser Text erscheint heute in der Sondernummer der i-med Info (TT-Beilage) zum Weltfrauentag am 8. März. Morgen findet außerdem eine Informationsveranstaltung statt, an der die Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung vorgestellt wird und Universitätsrätin Univ.-Prof.in Dr.in Gabriele Fischer einen Festvortrag hält. Beginn der Veranstaltung im Großen Hörsaal der Frauen-Kopf-Klinik ist um 14.00 Uhr.