search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Verbesserung der Prognose von Knochenmarkserkrankungen

Einer der Schwerpunkte an der von Prof. Günther Gastl geleiteten Klinischen Abteilung für Hämatologie und Onkologie ist die Forschung am Myelodysplastischen Syndrom (MDS). In nationalen und internationalen Kooperationen werden zur Etablierung von prognostischen und prädiktiven Parametern klinische und wissenschaftliche Patientendaten in einem elektronischen Register gesammelt und ausgewertet. Diese Aktivitäten, an denen ein Team um Prof. Reinhard Stauder federführend beteiligt ist, tragen nun erste Früchte.

Unter dem Begriff Myelodysplastisches Syndrom (MDS) wird eine Gruppe von klonalen Knochenmarkserkrankungen zusammengefasst, bei denen es durch die verminderte Bildung von Blutzellen zu Symptomen der Anämie, zu gesteigerter Infekthäufigkeit und erhöhter Blutungsneigung kommt. Im weiteren Krankheitsverlauf kann ein MDS sich zu einer hochaggressiven akuten Leukämie entwickeln. Das MDS stellt die häufigste hämatologische Erkrankung im höheren Alter dar, die oft als „Altersanämie“ unterdiagnostiziert und unzureichend therapiert bleibt. Die steigende Lebenserwartung in den westlichen Industriestaaten, mit einer massiven Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Gesamtbevölkerung, verbessertem Überleben nach Chemo- und Radiotherapie verschiedener Tumorerkrankungen und die Exposition gegenüber krebsauslösenden Schadstoffen am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld haben in den letzten Jahren zu einer deutlichen Steigerung der Häufigkeit des MDS geführt.

Neue Initiativen zur besseren Erfassung

Zur flächendeckenden epidemiologischen Erfassung möglichst aller MDS-Erkrankungsfälle in Tirol nach einheitlichen Kriterien hat Prof. Reinhard Stauder, Oberarzt an der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Onkologie, in Kooperation mit dem Tumorregister Tirol das MDS-Register Tirol begründet. Zur Harmonisierung und Standardisierung klinischer und wissenschaftlicher Daten zum MDS auf nationaler und internationaler Ebene wurde in Kooperation mit ARC Seibersdorf Research eine telematische, digitale Plattform etabliert. Mit dem Ziel einer einheitlichen Erfassung und Therapie der Erkrankungsfälle durch die größten MDS-Zentren in Österreich wurde die österreichische MDS-Plattform mit Prof. Stauder als stellvertretenden Vorsitzenden aufgebaut. International werden die Aktivitäten im Rahmen einer deutsch-österreichischen Studiengruppe sowie im Europäischen Leukämie-Netzwerk koordiniert. „Unser Ziel ist die Epidemiologie und Pathogenese des MDS besser zu verstehen und prognostische Faktoren zu definieren, die uns Auskunft darüber geben, welche MDS-Patienten ein höheres Risiko aufweisen, früher oder später eine akute Leukämie zu entwickeln“, erklärt Prof. Stauder. „Darüber hinaus versuchen wir prädiktive Faktoren zu etablieren, welche uns das Ansprechen auf verschiedene Arzneimittel vorhersagen. Dies ermöglicht eine individualisierte und zielgerichtete Therapie für unserer Patientinnen und Patienten“.

Erste Erfolge

Die deutsch-österreichische MDS-Studiengruppe kann bereits erste Erfolge vermelden, haben die Forscher doch vor kurzem in der Fachzeitschrift ‚Leukemia’ die Etablierung eines neuen Prognosescores publiziert. Der bisherige Goldstandard, das International Prognostic Scoring System (IPSS), wird um den Parameter Lactatdehydrogenase (LDH) erweitert, wodurch die Risikoeinschätzung und individualisierte Therapieplanung deutlich verbessert wird. „In Innsbruck arbeiten wir nun daran epigenetische Faktoren zu definieren, die uns das Ansprechen von MDS-Patientinnen und Patienten auf die neue und Erfolg versprechende Substanzklasse der demethylierenden Arzneimittel besser verstehen und vor allem vorhersagen lässt“, so Prof. Stauder abschließend.