Revolutionäres Chemotherapiekonzept bei Eierstockkrebs
Eine derzeit noch selten angewandte Chemotherapie erhöht die Überlebensrate bei Eierstockkrebs um elf Prozent, dies bestätigt eine vor kurzem veröffentlichte Studie. Vergangene Woche diskutierten führende Wissenschaftler und Mediziner, aber auch bedeutende Kritiker dieser Behandlungsmethode bei der ersten europäischen Tagung zu diesem Thema. Die Initiative dazu ging von der Innsbrucker Universitätsklinik für Frauenheilkunde aus.
In Österreich erkranken pro Jahr rund 1.000 Frauen an Eierstockkrebs, in Tirol werden jährlich 65 bis 70 Neuerkrankungen verzeichnet. Dank großer Fortschritte der Medizin konnte die so genannte 5-Jahres-Überlebensrate bei Eierstockkrebs in den letzten Jahren weiter verbessert werden. Sie liegt derzeit in Österreich bei rund 50 Prozent und damit deutlich über dem Durchschnitt der EU-Länder und sogar höher als in den USA. Noch bis vor einigen Jahren endete Eierstockkrebs fast immer tödlich. Dabei könnte die Überlebensrate um weitere 11 Prozent verlängert werden durch eine gezielte, derzeit noch selten angewandte Chemotherapie. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Anfang des Jahres im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie der Johns Hopkins Universität in Baltimore. Die Chemotherapie erfolgte dabei nicht wie üblich intravenös sondern direkt in die Bauchhöhle. In der Studie wurden die Behandlungsergebnisse von 415 Patientinnen in 40 US-Kliniken verglichen: Die Frauen, die intravenös behandelt wurden, lebten nach der Therapie noch durchschnittlich 49,7 Monate, jene Patientinnen, denen die Chemostoffe über die Bauchhöhle zugeführt wurden, hingegen durchschnittlich noch 65,5 Monate.
Suche nach Konsens
Aufgrund dieser Studie hat das National Cancer Institute in den USA nun eine Empfehlung herausgegeben, diese neue Behandlungsmethode Eierstockkrebs-Patientinnen anzubieten. Da jeder neue Schritt in der Therapie mit vielen Veränderungen verbunden ist und diese Behandlungsmethode in der praktischen Anwendung noch viele Fragen aufwirft, luden die Initiatoren der Tagung, Prof. Christian Marth, Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und A.Prof. Alain Zeimet, Leiter der Gynäkologischen Onkologie, die weltweit führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet nach Innsbruck ein. Die Experten sind sich einig, dass ein Konsens darüber bestehen sollte, für wen diese Chemotherapie geeignet ist und in welcher Form sie verabreicht werden soll, da sie auch erhebliche Nebenwirkungen hervorrufen kann. Die Tagung an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, einem der führenden Frauenkrebs-Zentren in Österreich, wurde deshalb auch am Samstag mit einem breit angelegten Konsensus-Meeting abgeschlossen.