Epigenetische Einsichten
Fast ein Drittel der Brusttumore weisen eine Überexpression des Onkogens HER-2/neu auf, dem das aggressive Wachstum der Zellen zugeschrieben wird. Wissenschaftler um Prof. Martin Widschwendter und Dr. Heidi Fiegl konnten in diesen Tumoren und dem Stützgewebe zusätzlich epigenetische Veränderungen nachweisen. Dies könnte Konsequenzen für die Kombinationstherapie nach Brustkrebserkrankungen haben.
In 20 bis 30 Prozent der Brustkrebserkrankungen ist das Onkogen HER-2/neu amplifiziert und überexpremiert. Das Gen scheint das Potential für die Ausbildung von Metastasen zu vergrößern und könnte auch der Grund dafür sein, dass bestimmte Patientinnen nicht auf eine Therapie mit Tamoxifen ansprechen. Mit Tamoxifen wird in der Therapie das Hormon Östrogen blockiert, das bei manchen Patientinnen das Tumorwachstum fördert. In früheren Studien an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck untersuchten Prof. Martin Widschwendter und Dr. Heidi Fiegl bereits die Bedeutung von epigenetischen Veränderungen der DNA im Zuge der Krebsentstehung. Die seit kurzem am Institute for Women's Health des University College in London forschenden Wissenschaftler haben nun eine Gruppe von Patientinnen genauer untersucht, deren HER-2/neu bekannt ist. Dabei konnten sie zeigen, dass es zusätzlich zur Expression des Onkogens zu epigenetischen Veränderungen sowohl in den Tumorzellen als auch in Stromazellen kommt, die möglicherweise für die spezifischen biologischen Charakteristika von HER-2/neu-positiven Tumoren verantwortlich sind. Dieses einzigartige epigentische Profil könnte zumindest teilweise das Nichtansprechen dieser Tumore auf Tamoxifen erklären, so Prof. Widschwendter. Für 143 Proben von menschlichen Brusttumoren erstellten die Forscher Profile der DNA-Methylierung und identifizierten fünf Gene, deren Methylierung mit dem Status des Gens HER-2/neu korrelierten. Drei der für den Hormonstoffwechsel bedeutenden Gene (PGR, CDH13 und HSD17B4) wiesen bei HER-2/neu-positiven Tumoren eine erhöhte Methylierung auf. Dies konnte ebenfalls für Zellen im Stroma nachgewiesen werden. Diese epigenetischen Unterschiede könnten die Ursache für die höhere Aggressivität von HER-2/neu-positiven Tumoren sein, so die Wissenschaftler in dem Anfang des Jahres in der Zeitschrift Cancer Research erschienen Beitrag. Die Arbeit wurde vom FWF und der ÖNB unterstützt.