Wirtschaftskammer fördert Schimmelpilzforscher
Der mit 5.000 Euro dotierte Förderungsbeitrag der Wirtschaftskammer Tirol für das Jahr 2005 wurde an die Arbeitsgruppe um Prof. Hubertus Haas von der Sektion für Molekularbiologie am Biozentrum Innsbruck vergeben. Auf Basis ihrer erfolgreichen Forschungen zum Eisenhaushalt von Schimmelpilzen wollen die Innsbrucker Wissenschaftler die Entwicklung völlig neuer antifungaler Therapien anstoßen.
Die Zahl der Menschen mit gestörtem Immunsystem, sei es durch Erkrankungen wie HIV oder durch den Einsatz immunsupprimierender Medikamente etwa bei der Organtransplantation oder Krebsbehandlung, ist stark im steigen begriffen. Gerade immungeschwächte Patienten sind aber sehr anfällig für Infektionen durch Schimmelpilze. Die Zahl der Fälle von Aspergillose, der durch den Schimmelpilz Aspergillus fumigatus verursachten schweren Erkrankung, ist deshalb in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Gängige Therapien sind nicht frei von toxischen Nebenwirkungen und zunehmend mit Resistenzen konfrontiert. Deshalb ist die Nachfrage nach neuen antifugalen Therapiekonzepten sehr groß. Pharmaunternehmen sind international intensiv auf der Suche nach neuen Strategien. Die Innsbrucker Forscher um Hubertus Haas könnten in diesem Wettlauf eine entscheidende Rolle einnehmen. Sie haben in langjähriger Forschungsarbeit nachgewiesen, dass das Siderophorsystem essentiell für die Virulenz von Aspergillus fumigatus ist. Die so genannten Siderophore nutzt der Schimmelpilz für die Aufnahme des lebenswichtigen Eisens. Diese niedermolekularen Peptide binden das Eisen und werden einerseits zur Eisenaufnahme aus den Zellen ausgeschleust und andererseits intrazellulär zur Eisenspeicherung verwendet. Wird dieses Siderophorsystem gezielt gestört, verliert der Pilz seine notwendige Eisenzufuhr und stirbt ab. Dies konnte im Tiermodell erfolgreich nachgewiesen werden. Das Verständnis dieses Mechanismus bietet einen entscheidenden Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Therapien gegen Pilzinfektionen. Der besondere Vorteil dabei ist, dass Menschen über kein vergleichbares System verfügen und potentielle Hemmstoffe daher kaum Nebenwirkungen erwarten lassen.
Suche nach potentiellen Hemmstoffen
Molekularbiologische Untersuchungen zeigten, dass durch Hemmung eines einzigen Enzymes, genannt SidA, das Siderophorsystems geziehlt gestört werden kann. Nun wollen die Wissenschaftler dieses Enzym künstlich produzieren, um dann in einer breit angelegten Selektion mögliche Hemmstoffe zu finden. Gleichzeitig soll die Kristallstruktur des Enzyms untersucht werden, um so eine Ausgangsbasis für ein rational drug design zu schaffen. Gelingt es uns potentielle Hemmstoffe für das Enzym zu finden, dann können wir möglicherweise das Wachstum des Pilzes damit drastisch einschränken und dessen Virulenz unterbinden, so Prof. Haas. Der Förderbeitrag der Wirtschaftskammer gibt uns die Mittel in die Hand, um die notwendigen Materialien für diese Untersuchungen beschaffen zu können. Sind die Forscher erfolgreich, dann könnte bald nicht nur eine Therapie gegen Aspergillus fumigatus sondern möglicherweise auch gegen andere Pilzarten verfügbar sein.