search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Europaweite Ernährungsstudie in Spitälern

Heute Donnerstag wird die erste europaweite Umfrage zur Ernährungssituation von Spitalspatienten in 26 Staaten durchgeführt. Auch drei Stationen der Innsbrucker Universitätskliniken beteiligen sich an der Studie. Mit der umfassenden Erhebung soll den Patienten eine Stimme geben und eine objektive Grundlage für Verbesserungen im Bereich der Spitalsernährung geschaffen werden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass bis zu 40 Prozent der stationär aufgenommenen Patienten Mangelernährung aufweisen und damit wesentlich geringere Heilungs- oder Überlebenschancen haben. Mehr Augenmerk auf die Ernährungssituation der Patienten könnte daher menschliches Leid lindern und Spitalskosten senken. Beim Start des dreijährigen Projekts unter der Leitung von Wiener Wissenschaftlern nehmen bereits mehr als 400 Spitalsstationen in 26 europäischen und 4 weiteren Ländern (USA, Mexiko, Brasilien, Indien) teil. Mehr als 10.000 Patienten werden befragt. Der entsprechende Fragebogen wurde in 24 Sprachen übersetzt. In Innsbruck nehmen Stationen der Universitätskliniken für Innere Medizin, für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Studie teil.

Initiative des Europarats

In der Befragung werden der Ernährungsstatus von Spitalspatienten und gleichzeitig die zuständigen Spitalsstrukturen erhoben. Mangelernährung ist ein Problem bei 15 bis 40 Prozent der stationär aufgenommenen Patienten. Die Prognose und Morbidität von Patienten mit mitgebrachter oder erworbener Mangelernährung sind deutlich schlechter als jene von Patienten mit normalem Ernährungsstatus. Die Problematik der Verpflegung und Ernährungsversorgung in Krankenhäusern hat der Europarat im Jahr 2003 in einer Resolution aufgegriffen. Sie wurde von 18 Staaten unterzeichnet. Diese politische Willenserklärung wird nun durch das Projekt in die Praxis umgesetzt. Bisher fehlen europaweite, prospektive Daten zu Strukturen der Ernährungsversorgung in Krankenhäusern. Daher wurde von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Klinische Ernährung (AKE) gemeinsam mit der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) und den anderen europäischen Fachgesellschaften dieses Projekt unter der Leitung von Prof. Michael Hiesmayr von der Medizinischen Universität Wien ins Leben gerufen.

Rückmeldung für die Stationen

Das Untersuchungsziel ist ein europäischer Vergleich der Mangelernährung in Krankenhäusern und die Erhebung von Daten über die Organisation der Ernährung in der täglichen Praxis auf den Stationen. Rückgrat dieses drei Jahre dauernden Projektes ist eine jährlich wiederkehrende, multizentrische Befragung der aktuellen Ernährungspraxis und ihrer Veränderungen in europäischen Krankenhäusern an einem einzigen Untersuchungstag. Der erste Stichtag für die Datenerhebung ist der 19. Januar 2006. „Das besondere Interesse gilt dabei der Station als Organisationseinheit. Denn sie ist die unmittelbare Betreuungseinheit einer Gruppe von Patienten innerhalb des Krankenhauses mit allen ihren spezifischen Eigenschaften, ihrer Patientenpopulation und der lokalen Kultur“, so Prof. Hiesmayr. Die erhobenen Daten werden anonymisiert analysiert und jeder Station die jeweils eigenen Ergebnisse zur Verfügung gestellt. Piloterhebungen wurden bereits in insgesamt zehn Stationen in fünf Ländern durchgeführt. Dabei konnten die Praktikabilität getestet und die Abstimmung für die erste europaweite Erhebung verfeinert werden.