Safety first
Während Wintersport-Verletzungen im Großraum Innsbruck zurückgehen, steigt die Zahl der Kopfverletzungen. Die Uniklinik für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie geht jetzt mit gutem Beispiel voran und ruft ein Helm-Gewinnspiel ins Leben. Trotz vieler Appelle, beim Skifahren und Snowboarden einen Helm zu tragen, hat sich das 'Fahren mit Helm' vor allem bei den Erwachsenen noch nicht durchgesetzt. Dabei könnte mehr als die Hälfte der schweren Kopfverletzungen damit verhindert werden.
Die Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie veröffentlicht nun dazu gesicherte Daten und setzt Aktionen: Insgesamt mussten in der letzten Wintersaison an der Innsbrucker Unfallchirurgie 2.916 Wintersport-Verletzte behandelt werden, erfreuliche 248 Patienten weniger als eine Saison zuvor. 284 Patienten allerdings verletzten sich am Kopf und das sind um 33 Prozent mehr als im vorausgegangenen Winter. Fast die Hälfte (46,8 %) davon sind schwere Kopfverletzungen. Die Innsbrucker Unfallchirurgen starten nun in Kooperation mit den Innsbrucker Nordkettenbahnen und Salomon ein Helm-Gewinnspiel im Rahmen der Safety First-Aktion im Nordpark, um die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung zu unterstützen. Außerdem gehen Ärzte, Pfleger und übriges Personal der Innsbrucker Unfallchirurgie mit gutem Beispiel voran: 50 Mitarbeiter fahren auf den heimischen Pisten nie mehr oben ohne. Im Rahmen eines Pressegesprächs informierten am Montag Prof. Michael Blauth, Vorstand der Uniklinik für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie, Oberarzt Prof. Christian Fink, Oberarzt Dr. Christian Hoser, IVB-Geschäftsführer Martin Baltes, Reinhard Schwarz, Sportmarketing Salomon Austria sowie Ski-As Stefan Görgl und Profi-Freerider Flo Örley über die gemeinsame Sicherheitsaktion.
Insgesamt weniger Wintersportverletzte
Insgesamt mussten in der Wintersaison 2004/2005 an der Innsbrucker Unfallchirurgie 2.916 Verletzte durch Unfälle im Wintersport behandelt werden. Das Gros der Verletzten sind Skifahrer (62,2 %), gefolgt von Snowboardern (25,5 %), Rodlern (10,6 %), Tourengehern (1,7 %) und Eisläufern (0,5 %). Jene Skifahrer und Snowboarder, die an der Universitätsklinik medizinisch betreut wurden, kamen in erster Linie aus den Skigebieten Axamer Lizum, Kühtai, Patscherkofel und Nordkette. In absoluten Zahlen gesehen ist die Anzahl der Wintersportverletzten im Zeitraum der letzten drei Jahre an der Klinik rückläufig. 2003/2004 waren es noch 3.164 Verletzte, 2002/2003 sogar 3.241 Verletzte.
Risiko am Nachmittag am größten
Im Verhältnis zu allen Wintersportverletzungen wurden an der Klinik im letzten Winter um 3,1 Prozent mehr Skiunfälle als vergleichsweise im Vorjahr registriert. Wer allerdings vormittags Skifahren geht, hat gute Chancen, der Verletzungsgefahr zu entgehen. Mehr als 30 Prozent der Ski- und Snowboardunfälle ereignen sich nämlich in zwei Stunden: zwischen 14 und 16 Uhr. Die häufigsten drei Verletzungen bei Skifahrern waren Prellungen und Zerrung der Schulter (10,6 %), Prellungen und Zerrungen am Knie (10,4 %) sowie der Riss des vorderen Kreuzbandes (10,3 %). Bei den Snowboardunfällen führen Frakturen des Handgelenks die Verletzungsliste mit 15,1 Prozent an, gefolgt von Prellungen und Zerrung der Schulter mit 14.5 Prozent und Prellungen und Zerrungen am Knie mit 7,2 Prozent. Kreuzband-Riss kommt bei den Snowboardern mit 2,4 Prozent wesentlich seltener vor. Was das Verletzungsmuster bei Skifahrern und Snowboardern anbelangt, so ist die Verletzungs-Häufigkeit bei den unteren und oberen Extremitäten in den letzten Jahren relativ konstant geblieben, bestätigt Prof. Blauth. Die technischen Innovationen im Materialbereich der letzten Jahre haben demnach keine Fortschritte in punkto mehr Sicherheit gebracht.
Ein Helm kann schwere Kopverletzungen verhindern
Im letzten Winter wurden an der Innsbrucker Klinik 284 Wintersportler wegen Kopfverletzungen behandelt. Im Vergleich: In der Vorsaison registrierte die Universitätsklinik 213 Kopfverletzungen, 2002/2003 waren es 248. Fast die Hälfte dieser Kopfverletzungen sind schwerwiegend und haben einen stationären Aufenthalt zur Folge, bestätigt Oberarzt Christian Fink. Bei den Skifahrern sind es sogar noch mehr: 53,3 Prozent der Verletzten laborierten an schweren Kopfverletzungen wie Gehirnerschütterungen, Frakturen oder schweren Schädel-Hirnverletzungen. Und genau hier setzt unsere Pro-Helm-Aktion an: Im Unterschied zu den Verletzungen der oberen und unteren Extremitäten, kann man bei Kopfverletzungen aufgrund technischer Innovationen sehr wohl Risiko minimieren. Würden auch die erwachsenen Wintersportler Helme tragen, ließen sich mehr als die Hälfte aller schweren Kopfverletzungen verhindern! so Fink. Der erfahrene Unfallchirurg weiß, wovon er spricht: Im Rahmen seines Einsatzes beim White Rush - Free Ride Contests im April 2004 fiel Fink damals noch nicht Helmträger bei der Kursinspektion fünfzehn Meter über einen Felsen und erlitt eine schwere Lungenverletzung, eine Gehirnerschütterung und einen Oberarmbruch mit Nervenlähmung. Sechs Monate verbrachte Fink damals im Krankenstand. Aber er hatte Glück im Unglück: Dass ich diesen Sturz so glimpflich überstanden habe, grenzt eigentlich an ein Wunder!
Helm-Gewinnspiel zur Bewusstseinsbildung
Um auch der erwachsenen Bevölkerung das Tragen eines Helms schmackhaft zu machen, ruft die Unfallchirurgie gemeinsam mit den Innsbrucker Nordkettenbahnen, Nordpark und Salomon eine Sicherheitsaktion Helm mit einem attraktiven Gewinnspiel ins Leben. Im Rahmen der Safety First-Aktion der Nordkettenbahnen werden 30 optisch ansprechende Helme der Firma Salomon verlost. Am Gewinnspiel kann jeder teilnehmen, der die Gewinnfrage auf einer der insgesamt 3.000 im Raum Innsbruck verteilten Postkarten richtig beantwortet. Die Postkarten unter dem Motto Safety First im Nordpark liegen an allen Kassen der Innsbrucker Nordkettenbahnen, im Restaurant Seegrube sowie an der Innsbrucker Unfallchirurgie auf. Die Safety First-Aktion startete bereits mit dem Verkauf von 3.000 Armbändern. Big Mountain Rider Flo Örley: Die Helmaktion ist ein guter Aufhänger, das Bewusstsein der Boarder und Skifahrer entsprechend zu schärfen. Insgesamt ist es wichtig, dass alle Leute wissen, was beim Skifahren und Snowboarden passieren kann und wie man sich am besten davor schützt, so der Profiboarder.