search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

Die Zukunft der Roboterchirurgie

Viereinhalb Jahre nach seinem ersten Einsatz hat das Operationsrobotersystem 'Da Vinci' an der Innsbrucker Klinik in einigen chirurgischen Fachdisziplinen einen fixen Platz eingenommen. In diesen Tagen treffen sich internationale Spezialisten auf diesem Gebiet zu einem fachlichen Austausch in Innsbruck. Bei dem Kongress werden neben Fachvorträgen und Zukunftsvisionen auch Live-Operationen dargeboten.

Im Juni 2001 wurde an der Universitätsklinik erstmals eine minimalinvasive Herzoperation mit dem um rund 945.000 Euro angeschafften Robotersystem 'Da Vinci' durchgeführt. Am selben Tag erfolgte an der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie eine Gallenblasenentfernung. Inzwischen sind viereinhalb Jahre vergangen und die Zahl der insgesamt an den Kliniken durchgeführten Operationen beläuft sich auf rund 400. Es handelt sich dabei um Methoden, die seit etwa 15 Jahren laparoskopisch möglich sind. Die so genannte „Knopflochchirurgie“ ist längst etabliert und verkürzt den postoperativen Heilungsprozess und reduziert Schmerzen. Auch kosmetische Aspekte spielen dabei eine Rolle. Das Robotersystem vereint die Vorteile der minimalinvasiven Methoden mit jenen der „offenen“ Operationsmethoden, dadurch dass trotz kleiner Körperöffnungen eine größere Beweglichkeit der Instrumente gegeben ist. Der Operateur sitzt während der Operation an einer Konsole und hat ein dreidimensionales Bild vom Körper vor sich. Der größte Vorteil des Robotersystem liegt in der erhöhten Präzision beim Lenken der Instrumente. In den letzten vier Jahren haben neben der Allgemeinchirurgie vor allem die Universitätsklinik für Urologie, die Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und die Klinische Abteilung für Herzchirurgie mit dem Gerät gearbeitet und gute Ergebnisse erzielt.

Internationaler Kongress

Vom Donnerstag bis Samstag findet in Innsbruck das erste weltweite Treffen der Minimally Invasive Robotic Association (MIRA), einer internationalen Vereinigung führender Mediziner auf dem Gebiet der Roboterchirurgie, statt. Neben der Entwicklungsgeschichte der Roboterchirurgie wird vor allem das künftige Potenzial zur Sprache kommen. Live-Op Schaltungen von der Klinik in die Kongressräumlichkeiten bilden einen Höhepunkt dieser hochkarätig besuchten Veranstaltung. Der Organisator des Kongresses, Prof. Thomas Schmid präsentiert seine Vorstellungen von der Zukunft der Roboterchirurgie. Er sieht in der weiteren Entwicklung und Erprobung sowie dem regelmäßigen Einsatz des Operationsroboters 'Da Vinci' eine enorme Chance für die Innsbrucker Klinik. Ein weiterer Vorteil des Systems ist, dass schwierige Operationen am Computer geprobt werden können, so lange, bis jeder „Handgriff“ sitzt und dies erleichtert auch das Lernen für Nachwuchsmediziner. „Roboterchirurgie bedeutet Fortschritt, hohe Präzision und auf lange Sicht gesehen Kostendämpfung, weil der Patient nach der Operation schneller genesen und somit wieder in den Arbeitsprozess zurückkehren kann“ betont auch Tilak-Vorstandsdirektor Dr. Herbert Weissenböck die Sinnhaftigkeit der Investition.

Zukunftsivisionen

Derzeit wird an jenen Kliniken, in denen der Roboter schon im Einsatz ist, versucht, immer schwierigere Operationen durchzuführen. Die Bezeichnung Roboter ist eigentlich nicht exakt, da es sich beim Operationssystem „Da Vinci“ um einen so genannten Telemanipulator handelt. Das heißt, es bedarf auf alle Fälle eines erfahrenen Chirurgen, um die Instrumente über das virtuelle Operationsfeld zu navigieren. Allerdings muss dieser nicht vor Ort sein, sondern kann auch aus der Distanz operieren. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist der Mediziner Jacques Marescaux, der in Straßburg mit seinem Team intensiv an der so genannten Bildfusion arbeitet. Dabei wird während des Eingriffes ein Computertomographiebild in das virtuelle Operationsfeld eingespielt, um die individuelle Anatomie des Patienten besser abgrenzbar zu machen und effizienter und schonender operieren zu können. In Zukunft könnten Teile von Operationen bereits vollautomatisiert ablaufen. Was die Zukunft bringen wird, hängt auch davon ab, wie viel mit dem System gearbeitet wird und wie sorgfältig Ergebnisse evaluiert werden. Im Fachbereich Urologie beispielsweise zeichnet sich in den Vereinigten Staaten bereits ein Wechsel von der offenen zur Roboterchirurgie bei einigen Operationen wie beispielsweise der radikalen Prostatatektomie ab, da das System dort intensiv erprobt und angewandt wird.