FWF: Elise-Richter-Frauenkarriereprogramm
Der Wissenschaftsfonds hat vor kurzem ein neues Senior-Postdoc-Programm zur Förderung von Frauenkarrieren in den Wissenschaften ausgeschrieben. Dieses ersetzt das bisherige Charlotte-Bühler-Habilitationsstipendium und soll herausragende Wissenschaftlerinnen in ihrer Karriereentwicklung unterstützen. Mit dem Programm will der FWF Frauen ermutigen, eine Universitätskarriere anzustreben.
Prof. Georg Wick hat als vormaliger FWF-Präsident wiederholt darauf hingewiesen, dass ein Land wie Österreich es sich nicht leisten könne, auf die Hälfte des intellektuellen Potenzials in der Wissenschaft zu verzichten. Durch eine Zusatzfinanzierung von Seiten des Wissenschaftsministeriums konnte der FWF nun das seit einiger Zeit fertig konzipierte Programm Elise Richter erstmals ausschreiben. Gefördert werden hervorragend qualifizierte Wissenschafterinnen aller Fachdisziplinen, die nach Absolvierung des Programms eine Qualifikationsstufe erreicht haben sollen, die sie zur Bewerbung um eine in- oder ausländische Professur befähigt. Damit soll auch der Frauenanteil an Hochschulprofessuren erhöht werden. Die Förderdauer beträgt zwischen 12 und 48 Monaten und es gibt keine Altersgrenzen. Die Kandidatinnen müssen ein entsprechendes Forschungsvorhaben vorlegen und einschlägige wissenschaftliche Vorleistungen dokumentieren können.
Eine Pionierin des Frauenstudiums
Mit dem neuen Programm erinnert der FWF auch an den 100. Jahrestag der Habilitation von Elise Richter. Sie war eine bedeutende Vorkämpferin für die Frauen in der Wissenschaft. Nachdem Österreich 1896 Frauen die Matura ermöglichte, konnte Elise Richter 1901 als erste Frau ein reguläres Studium mit der Dissertation abschließen. Gegen Vorurteile, Ängste und Widerstände der männerdominierten Universität habilitierte sie sich am 3. Juni 1905 an der Universität Wien als erste und einzige Frau in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie, schreibt der Wiener Romanist Robert Tanzmeister. Ihre Habilitationsschrift Ab im Romanischen war bereits 1904 erschienen. Die offizielle Verleihung der Venia legendi verzögerte sich wegen des Widerstands frauen- und judenfeindlicher, nationaler, konservativer, klerikaler Kreise sowie aus Angst liberaler Minister vor Massenprotesten und Unruhen um weitere zwei Jahre. Während die Habilitation für Männer den Beginn der Universitätskarriere darstellte, bedeutete dies damals für Frauen gleichzeitig die Endstation. Trotz der erbrachten erforderlichen Qualifikationen und der internationalen wissenschaftlichen Anerkennung blieb Elise Richter zeitlebens eine Professur verwehrt. Erst am 1927 erhielt sie einen bezahlten Lehrauftrag. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erlosch ihre Lehrbefugnis. Im Oktober 1942 wurde sie in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie am 21. Juni 1943 verstarb.