"Ein Mensch guten Willens und ein Mensch der Tat"
Seinen siebzigsten Geburtstag feierte am Freitag der Gründungsrektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Prof. Dr. Hans Grunicke im Beisein zahlreicher Gratulanten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Kaiser-Leopold-Saal der Theologischen Fakultät fand ein Festakt für den international renommierten Biochemiker und Krebsforscher, der die ehemalige Medizinische Fakultät in den vergangenen Jahren in die Autonomie geführt hat, statt.
Rektor Prof. Clemens Sorg und Senatvorsitzender Prof. Werner Jaschke begrüßten die zahlreichen Festgäste im Kaiser-Leopold-Saal der Theologischen Fakultät und dankten dem Jubilar für seine überaus großen Verdienste um die Medizinische Fakultät und die neugegründete Universität. Prof. Grunicke hat Ideale nicht nur gepredigt sondern auch gelebt. Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa lobte Hans Grunicke als unbestechliche Persönlichkeit, die auch in schwierigen Situationen immer das Positive im Menschen sehen wolle. Seine Ehrlichkeit und Vornehmheit seien Vorbild für Wissenschaftler, Forscher und Lehrer in diesem Land. Sie haben sich um das Land Tirol verdient gemacht, so Van Staa. Auch Vizebürgermeister Dr. Michael Bielowski schloss sich diesen Dankesworten an.
Auf diesen Schultern konnte man stehen
Es war dann am Direktor des Biozentrums Innsbruck, Prof. Lukas Huber, das Geburtstagskind näher vorzustellen. Untermalt mit Bildern aus dem Archiv ließ Huber das wissenschaftliche Leben Grunickes Revue passieren und schilderte einen immer optimistisch in die Zukunft schauenden und überaus erfolgreichen Forscher, dem es unter anderem gelang, den ersten österreichischen Spezialforschungsbereich nach Innsbruck zu holen. Grunicke zeichnete sich durch seinen überaus liberalen Führungsstil aus, und bei ihm zählte nur das rationale Argument. Wir alle hatten das Gefühl auf ihren Schultern stehen zu können und dadurch weiter zu sehen, schloss Lukas Huber seinen Vortrag. Auch der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, Prof. Michael Breitenbach, sowie Prof. Marco Pierotti, der kommende Präsident der European Association for Cancer Research lobten die Persönlichkeit Grunickes und danken für dessen wichtige Arbeit in ihren Organisationen.
Über die Natur der romantischen Liebe
Eingeladen zu dieser Feier hatten einige Kollegen Grunickes, die dem Jubilar auch einen amüsanten Festvortrag darbrachten: Die amerikanische Anthropologin Helen E. Fisher referierte über die Natur und Chemie der romantischen Liebe. Prof. Hartmann Hinterhuber charakterisierte dann noch einmal den Jubilar in poetischen Worten als sturmgeprüften Lotsen, der stets staatsmännisches Format bewiesen habe. Hans Grunicke ist ein Mensch guten Willens und ein Mensch der Tat; so Hinterhuber. Prof. Grunicke war sichtlich gerührt und dankte allen Gratulanten. Speziellen Dank richtete er an den Landeshauptmann dafür, dass das Land Tirol ihm und seiner Familie eine Heimat geboten habe. Ich habe hier Wurzeln geschlagen, so Grunicke abschließend. Michael König am Klavier sowie Stefan Ennemoser und Martin Patscheider an der Trompete umrahmten die bewegende Feier mit festlicher Barockmusik.
Ich habe wissenschaftlich noch Einiges vor!
Die vergangenen Jahre waren für Prof. Hans Grunicke geprägt davon zunächst die Fakultät und dann seit 2004 die Medizinische Universität unter vergleichsweise schwierigen Rahmenbedingungen zu einer wettbewerbsfähigen Einheit von Patientenversorgung, Forschung und Lehre zu machen. Auf diesem Weg ist einiges gelungen, denn die Medizinische Universität Innsbruck hat sowohl national als auch international in vielen Bereichen einen hervorragenden Ruf. Allein im Jahr 2004 entstanden über 1.300 Publikationen und die wissenschaftlichen Arbeiten der Innsbrucker Forscherinnen und Forscher wurden über 20.000mal zitiert. Vor seiner Zeit als Universitätsmanager war Hans Grunicke in erster Linie in der Krebsforschung tätig. In diesem Zusammenhang ist er Mitglied einer Vielzahl wissenschaftlicher Vereinigungen im In- und Ausland in den Bereichen Krebs- und Genforschung und fungiert als Mitherausgeber mehrerer einschlägiger Fachmagazine. Seine Publikationsliste umfasst über 140 Originalbeiträge in angesehenen wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Neben verschiedenen Preisen im Bereich der Krebsforschung wurde Grunicke im Jahr 1990 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und im Jahre 1996 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Mit dem ersten österreichischen Spezialforschungsbereich Biologische Kommunikationssysteme, der 1992 in Innsbruck eingerichtet wurde, gelang es Grunicke einen wesentlichen Motor für die starke Entwicklung der Krebsforschung in Innsbruck zu etablieren und er trug damit sehr maßgeblich dazu bei, den Bereich Oncoscience zu einem der Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Universität Innsbruck zu machen. Nach seinem Ausscheiden als Rektor wird Prof. Grunicke hier weiter forschen. Die Universität und insbesondere das Biozentrum waren so großzügig, mir ein wenig Platz zu überlassen, damit ich weiterhin wissenschaftlich arbeiten kann. Ich habe da bereits schon die eine oder andere Fragestellung für die Krebsforschung und ich hoffe, dass ich hier die kommenden zwanzig Jahre noch das eine oder andere umsetzen kann, erklärte Hans Grunicke ein wenig augenzwinkernd auf die Frage nach seinen Plänen für die Zukunft.
Aus der Partnerstadt Freiburg nach Innsbruck
Prof. Hans Grunicke wurde am 7. Oktober 1935 in Meinerzhagen in Deutschland geboren. Er schloss 1962 sein Medizinstudium an der Universität Freiburg ab. In den folgenden Jahren arbeitete er in verschiedenen Forschungsgruppen, unter anderem auch in den USA mit und sein Forschungsschwerpunkt entwickelte sich hin zur Biochemie und dort zur Krebsforschung. 1971 habilitierte sich Grunicke in Freiburg im Bereich Medizinische Biochemie. 1974 wurde er nach Innsbruck berufen und ist seit dem Professor am früheren Institut für Medizinische Chemie und Biochemie, wo er im vergangenen Jahr emeritierte. In den Jahren 1981 bis 1983 und 2001 bis 2003 war er Dekan der Medizinischen Fakultät und von 2003 bis 2005 Gründungsrektor der Medizinischen Universität Innsbruck.