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"Wir haben einiges erreicht"

Zum Abschluss seines Rektorats zog Rektor Prof. Hans Grunicke gestern noch einmal Bilanz: Die Medizinische Universität wurde vor zwei Jahren aus der Taufe gehoben und konnte trotz schwierigster finanzieller und struktureller Rahmenbedingungen sehr schnell einen Platz unter den besten in Österreich erobern. "Wir haben viel erreicht, aber es liegt auch noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns", betonte der Rektor.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und trotz der zusätzlichen Kosten, die beim Aufbau einer neuen Universität entstehen, ist es dem Rektor gelungen seinem Nachfolger ein Budget zu übergeben, das bis Ende 2006 ausgeglichen ist und keine Altlasten mehr enthält. Obwohl dazu drastische Sparmaßnahmen notwendig waren, konnte die Forschungsleistung weiterhin auf Hochtouren gehalten werden. So enstanden allein im Vorjahr 1.131 Publikationen. Die Publikationen, die Angehörige der Medizinischen Universität Innsbruck verfasst haben, wurden in den vergangenen drei Jahren über 20.000 mal zitiert, das entspricht mehr als 37 Zitierungen pro wissenschaftlicher Mitarbeiterin oder wissenschaftlichem Mitarbeiter. Eine weitere wichtige Kennzahl für die Leistungsfähigkeit einer Universität ist die Summe der kompetitiv vergebenen Drittmittel, die eingeworben werden. Im Jahr 2004 konnte die Medizinische Universität Innsbruck hier 293 Projekte mit einer Gesamtsumme von 16 Millionen Euro aus Fördermitteln des Wissenschaftsfonds (FWF), der EU oder anderen forschungsfördernder Institutionen einwerben. Damit stammen 60 Prozent des Sachaufwandes aus Drittmitteln.

„Ein weiterer deutlicher Hinweis auf die Innovations- und Leistungsfähigkeit der Innsbrucker Medizin“, so Rektor Grunicke, „ist die Tatsache, dass wir im Wettbewerb um die Sonderfinanzierung besonders innovativer und profilbildender Maßnahmen durch das Wissenschaftsministerium überproportional gut abgeschnitten haben und nach der TU Graz die zweithöchste Förderrate erhalten haben.“ Besonders wichtig ist dabei, dass diese Mittel in den Aufbau eines Zentrums für die Planung und professionelle Begleitung klinischer Studien fließen wird. Das bedeutet eine erhebliche Verstärkung der klinischen Forschung. Die Errichtung dieses Zentrums war ein wichtiger Eckpunkt des „Regierungsprogramms“ des Rektorenteams.

Alle wichtigen Etappen erfolgreich abgeschlossen

Die wichtigsten Hrausforderungen nach der Trennung der beiden Innsbrucker Univertsitäten waren zunächst der Aufbau einer eigenen Verwaltung und die Erarbeitung eines neuen Organisationsplans. Der Medizinischen Universität Innsbruck ist es gelungen in weniger als zwei Jahren eine schlagkräftige Verwaltungsorganisation aufzubauen. „Soweit wir wissen ist unsere Verwaltung im Hinblick auf den Kostenaufwand und den Personaleinsatz die schlankste aller österreichischen Universitäten, konkret 4,6 Prozent des gesamten Personalaufwandes“, betonte Hans Grunicke.

Die zweite wichtige Etappe stellte der neue Organisationsplan dar. Die Institute und Kliniken der Medizinischen Universität wurden dabei drastisch restrukturiert. Im Bereich der Theorie wurden die meisten bisherigen Institute aufgelöst und in neuen, größeren Departments zusammengefasst, die sich wiederum aus mehreren Divisions fachverwandter Einrichtungen zusammensetzen. Dies fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und führt zu Synergiegewinnen sowie zu einer Effizienzsteigerung, da Investitionspläne bei der Gerätebeschaffung besser abgestimmt und diese Geräte im Anschluss gemeinsam genützt werden können. Durch eine Zentralisierung der Verwaltung bieten sich zusätzliche Chancen einen künftigen Mehrbedarf kostenneutral abzudecken. Ein wesentlicher Eckpunkt dieser Neustrukturierung war dabei, dass alle Einrichtungen zunächst nur für fünf Jahre errichtet wurden und alle Leiter jeweils nur fünf Jahre ernannt sind, wobei eine Wiederbestellung nach erfolgreicher Evaluation natürlich möglich ist.

Innsbrucker Weg bei der Klinikstruktur

Nach der Neuorganisation des medizinisch-theoretischen Bereichs ging man in Innsbruck, anders wie an den beiden anderen Medizinuniversitäten auch daran, die Klinik radikal umzustrukturieren. Ziel war hier ebenso eine moderne Departmentstruktur zu schaffen und die Effizienz mit Hilfe gemeinsamer Einrichtungen, sogenannte Core-Facilities, zu steigern. Künftig sollen, Aufnahme-, Betten- und Intensivstationen, Aufwachbereiche, Ambulanzen, Tageskliniken und Forschungslabore soweit wie möglich gemeinsam genutzt werden. Auch hier sollen Investitionspläne aufeinander abgestimmt, Geräte gemeinsam verwendet und Räume bedarfsorientiert und flexibel genutzt werden. Darüber hinaus bietet sich damit die Möglichkeit, gemeinsame und schlanke Verwaltungsstrukturen zu etablieren. Ebenso wie im medizinisch-theoretischen Bereich sollen an der Klinik alle Leiterinnen und Leiter jeweils nur für fünf Jahre bestellt werden, was jedoch bisher vom TILAK-Vorstand noch nicht genehmigt wurde.

Aufgrund der besonderen Aktualität wurde die Reorganisation der Kinderklinik vorgezogen, um die Probleme in diesem Bereich zu lösen. Die neue Struktur, die nunmehr eine Unterteilung in fünf Kliniken unter dem gemeinsamen Dach eines Departments für Kinder- und Jugendheilkunde vorsieht wurde von den zuständigen Instanzen (Land Tirol und Wissenschaftsministerium) bereits genehmigt.

Weichen in die Zukunft gestellt

Eine weitere wichtige Herausforderung für das Leitungsteam der Medizinischen Universität Innsbruck war die Erstellung eines Enwicklungsplanes, der die profilbildenden Forschungsschwerpunkte festlegt, in denen die Innsbrucker Medizin künftig besonders aktiv sein will. Nach Anhörung des Senates und Genehmigung durch den Universitätsrat wurden am Ende eines längeren Diskussionsprozesses folgende fünf Schwerpunkte beschlossen:

– Oncoscience (einschließlich Gründung eines Tumorzentrums)

– Neurowissenschaften

– Molekulare und Funktionale Bildgebung

– Infektiologie und Immunität

– Sportmedizin

Neben der Struktur braucht eine neue Universität auch die geeigneten Räume. Die der Medizinischen Universität vom Bund zur Verfügung gestellten Gebäude sind (soweit sie nicht im Eigentum der TILAK stehen) vielfach in einem desolaten Zustand. Es wurde daher sofort mit der Erarbeitung eines Generalsanierungsplanes begonnen und auch in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer (BIG) die Sanierung in Angriff genommen. Insgesamt waren hier bereits 6 Millionen Euro nötigt, um die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeits- und Brandschutzmaßnahmen umzusetzen.

Für das größte Gebäude im Bereich der Theoretischen Medizin in der Fritz-Pregl-Straße 3 wurde ein Ersatzbau geplant, der gemeinsam mit der Chemie der Leopold-Franzens-Universität am Innrain 80/82 errichtet werden wird. Nach Auszug der in der Fritz-Pregl-Straße untergebrachten Laboratorien in den Neubau wird dort unter anderem in Zusammenarbeit mit der TILAK ein klinisches Forschungszentrum entstehen, das ebenfalls einen wichtiger Bestandteil des Arbeitplanes des Rektorenteams darstellt.

EuGH-Urteil: „Wir haben das Bestmögliche daraus gemacht!“

Eine letzte Bewährungsprobe dieses Rektorates war die Umsetzung des EuGH-Urteils. „Wir sind dabei einer, wie wir glauben, extrem unfairen Berichterstattung ausgesetzt gewesen“, zeigte sich Rektor Grunicke verärgert. „Nur durch das hier praktizierte Verfahren, das in analoger Weise auch an der Medizin Uni Wien durchgeführt wurde, konnten wir sicherstellen“, so der Rektor weiter, „dass eine akzeptable Zahl von Studienplätzen für Inländer zur Verfügung gestellt werden konnte. Bei einer Auswahl auf der Basis reiner Leistungskriterien hätten nicht so wie jetzt 55 Prozent, sondern allenfalls 16 Prozent der Studienplätze für Österreicher reserviert werden können. Unser Verfahren beruht auf einem „First come – First served“–Prinzip und einer bewussten Frühinformation in unserem Einzugsgebiet. Um tagelanges Anstehen und unter Umständen nächtliches Campieren zu vermeiden, wurden alle aufgefordert, die Bewerbungen per Einschreiben aufzugeben. Die Reihenfolge der Bewerbungen richtet sich nach der Aufgabe beim Postamt, dokumentiert durch den Poststempel. Nun regt man sich drüber auf, dass lediglich der Poststempel wichtig war, ohne davor vernünftige Alternativen angeboten zu haben.“

Ein Problem ist dabei auch für Hans Grunicke die geringe Zahl der Bewerberinnen und Bewerber aus Südtirol. Alle entsprechenden Verfahren wurden jedoch durch Beamte der Südtiroler Landesregierung und von Landesrat Saurer geprüft. Das Urteil ist eindeutig: Das Verfahren wurde korrekt durchgeführt, Hauptgrund für die Zulassung von relativ wenig Südtirolerinnen und Südtiroler ist die zu späte Bewerbung und nachweisbar nicht die immer wieder kolportierte angebliche verspätete Ausgabe der Maturazeugnisse.

Unabhängig davon machte Rektor Grunicke jedoch deutlich, dass diese Form der Auswahl von Studierenden nicht zukunftsfähig ist: „Das war heuer eine einmalige Notmaßnahme. Wir brauchen hier schnell ein vernünftiges gemeinsames Verfahren für alle drei Medizinunis.“

Nicht alles geschafft

Natürlich ist auch noch einiges unerledigt geblieben. Besonders wichtig ist für den scheidenden Rektor dabei die Schaffung einer gemeinsamen Betriebsführungsgesellschaft mit der TILAK für das Klinikum: „Wir haben dazu gemeinsam mit der Tiroler Landesregierung als Eigentümerin ein entscheidungsreifes Konzept ausgearbeitet, das aufgrund des Rektorswechsel zunächst gestoppt wurde. Dieser Prozess muss jetzt wieder aufgenommen werden.“ Ebenso wichtig ist der „Kampf“ um das Globalbudget 2007-2009, der in den kommenden Monaten geführt werden muss. Hier geht es vor allem um den sogenannten Klinischen Mehraufwand, Kosten, die der Klinik durch Mehraufwendungen für Lehre und Forschung im Vergleich zu anderen Spitälern erwachsen. „Dieses Geld muss unbedingt gesichert werden, um in der medizinischen Forschung und Lehre auch künftig so erfolgreich zu sein wie bisher“, betonte Prof. Grunicke.

Abschließend zeigte sich Prof. Hans Grunicke sehr zuversichtlich: „Mit Prof. Clemens Sorg wurde ein qualifizierten Nachfolger gefunden. Ich bin sicher, dass die Zukunft der Medizinischen Universität Innsbruck bei ihm in guten Händen liegt.“