Kinderklinik setzt auf Qualitätsmanagement
Als erste gesamte klinische Abteilung in Österreich wurde die Kinderkardiologie der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde im August nach ISO 9001 zertifiziert. Auch die Labore der Kinderklinik unterzogen sich diesem Qualitätsprozess.
Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems bedeutet unter anderem, dass alle Vorgangsweisen und Methoden genau geprüft und beschrieben werden. Ebenso werden alle Ergebnisse exakt und nachvollziehbar dokumentiert. Somit ist auch nach Jahren noch eine genaue Prüfung von Ergebnissen möglich. Ein Grundprinzip eines Qualitätsmanagementsystems ist die Verpflichtung zur ständigen Verbesserung des Systems. Anhand von Kennzahlen wird die Qualität messbar gemacht, wodurch eine Sicherung und laufende Verbesserung möglich wird. Die Prüfung des Qualitätsmanagements erfolgt jährlich durch Anhörung interner und externer Experten. Voraussetzung für diesen Prozess ist unter anderem auch die Definition eines Leitbildes und von Zielen.
Defizite bewusst machen
Die Klinische Abteilung für Kinderkardiologie unter der Leitung von Prof. Jörg-Ingolf Stein besteht aus einer Station, dem Herzkathederlabor, der Intensivstation sowie einer Ambulanz mit insgesamt 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Zertifizierungsprozess nahm insgesamt rund ein halbes Jahr intensive Arbeit in Anspruch, bei einer Vorlaufzeit von ebenfalls mehreren Monaten. Zu Beginn des Qualitätsprozesses wurde mittels Mitarbeiter-, Patienten- und Angehörigenbefragung die Zufriedenheit mit der Arbeit an der Kinderkardiologie ermittelt. Vor allem die Arbeitsabläufe wurden dabei vom Pflege- und Ärztepersonal kritisch durchleuchtet. Als größtes Defizit der Abteilung wurden Kommunikationsprobleme zwischen diesen beiden Berufsgruppen und den verschiedenen Stationen angeführt. Um künftig einen besseren Informationsfluss zu gewährleisten, wurde eine regelmäßige Abteilungsbesprechung aller Mitarbeiter eingeführt. Dabei wird auch die Möglichkeit zur Supervision durch eine abteilungsinterne Psychologin angeboten. Als weiteres Problem stellte sich die teilweise Überforderung im Pflegebereich durch den Personalmangel dar. Dies konnte in einem ersten Schritt durch eine zusätzlich eingestellte Pflegekraft auf der Station mittlerweile bereits verbessert werden. Die Prüfung des Qualitätsmanagements an der Kinderkardiologie erfolgte durch einen externen Experten. Als Auditor fungierte der Direktor des AKH Wien, Prof. Reinhard Krepler, der vor Ort im Gespräch mit dem Medizin- und Pflegepersonal die Umsetzung der Anforderungen für eine Zertifizierung überprüfte.
Großes Engagement aller Beteiligten
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligten sich sehr engagiert an der Qualitätsverbesserung unserer Abteilung, hebt Prof. Stein lobend hervor. Das Zertifizierungsaudit war ein echter Gewinn für uns. Durch die Reflektion der täglichen Arbeit wurden die Aufgaben der einzelnen Mitarbeiter abteilungsübergreifend transparent und das Verständnis für die jeweiligen Zuständigkeiten untereinander stark verbessert. Im Laufe der Monate hat das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Abteilung immens zugenommen. Leerläufe und Fehler in der Arbeit können durch die standardisierten Abläufe nunmehr großteils vermieden werden, schildert Prof. Stein die Vorteile dieser Qualitätsmaßnahme.
Labore der Kinderklinik zertifiziert
Bereits im Juni wurden drei Labore der Innsbrucker Kinderklinik nach ISO 9001 zertifiziert. Das Kinderklinische Labor (Leitung PD Dr. Peter Heinz-Erian), das Hämatologisch-Onkologische Labor (Leitung Dr. Andreas Klein-Franke) sowie das Stoffwechsellabor (Leitung Dr. Sabine Scholl-Bürgi) unterzogen sich diesem Audit. Eine vorrangige Aufgabe ist die Integration der Labore als Teil der klinischen Betreuung der Kinder und Jugendlichen. Dazu gehört auch die besonders bei sehr kleinen Kindern wichtige Anwendung von Bestimmungsmethoden mit möglichst geringen Blutmengen und Erforschung nicht invasiver Labormethoden (z.B. Analyse von Atemgas und Stuhl). Teilweise werden Blut- und Gewebeproben in Tiefkühlschränken gelagert, um sie vor allem bei sehr seltenen Erkrankungen für erst in Zukunft verfügbare Untersuchungen zu erhalten. Den Patientinnen und Patienten wird dadurch oft eine weitere Blutabnahme oder gar eine Operation erspart und eine sinnvolle, zielführende Diagnostik läuft im Hintergrund. Durch die Teilnahme an Ringversuchen (auch auf europäischer Ebene) werden die in den Laboren der Kinderklinik durchgeführten Untersuchungen auf qualitativ hohem Niveau gehalten. Um dieses Ziele nachweisbar zu erreichen, wurde die Zertifizierung gemäss ISO 9001/2000 angestrebt. Im Laufe des einjährigen Zertifizierungsverfahrens wurden Fehlerquellen im Erfassungs- und Organisationssystem aufgespürt, Arbeitsprozesse überarbeitet und optimiert sowie das gesamte Datenmaterial EDV-mäßig erfasst. Die Arbeitsabläufe erfolgen nun nach standardisierten Vorgaben und sind somit besser nachvollziehbar. Lobend hervorheben möchte ich das große Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zuge des Zertifizierungsprozesses. Mit diesem Audit ist ein wichtiger Schritt in der Qualitätsverbesserung unserer Labore getan, hebt Dr. Peter Heinz-Erian, der das Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 an diesen Einrichtungen leitet, hervor. Für die operative Umsetzung der Normanforderungen und die Koordination der Maßnahmen in den einzelnen Laboren mit den jeweiligen Qualitätsmanagern ist Dr. Sabine Scholl-Bürgi, gleichzeitig auch Qualitätsmanagerin nach ISO 9001, verantwortlich: Wir hoffen, dass wir uns durch die Zertifizierung auch im internationalen Vergleich messbar verbessern werden, bzw. Verbesserungspotential aufdecken können. Es geht schließlich um die Gesundheit unserer Zukunft, d.h. der Kinder und Jugendlichen.