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Indisch-österreichische HCC-Kooperation

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist eine der häufigsten Krebsarten im asiatischen Raum, während in Europa dieser Leberkrebs eher selten ist. In einer Kooperation zwischen Innsbruck und Chandigarh nutzen die Leberspezialisten Prof. Wolfgang Vogel und Prof. Yogesh Chawla ihre umfangreichen Daten- und Gewebebanken zur Suche nach alternativen Behandlungsmethoden.

Das HCC-Projekt ging aus Kontakten hervor, die enthusiastische junge MedizinerInnen aus Europa mit indischen KollegInnen geknüpft hatten und ist - wie hier schon berichtet - Teil der ersten offiziellen Kooperation zwischen einer österreichischen Universität und einem indischen Partner. Das Postgraduate Institute of Medical Education and Research (PGIMER) in Chandigarh am Fuße des Himalaja ist nicht nur eine angesehene Institution zur Facharztausbildung, sondern auch Teil einer Klinik mit riesigem Einzugsgebiet. Entsprechend umfangreich ist die klinische Erfahrung von Prof. Chawla. Trotz hoher Patientenzahlen erreicht die Klinik, wie überall in Indien, nur einen Teil der Betroffenen, der Bedarf übersteigt die Behandlungskapazitäten bei weitem. Die PatientInnen sind meist jung und weisen kaum Hepatitis C auf. Ganz anders ist die Situation in Innsbruck: Die Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie unter Prof. Wolfgang Vogel sieht als Spezialzentrum für Leberkrebs und Lebertransplantation zwar auch zahlreiche PatientInnen, doch überwiegen hier ältere Menschen und solche mit Hepatitis C. Sie können derzeit nur mit einer Lebertransplantation geheilt werden. Entsprechend groß ist das Interesse an alternativen Behandlungsmethoden. Und hier wird die Zusammenarbeit mit den indischen Spezialisten interessant.

Austausch epidemiologischer Faktoren

Das Projekt ist mehrphasig aufgebaut. Im ersten Schritt sollen epidemiologische Faktoren zwischen den beiden Institutionen ausgetauscht werden. Es handelt sich dabei um die Erfassung der klinischen Profile. Im Westen ist das HCC überwiegend ein gefäßreicher Tumor, also sucht man nach den dafür typischen endothelialen Wachstumsfaktoren im Serum. In Indien wird das HCC nicht zu den gefäßreichen Karzinomen gezählt. Anhand des endothelialen Wachstumsfaktors will man nun die Unterschiede zwischen den Profilen erarbeiten. Dies geschieht hauptsächlich durch den elektronischen Austausch von Daten zur Expression von Wachstumsfaktorprofilen zwischen den beiden Institutionen.

Stufenweiser Ausbau

Für die Zukunft ist eine Analyse der umfangreichen Gewebebanken aus Chandigarh vorgesehen. Auf dem Weg dahin sind allerdings noch einige Hindernisse zu überwinden, die Unterschiede in der Situation der jeweiligen Institutionen sind enorm und die Gesetzeslage zur Ausfuhr von Gewebeproben für DNA-gestützte Analysen aus Indien ist noch zu klären. In die Untersuchungspraxis spielen außerdem eine Reihe sozioökonomischer und wissenschaftskultureller Fakten hinein. In Indien werden vor allem Leberbiopsien und kaum Obduktionen durchgeführt, in Österreich ist die Situation umgekehrt. Wegen des riesigen Behandlungsbedarfs und der (quantitativ) eingeschränkten Möglichkeiten sind die indischen Ärzte pragmatischer und fokussieren auf die Machbarkeit von Behandlungen. Trotz guter Infrastruktur und hohem Ausbildungsniveau arbeiten die Spezialisten in Chandigarh nicht annähernd so durchgehend IT-gestützt wie ihre Kollegen hier in Innsbruck. Dennoch ist Prof. Vogel zuversichtlich, mittelfristig die molekulargenetische Gewebeanalyse hier durchführen zu können. Dabei könnte man mit dem Biozentrum und der Gene Discovery Core Facility hochspezialisierte Innsbrucker Einrichtungen miteinbeziehen. Ein derartiges Projekt fügt sich gut in Prof. Vogels langjährige Arbeit über Alternativen zur Lebertransplantation bei HCC ein. Im November trifft er sich zum ersten Mal mit seinen indischen KollegInnen auf dem Jahreskongress der Indischen Gesellschaft für Gastroenterologie in Visakhapatnam in der Bucht von Bengal.