Immer in Bewegung
Sich gemütlich ins Bett zu legen, den Tag Revue passieren zu lassen und friedlich einzuschlafen ist für Menschen die am Restless Legs Syndrom leiden unmöglich. Kaum zur Ruhe gekommen entsteht bei ihnen eine unangenehme Unruhe und sie müssen wieder aufstehen. Das wiederholt sich oft die ganze Nacht. Univ.-Prof. Dr. Birgit Högl, Leiterin des Schlaflabors der Universitätsklinik für Neurologie (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe) erforscht diese Krankheit und behandelt entsprechende Patienten.
Für Menschen, die am Restless Legs Syndrom leiden werden die Abend- und Nachtstunden zur Qual. Sobald sie sich hinlegen oder hinsetzen, entsteht ein zunehmender Bewegungsdrang und ein Unruhegefühl, das sie nicht zur Ruhe kommen lässt oder wieder aus dem Bett treibt. Erst wenn sie die Beine bewegen, lässt das ungute Gefühl nach. Manche PatientInnen sind so mehr oder weniger die ganze Nacht in Bewegung. Sie sind am Tage dann oft müde, unkonzentriert und werden nicht selten auch depressiv, so beschreibt Prof. Birgit Högl, Leiterin des Bereichs Schlafmedizin der Universitätsklinik für Neurologie, die Auswirkungen einer Krankheit, die immerhin bei 10 Prozent der Bevölkerung in Europa und Nordamerika vorkommt. Einmal erkannt und diagnostiziert, lassen sich die Symptome mit Hilfe von Medikamenten relativ einfach in den Griff bekommen, aber genau hier liegt das Problem: Das Wissen über das Restless Legs Syndrom (RLS) ist auch unter Ärzten noch immer nicht genug verbreitet und die Diagnose oft schwierig. Es gibt keine einfachen Laborparameter und auch keine bildgebenden Verfahren, außerdem tun sich die PatientInnen sehr schwer ihre Beschwerden richtig in Worte zu fassen.
Die Diagnose verbessern
Weltweit arbeiten 150 WissenschaftlerInnen in der International Restless Legs Syndrom Study Group (IRLSSG) daran, die Ursachen, die Diagnosemöglichkeiten und den Schweregrad dieser lange Zeit unterschätzten Krankheit zu erforschen und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Im Rahmen einer Bevölkerungsstudie wurde nun erstmals eine neu entwickelte Schwereskala eingesetzt, die auf der Selbsteinschätzung der Betroffenen basiert in dem sie verschiedene Fragen beantworten. Das Ergebnis zeigt, dass ungefähr ein Drittel der Betroffenen an einer leichten und zwei Drittel an einer mäßigen bis schweren Form von RLS leiden. Außerdem wurden erneut bereits bekannte Zahlen bestätigt: Zirka 10 Prozent des kaukasischen Typs (Europäer und Menschen europäischer Abstammung) leiden an RLS. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Daten wurden im Rahmen der Bruneck-Studie erhoben. Die Bruneck-Studie ist eine prospektive Populationsstudie zu Risikofaktoren, Arteriosklerose und Schlaganfall. Sie findet alle 5 Jahre unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Johann Willeit statt. Die Untersuchungen in Bruneck haben auch bestätigt, dass es viele Menschen gibt (über 10 %), die zwar offensichtlich an RLS leiden, bisher aber auch keine entsprechende Diagnose und vor allem keine wirksame Behandlung bekommen.
Gut behandelbar
Mittel der ersten Wahl zur Behandlung des Restless Legs Syndrom sind Medikamente, die den Dopaminstoffwechsel beeinflussen (Levodopa und Dopaminagonisten). Diese Medikamente werden auch in der Behandlung der Parkinsonschen Krankheit verwendet, beim Restless Legs Syndrom kommt es jedoch im Gegensatz zu dieser nicht zu einem Verlust dopaminhaltiger Nervenzellen und die Medikamente können auch wesentlich niedriger dosiert werden. Die Ursachen für RLS sind nach heutigem Wissensstand Störungen des Eisenstoffwechsels im Gehirn. Hier setzt ein weiterer Behandlungsansatz an: Bei Nachweis eines Eisenmangels, und auch, wenn die Eisenspeicher nur relativ knapp gefüllt sind, wird auch Eisen verabreicht. Ist die Krankheit erst einmal bekannt und sind die Patienten entsprechend medikamentös eingestellt, können sie meist mit geringsten Beschwerden oder völlig beschwerdefrei leben. Wir verstärken daher unsere Aufklärungsarbeit zum Restless Legs Syndrom um die Aufmerksamkeit, insbesondere bei den Praktischen Ärzten, zu erhöhen betont Birgit Högl, die auch federführend an der Organisation des Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Schlafforschung beteiligt ist, der kommendes Jahr in Innsbruck stattfinden wird. Unter anderem wird dort das Restless Legs Syndrom ein wichtiges Thema sein.